Freitag, 13. Januar 2017

4 Monate Ghana - Abschied tut weh

Meine lieben eingeschneiten Obrunis! 

Endlich, endlich komme ich zu einem neuen Eintrag – und ich habe absolut keine Ahnung wo ich anfangen soll.. vielleicht erstmal mit einem frohen neuen Jahr! Afeshia pa!
Ich sitze gerade im Wohnzimmer, höre die Hühner gackern und die Ziegen meckern, schwitze wie üblich und kann mir nicht im mindesten vorstellen, dass ich in zwei Tagen fliege – zurück nach Berlin, mitten in den Schnee. Bevor ich aber meinen sentimentalen Monolog halte, möchte ich euch erstmal in Kurzfassung von meiner zweiten Reise berichten (und ja, wir alle wissen, dass ich mich nicht kurz fassen kann!)..


welcome back, northern region! 

Am 23.12. traten Lea und ich also unsere zweite wunderbare Reise an. Wie üblich verlief der Start etwas holprig, denn anders als abgemacht, wurden im Reisebus keine Plätze für uns reserviert. Wir warteten also und mussten beten, dass wir noch mitgenommen werden. Es war ein großes Theater, aber letztendlich gab es einen einzigen Sitzplatz und einen Platz auf den Treppenstufen. Um 22 Uhr abends kamen wir zum zweiten Mal in unserem heißgeliebten Norden Ghanas an. Wie besprochen trafen wir dort auf zwei Freunde und am nächsten Morgen ging es für uns mit dem Bus nach Larabanga. Dort angekommen wurden wir von unserem Freund Daniel abgeholt. Es war super schön, man traf direkt auf bekannte Gesichter, die sich unglaublich freuten, dass wir zurückgekehrt sind. Die kommenden Tage kamen wir bei Daniel unter, er hatte sein Zimmer für uns geräumt und wir waren alle vollkommen sprachlos bezüglich so viel selbstloser Hingabe. Zusammen mit seinen Freunden wohnt er in einem Haus, indem einige Zimmer miteinander geteilt werden. Alle hießen uns willkommen und behandelten uns als würden wir schon immer dazugehören.
Nachmittags wurden wir nach Mole mitgenommen, Daniel und seine Freunde mussten ihre Schicht antreten. Unser Heiligabend startete mit einer Jeep-Safari.  Während ihr also Geschenke ausgepackt und ein leckeres Festmahl genossen habt, standen wir mit offenen Mündern mitten im Busch und bestaunten einen leibhaftigen und wunderschönen Elefanten bei Sonnenuntergang. Und ein besseres Geschenk hätte ich mir nicht wünschen können.
Abends saßen wir alle zusammen, aus 4 wurden schließlich 6 Obrunis, nach Feierabend gesellten sich die Mitarbeiter dazu und jetzt kommt’s: wir tranken Glühwein! Unsere neuen Freunde Pauline und Hannah zauberten uns den leckersten Glühwein und die Ghanaer waren begeistert! Ständig vergaßen wir, dass gerade tatsächlich Weihnachten ist, einfach, weil es so anders war. Aber jeder einzelne von uns fand es in diesem Moment perfekt. Nie werde ich dieses Weihnachten vergessen – mitten in der endlosen Weite der Natur, unseren Elefanten, die Geräusche von Affen und Co. im Hintergrund, ghanaische Hitze, Glühwein und unglaublich tolle Menschen.
Der erste Weihnachtsfeiertag bestand aus einer Safari zu Fuß um 7 Uhr, auch hier sahen wir zwei Elefanten aus einer Entfernung von 15 Metern, es war sehr beeindruckend. Wie bei Leas und meinem ersten Besuch, frühstückten wir anschließend in Larabanga bei der gleichen Frau (ihr erinnert euch bestimmt an das Foto). Später entschieden wir uns nach Mole zu laufen um Transportkosten zu sparen. Dies fand natürlich in der prallen Mittagssonne bei knapp 37 Grad statt, doch es wehte ein guter Wind und da die Hitze im Norden trocken ist, ist es somit viel erträglicher als die schwüle und feuchte Hitze im Süden. Die Straße war gut und so liefen wir etwas über eine Stunde, wir quatschten und die Zeit verging wie im Flug. Es hielten mehrere Autos an und wollten uns mitnehmen, doch wir waren ganz begeistert von unserem Spaziergang!
In Mole angekommen, sprangen wir auch gleich in den Pool, später gab es ein Abendessen und anschließend saßen wir wieder alle beisammen. Obendrein feierten wir Hannahs Geburtstag und als unsere ghanaischen Freunde einen (richtig guten!) Wein hervorzauberten und eine kleine Rede hielten, wie sehr sie sich freuten uns bei sich zu haben, da mussten wir Obrunis tatsächlich mit den Tränen kämpfen.
Unseren letzten Abend am kommenden Tag verbrachten wir nach Feierabend mit allen zusammen in Larabanga. Es wurde getrommelt, getanzt und gesungen. Mittags hatten wir als kleines Dankeschön zwei Kästen Bier besorgt und haben damit eine ordentliche Strecke zurückgelegt. Getragen haben wir die Kästen natürlich auf unseren Köpfen, so wie es sich hier gehört. Die Ghanaer freuten sich über dieses Spektakel!
Am 27.12. war es dann an der Zeit Abschied zu nehmen – und das fiel uns wirklich nicht leicht! Wir bedankten uns wahrscheinlich ungefähr fünfzigmal, während unsere Ghanaer es für selbstverständlich hielten was sie uns alles geboten hatten, wirklich unglaublich. Und wieder einmal bin ich sehr dankbar dafür so tolle Menschen kennengelernt haben zu dürfen.


Zwischenstopp in Nkoranza, operation hand in hand

Von unseren Mitreisenden verabschiedeten wir uns für kurze Zeit, da die beiden nun die Orte bereisten, die wir schon von unserer ersten Tour kannten und Lea und ich verbrachten die nächste Nacht in Nkoranza in dem bekannten wunderbaren Projekt. Auch hier wurden wir direkt wiedererkannt und erneut willkommen geheißen. Und der tolle Shop wurde ein zweites Mal durchforstet!


7 Tage Cape Coast!

Am 28.12. kamen wir dann schließlich erneut in Cape Coast an. Ich kann nicht oft genug wiederholen, wie schön es ist, wenn man einen Ort schon ein klitzeklein wenig kennt und direkt wieder mit offenen Armen empfangen wird! Wir kamen abends an, ein mitreisender Mann aus dem Metro Mass Bus hatte uns, wieder einmal aus reiner Gastfreundschaft, ein süßes vegetarisches Restaurant gezeigt. Dort lernten wir dann drei Menschen kennen, mit denen wir die ganzen nächsten Tage verbrachten, zwei Ghanaer und eine Dänin. Wir aßen, spielten Uno (endlich mal wieder!) und als es spät wurde, liefen wir hinüber ins Oasis und gingen zu Bett.
Den nächsten Tag verbrachten wir mit unseren neuen Freunden an einem Pool eines Hotels, aßen anschließend eine Pizza und ließen den Abend dann im Oasis ausklingen.
Am 30.12. dann wollten Lea und ich eigentlich in den Kakum Nationalpark. Allerdings ging es mir plötzlich ziemlich schlecht. Ich hatte starke Bauchschmerzen, “the running” vom feinsten, heftige Gliederschmerzen, erhöhte Temperatur und mir war übel – also die volle Dröhnung. Ali (Besitzer vom Oasis) war so nett und besorgte mir ein paar Elektrolyte und dazu noch Antibiotika, aber da ich gar kein Fan von Antibiotikum bin und erst recht nicht, wenn ich nicht weiß was mir fehlt, ließ ich diese erstmal weg. Als es später zunehmend schlimmer wurde, entschied ich mich mit Lea und einem unserer neuen Freunde ins Labor zu fahren. Der Malariatest war negativ und auch die Stuhlprobe war unauffällig (wer sich jetzt denkt, dass er das gar nicht wissen wollte: so ist das nun mal, wenn man reist, also habt euch nicht so! Dies ist halt ein ehrlicher Blog!). Nun gut.. doof war, dass ich nun immer noch nicht mehr wusste und genervt war ich auch, da ich Silvester nicht im Bett verbringen wollte. Da es Freitagabend war, gab es eine kleine Party, an der ich so halb teilnahm, mich aber auch ausruhte.
Die gute Nachricht: am Samstag und damit an Silvester war das Leid ganz plötzlich und unerwarteterweise vorbei, fragt mich nicht weshalb – aber ich war mehr als froh! Ich hatte einen fantastischen Start ins Jahr 2017! Es gab eine riesige Party, es waren eine Menge Menschen da, darunter auch ein Haufen Obrunis, es gab tolle Musik (zum Glück auch ganz viel ghanaische, denn das wollte ich unbedingt), eine kleine Schaumparty und als Highlight ein super schönes Feuerwerk und ein großes Lagerfeuer mitten am Strand mit Blick auf das Meer. Irgendwann gegen Morgen entdeckten wir acht Babyschildkröten und halfen ihnen den Weg ins Meer zu finden.
Die darauffolgenden Tage verbrachten wir einfach am Strand. In der Sonne kann man nicht sagen, denn zu dieser Zeit war Harmattan. Das ist die Zeit, in der der Saharastaub hierher weht und sich wie ein Schleier über das Land legt. Es sieht aus wie Dunst, die Sonne verschwindet dahinter und man hört jeden Menschen husten. Es wurden sogar einige Flüge in Accra wegen schlechter Sicht gecancelled.
Am 03. Januar waren wir dann zu dritt im Kakum Nationalpark. Wir liefen über die Hängebrücken, den Canopy Walkway, bestehend aus sieben Brücken in 45 Metern Höhe. Es war beeindruckend, machte großen Spaß und ich habe den Regenwald in vollen Zügen genossen.
Am 04.01. verabschiedeten wir uns vorerst von Cape Coast. Sieben wunderbare Tage hatten wir hier verbracht. Wie beim letzten Mal waren wir untergebracht in einem super Dorm und zahlten für eine ganze Woche gerade mal lächerliche 140 Cedi, das sind knapp 31 Euro!


nice to meet you again, Busua & Cape three points!

Es zog uns wieder nach Busua. Dort verbrachten wir zwei Nächte im Dorm der Scorpion Hill Lodge, ein bisschen abgelegen und super schön. Lustigerweise trafen wir hier wieder auf Pauline und Hannah und waren somit zu viert unterwegs. Wir fanden sogar ein richtiges Café, es gab Brownies!!!
Nach zwei Tagen ging es weiter nach Cape three points, hier hatten wir für eine Nacht im Escape three points reserviert. Auch, wenn dies ein teurer Spaß ist, ist es dort einfach zu schön und auch seinen Preis wert. Wieder gab es ein “nice to meet you again and welcome back!”. Wir warfen uns noch einmal in die Wellen und legten uns an den Strand. Das Dinner war wie gewohnt zum niederknien, wir tranken ein bisschen Akpeteshie (der lokale Schnaps, falls noch nicht erwähnt) und quatschten mit dem Mitarbeiter Francis, es war sehr lustig! Leider vergingen die Stunden viel zu schnell und am nächsten Morgen um 6 Uhr erwartete uns schon wieder das Trotro. Es ging zurück nach Cape Coast, da es auf unserem Weg lag und wir verbrachten noch einmal 2 tolle Tage dort. Ein letzter Blick aufs Meer, dann ging es sehr schweren Herzens zurück nach Koforidua.
Zuhause erwartete mich eine kranke Gastmutter, die Ärmste hatte es über Weihnachten und Silvester komplett aus der Bahn geworfen. Inzwischen wird es aber besser. Mein Gastvater freute sich wahnsinnig und nahm mich auch direkt in den Arm, das war sehr rührend! Allerdings haben wir ein mittelschweres Wasserproblem.. fließendes Wasser gibt es nicht mehr (was jedoch schon öfter vorgekommen ist), doch unser Wassertank ist auch fast leer. Wir müssen also alle sehr sparsam sein. Da das Wasser im Tank nun ganz unten ist, muss ich mit einem Eimer mit Schnur das Wasser einfangen, das ist gar nicht mal so einfach! Das Wasser ist auch nicht mehr ganz sauber, da sich unten im Tank all der Dreck sammelt. Ich kann wieder einmal nur sagen, dass ich während meiner Zeit in Ghana wirklich gelernt habe, dass Wasser eben nicht selbstverständlich ist und ich nun weiß was Wasserknappheit bedeutet und ja, ich werde euch allen damit auf die Nerven gehen und über Verschwendung meckern!
Die letzten Tage haben wir nun mit Koffer packen und dem finalen Friseurbesuch verbracht. Außerdem genieße ich das Beisammen sein mit meiner Gastfamilie noch einmal ganz besonders.

Unglaublich, dass ich am Sonntag fliege. Bei Lea geht es morgen schon los. Die letzten Tage, eigentlich schon die letzten Wochen, wurde ich ganz schön wehmütig, wie ja in meinem vorherigen Beitrag auch schon erwähnt. Mir ist natürlich bewusst, dass es daran liegt, dass mich das Reisefieber gepackt hat. Im Projekt würde es mir sicherlich wieder anders ergehen. Und Ghana hat mir den Kopf verdreht. Inzwischen fühle ich mich hier sehr zuhause. Ich finde es erstaunlich, wie schnell man sich doch an ein völlig anderes Land und auch Leben gewöhnen kann. Ohne zu zögern würde ich noch bleiben. Aber nun muss ich zurück, werde aber definitiv und hoffentlich bald wiederkommen können. Natürlich freu ich mich aber auch meinen Freund, Familie und Freunde wiederzusehen. Und auf so einige Dinge, die Liste ist lang. Der Schnee gehört aber nicht dazu, da bevorzuge ich definitiv das Meer und den Strand!

Sobald ich heil auf deutschem Boden angekommen, wird es noch einen netten Epilog von mir für euch geben und natürlich auch einen Haufen Fotos!
Ich möchte mich schon einmal bei all euch fleißigen Lesern bedanken und bei allen, die mich während der letzten 4 Monate begleitet und unterstützt haben – auf welche Weise auch immer, danke!!

Ich freue mich auf euch!!!!
Bis ganz bald, eure *Ama aus Ghana 

*(mein ghanaischer Name, da ich an einem Samstag geboren wurde)

1 Kommentar:

  1. Es hat viel Spaß gemacht deinen Blog zu lesen. Vielen Dank dass du deine Erfahrungen hier mit uns geteilt hast. Nun wünsche ich einen guten Flug :) alles Liebe von Kathi

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