Donnerstag, 22. Dezember 2016

Malaria für den Obruni?

Ihr Weihnachtlichen..!

Hier ein kurzer Bericht zu den letzten Tagen.. eigentlich gibt es nicht viel zu erzählen, denn die letzten Tage hab ich als kranker Obruni zuhause verbracht. Wie ihr ja wisst, hatte ich mich schon seit einigen Tagen nicht besonders gut gefühlt. Daher beschloss ich am Sonntagabend, mich vorsichtshalber mal testen zu lassen. Da ich das Privileg habe, dass mein Gastpapa Labortechniker ist, konnte er mich am Montagmorgen mit zu seiner Arbeit nehmen und mir mal eben ein bisschen Blut abnehmen. Es ging alles ratzfatz und er sagte mir, er komme dann abends mit dem Ergebnis und gegebenenfalls mit Medikamenten nachhause.
Also traf ich mich anschließend mit Lea und wir fuhren ins Waisenhaus. Wie erwartet, da jetzt Ferien sind, war leider überhaupt nichts los. Ein paar Waisen waren natürlich da. Wir spielten mit den Älteren und kuschelten ein bisschen mit den Kleinen. Allerdings mussten die Kinder auch den Haushalt erledigen und so verschwanden sie schnell wieder. Dann durfte ich noch Wasser pumpen. Das war aufregend – und anstrengend! Wir wissen überhaupt nicht wie gut wir es haben.. Nach einigen Eimern hatten meine verwöhnten Hände direkt Blasen geworfen. Ansonsten gab es leider, leider nicht mehr zu tun für uns, sodass wir uns gegen Mittag wieder verabschiedeten. Da wir “unsere” Kinder nun nicht mehr antreffen würden und nützliche Arbeit fehlte, entschieden wir auch gleich, dass dies unser letzter Tag im Waisenhaus war. Wir bedankten und verabschiedeten uns. Es fragte auch niemand erstaunt nach, warum unsere Zeit denn nun schon vorüber war. Nun ja.. Auch wenn ich die Kinder kaum kennengelernt habe, fehlen sie mir jetzt schon.
Wir gingen wieder einmal zur Post und ich fragte die, mittlerweile völlig entnervte Frau hinter dem Tresen, ob mein Paket denn nun endlich da sei. Sie pampte mich ziemlich an und verneinte. Schließlich stellte sich heraus, dass es natürlich schon seit letzter Woche da war. Ich war ziemlich wütend, auch wenn es mich eigentlich nicht überraschte. Nun hieß es, dass der Besitzer der Postbox mit seinem Schlüssel herkommen müsste um die Benachrichtigung entgegenzunehmen. Und dann könne ich mein Paket abholen. Völlig hektisch rief ich also meine Gastmutter an, die wiederum meinen Gastvater anrief. Wie durch ein Wunder, konnten wir uns kurze Zeit später bei der Post treffen. Nach Ewigkeiten dann bekam ich mein Paket und musste es vor den Augen einer Beamtin öffnen. Sie wühlte kurz fachmännisch darin herum, klebte es wieder zu, ich zahlte knapp 16 Cedi und dann war es endlich Mein! An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle, die daran mitgewirkt haben, ich habe mich wahnsinnig gefreut!! Auch mein Gastvater bekam ein Paket und lustigerweise war es von meinem Vor-Bewohner, der ein Jahr lang bei meiner Gastfamilie lebte, auch im Waisenhaus gearbeitet hatte und nur wenige Wochen vor meiner Ankunft zurück nach Deutschland ging.
Während wir warteten erklärte mir mein Gastvater, dass meine Blutwerte nur noch knapp im Normbereich liegen und es sein kann, dass es für einen Test einfach noch zu früh ist, aber Malaria sich anbahnen könnte. Daher riet er mir die Medikamente vorsorglich einzunehmen. Besonders wohl war mir bei solchen Medikamenten nicht, aber wenn ich einen richtigen Malaria-Ausbruch verhindern konnte, dann wollte ich das natürlich tun. Also nahm ich drei Tage jeweils drei Tabletten ein. Ich hatte starke Rücken – und Bauchschmerzen, wobei ich nicht sagen kann, ob es vom Medikament oder der eventuellen Krankheit an sich kam. Ich verbrachte die Tage durchgehend mit Lesen im Wohnzimmer, während die Enkelkinder fern schauten. Gestern fing es dann allmählich an mir besser zu gehen, dafür suchte mich aber eine ordentliche Migräne heim, die mich die ganze Nacht und den ganzen heutigen Tag ausknockte. Unpassenderweise musste ich mit Lea in die Stadt um unsere Klamotten bei der Schneiderin abzuholen und um zur Bank zu gehen. Auf dem Rückweg wäre ich beinahe weggeklappt, aber Lea war so lieb und begleitete mich den ganzen Berg hinauf bis vor meine Tür.
Zuhause legte ich mich also nochmal schlafen, was eher schlecht als recht klappte, da ich durchweg ein Ziegengemecker hörte, was direkt neben meinem Bett stattzufinden schien!
Erneut wurde also der Rucksack gepackt, denn morgen früh um 6 Uhr geht es los. Dieses Mal fahren wir mit dem Trotro nach Bunso und von dort aus steigen wir in den altbekannten Reisebus, der uns wieder nach Tamale bringt. Dort werden wir zwei andere Freiwillige treffen und mit ihnen Weihnachten in Mole und Larabanga verbringen. Anschließend geht es nach Cape Coast um dort Silvester zu feiern. Weiter nach Cape three points um noch einmal ein paar Tage am Strand zu verbringen. Dann wird es langsam, aber sicher Zeit um nach Koforidua zurückzukommen. Und dann ist es gar nicht mehr lang und ich trete meinen Rückflug an (etwas, was ich mir bisher absolut nicht vorstellen kann!).
Ich denke, ihr werdet in meinen letzten Tagen noch einmal etwas von mir lesen. Ich freue mich sehr auf euch alle!

Ich wünsche euch Rot(z)nasen ein wunderbar besinnliches Weihnachtsfest und einen fantastischen Rutsch in das neue Jahr!! Möget ihr viele eurer Wünsche für das neue Jahr in die Tat umsetzen können!

Fühlt euch alle fest gedrückt! Eure Roxy aus Ghana


Sonntag, 18. Dezember 2016

3 Monate Ghana!!

Liebe Leser,

eine weitere Woche ist vergangen und ich bin nun seit sage und schreibe 3 Monaten in Ghana. Aber nun erstmal zu meinem letzten Wochenende, welches wirklich der Knaller war!

Lea und ich waren Freitag bis 11:30 Uhr im Waisenhaus und haben uns dann schließlich mit unserer Mitreisenden getroffen. Mit dem Trotro ging es dann nach Tema und von dort aus nach Savietula. Nach guten 4 Stunden waren wir angekommen. Schließlich ging es mit dem Taxi zu unserem Hotel, denn die Lodge, in der die Party stattfinden würde, war leider schon lange ausgebucht. Dort hatte man für uns gebucht. Wir machten uns also kurz frisch und dann ging es zur meet me there african home lodge. Geführt von einem Engländer, der mit gerade mal 19 Jahren nach Ghana kam, die Lodge übernahm (und wiederaufbaute, da sie durch ein Feuer zerstört wurde) und außerdem seine eigene Organisation gründete und nun seit mittlerweile 8 Jahren in Ghana lebt. Sehr beeindruckend, wie ich finde. Lest selbst: “we are a not-for-profit lodge which supports the work of our NGO ‘Dream Big Ghana', a charity dedicated to improving sanitation and health care for local people” (http://www.ghanameetmethere.com)
Es ist aber nicht nur eine gute Sache, sondern auch ein wahres Paradies dort. Es war wirklich gut organisiert, es gab ein super Programm und außerdem wurden alle, die eben in dem anderen Hotel untergebracht waren, abgeholt und wieder hingebracht. Am Freitag gab es also Abendessen (Redred) und eine Menge wirklich guter Musik. Besonders angetan hat es mir außerdem der “banana daiquiri”, viel zu köstlich! Später gab es ein gemütliches Lagerfeuer, es wurde getrommelt und getanzt. Gegen Mitternacht gab es dann den Transport zurück, man wollte uns ausgeschlafen für den Samstag haben. Dieser startete mit einem leckeren Frühstück, bestehend aus Pancakes und Früchten. Anschließend legten wir uns in die Sonne und schwammen im Fluss. Um 12 Uhr mittags ging es los zur Bootstour. Unser Transportfahrzeug für diese Tage war übrigens ein Pick Up, wir saßen also alle hinten auf der Ladefläche und freuten uns wie verrückt darüber. Auf diesem Wege ging es also auch das kurze Stück bis zur Anlegestelle. Von dort aus fuhren wir mit einem riesigen Kanu (aber mit Motor) ein paar Minuten bis wir am nächsten paradiesischen Ort und am Meer ankamen. Es hätte nicht perfekter sein können.. unser Ziel war eine hübsche Bar mitten am Strand, es lief Musik, es gab eine Menge lachende Kinder mit denen wir tanzten und Fußball spielten. Zum Lunch gab es leckere Wraps. Dort verbrachten wir also ein paar Stunden, badeten im Meer (Wellen mal wieder unglaublich stark, man musste wirklich vorsichtig sein), sonnten uns und lernten wieder viele interessante Menschen kennen. Die Atmosphäre war wirklich traumhaft. Schließlich ging es mit Boot und Pick Up wieder zurück zur Lodge. Bald darauf gab es fried rice mit Hühnchen und Salat zum Abendessen und es war wieder einmal richtig gut. Wir wurden noch einmal zu unserem Hotel gebracht und konnten uns frisch machen. Dann startete der Samstagabend mit einer ghanaischen Band, es wurde wieder getrommelt und getanzt. Später dann legte ein DJ auf (ebenso Brite und Freund des Inhabers), dessen Musik einen wirklich umgehauen hat! Es wurde also getanzt bis die Füße Feuer fingen. Es war ein super Abend. Gegen 3 Uhr morgens wurden wir ins Hotel zurückgebracht und waren um 10 Uhr zum Frühstück (spanish omelette mit Toast) wieder da. Alle ziemlich fertig, aber gut drauf! Es wurde noch einmal gebadet, sich ausgeruht und gegen 13 Uhr sind wir dann mit zwei anderen deutschen Mädels widerstrebend losgefahren. Die Rückfahrt war in Ordnung – bis auf die Polizeikontrolle, die unsere Pässe sehen wollte. Es war eine Frau, die super streng und super unhöflich war. Die anderen zwei hatten tatsächlich ihre Pässe dabei, Lea, Antonia und ich haben uns nur gegenseitig wie Autos angeschaut (für einen Wochenend-Ausflug Pässe mitnehmen!?). Wir mussten aussteigen, die Frau wäre uns beinahe an die Gurgel gegangen und schleifte uns zu dem Chef. Dieser war vollkommen in Ordnung und es zeigte sich wieder der enorme Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Beamten hier in Ghana. Glücklicherweise hatte ich Fotos von meinem Pass und meiner Visumsverlängerung auf meinem Handy. Und das hat uns dann schließlich gerettet. Eigentlich hat es den Officer auch gar nicht interessiert, er hat sich das Foto nicht einmal richtig angesehen. Die Beamten Ghanas wollten uns nur wieder einmal zeigen, wer hier die Hosen anhat. Nun gut, das Herz ist mir aber trotzdem erstmal in meine eigene Hose gerutscht! Gegen 19 Uhr kam ich dann zuhause an.

Montag: die Woche startete erstmal ganz gut, ich freue mich immer sehr, wenn ich die Kinder sehe und erst recht, wenn sie lachend angerannt kommen. Der Tagesablauf war der übliche, ich spiele mit den Kindern, füttere sie, achte darauf, dass die Windel gewechselt wird und lege sie zum Schlafen hin.
Doch an diesem Tag habe ich dann zum ersten Mal in 3 Monaten Ghana die Beherrschung verloren. Es war gerade Schlafenszeit und aus irgendeinem Grund waren diesmal auch die Kindergartenkinder mit bei uns im “Tempel”. Schlafen sollten sie nicht, nur still an der Wand sitzen. Ich weiß nicht weshalb, aber Madame Linda hat dann entschieden, dass sie mal ein paar Schläge mit dem Rohrstock verteilt. Ich rief ihr dann zu “it’s enough!”, das fand sie wahnsinnig lustig und Madame Hannah hat direkt mitgegrölt. Daraufhin meinte ich, dass es nicht lustig sei (und war natürlich schon ziemlich wütend) und es wurde doch tatsächlich erwidert, dass es sehr lustig sei. Da habe ich sie dann angeschrien, dass es absolut nichts amüsantes am schlagen gibt und habe sie obendrein als dumm bezeichnet. Aber nicht mal das konnte sie beeindrucken, sie kam aus dem Lachen gar nicht mehr heraus (und es war für den ganzen restlichen Tag der Witz des Tages). Ich bin dann erstmal heraus gegangen und habe tief durchgeatmet. Eine ältere Schülerin kam heraus und meinte “don’t mind them”, das war irgendwie sehr lieb von ihr. Nun ja, mit den beiden Frauen sprach ich den restlichen Tag nur noch das Nötigste, wütend war keiner auf mich, wohl aus dem Grund, da sie mich eh nicht ernst genommen haben. Alina ging kurz darauf nachhause, da sie es nicht mehr aushielt..

Noch etwas zum Freitag: kurz bevor Lea und ich frühzeitig gingen, brachte ein Kind einen unserer Jungen zu uns und nach ein paar Sekunden sah ich, dass ein ordentliches Stück der Haut an seinem Bein fehlte und es blutete wie verrückt. Ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen, der Junge sagte keinen Ton dazu. Wir gaben also Bescheid, Alina hatte mal einen Verbandskasten gesehen und holte diesen. Der Koffer war groß und ich war schon total begeistert – er beinhaltete allerdings nur ein paar Pflaster und ein paar schmutzige Tücher. Madame Hannah hatte die Ruhe weg und kam nach langer Wartezeit mit etwas ähnlichem wie Desinfektionsmittel und einer lila Salbe wieder, die sieht man hier auf jeder Wunde. Da fing dann der kleine Kofi natürlich wie verrückt an zu schreien, ich versuchte ihn bestmöglich festzuhalten und gleichzeitig zu beruhigen. Am Ende wurde dann ein Pflaster aufgedrückt, wobei sie nicht wusste wie und ich sie in letzter Sekunde noch davon abhalten konnte die Klebeseite auf die Wunde zu drücken. Am Ende bekam Kofi dann einen wohl liebevoll gemeinten Klatscher auf den Rücken. Es ist Wahnsinn, wie hart die Kinder hier im Nehmen sind – eben weil sie es müssen.

Am Dienstag brachte ich einen Haufen Luftballons mit und die Kinder freuten sich sehr. Da sie, wie schon erwähnt, immer und alles in den Mund nehmen, platzten laufend Ballons, doch es löste nur noch mehr Begeisterung aus und die Kinder lachten sich schlapp. Es war ein riesen Spaß. Später dann kam die oberste Waisenhausmutter vorbei und nahm mir den kleinen Enchi vom Schoß mit der Begründung, dass er zu viel kuschelt. Sie dachte wohl, ich wäre froh über diese Erlösung und versuchte mich dafür zu begeistern über ihn herzuziehen. Wieder sagte ich, dass es völlig in Ordnung und ein normales Bedürfnis ist (ich komme mir inzwischen wie eine defekte Schallplatte vor) und nahm in einfach wieder ganz frech in meine Arme. Sie sah mich nur mitleidig an.
Ein paar Tage zuvor hatte mir Madame Hannah übrigens erklärt, dass die Kinder nicht so viel essen sollen, da sie dann so viele Geschäfte verrichten müssen (und auf diese Arbeit hat sie natürlich keine Lust).
Nachmittags ging es zur Schneiderin und es wurde noch eine Menge an Kleidung in Auftrag gegeben

Der Mittwoch verlief recht unspektakulär. Die Frauen geben alle möglichen Aufgaben an uns ab, worüber ich sehr froh bin, so gibt es etwas zu tun und ich kann es auf meine Art und Weise machen. Und die Kinder freuen sich so sehr, wenn man sich mit ihnen beschäftigt. Besonders amüsant ist der kleine Lima. Er läuft gerne durch den Tempel und spielt Pastor. Dabei tut er so als hätte er ein Mikrofon, erzählt etwas, reißt dann die Hand in die Luft und schreit “Hallelujah!”. Und ausnahmslos jedes Kind, unabhängig davon was es gerade tut, antwortet mit “Amen!”. Es ist total lustig es mit anzusehen und inzwischen antworten Alina, Lea und ich auch immer ganz automatisch mit “Amen!”.

Am Donnerstag lösten wir unser Versprechen ein und fuhren statt ins Waisenhaus zu unserem alten Projekt. Wir hatten fruit bread und Kekse gekauft und wollten unseren Kindern eine kleine Freude bereiten. Es war der letzte Schultag und leider fehlten viele Kinder. Die, die dort waren, freuten sich aber riesig und auch die Lehrer begrüßten uns freundlich. Dort verbrachten wir dann einige Zeit und spielten mit den Kindern. Als wir uns schließlich auf den Weg machten, wollte Antoanette uns partout nicht gehen lassen und es brach uns das Herz..
Anschließend ging es auf den Perlenmarkt, dort deckten wir uns wieder mal neu ein.  Abends merkte ich dann schon, wie sich offenbar eine Erkältung anbahnte und ging auch früh zu Bett.

Freitags dann war der erste Ferientag und Madame Hannah hatte uns gesagt, dass es nicht nötig sei zu kommen. Das passte uns allerdings ganz gut, denn so konnten wir nach Aburi zum craft village fahren und unsere Besorgungen machen. Dort wurden wir stürmisch begrüßt, sogar unseren Freund Isaac vom Perlenmarkt trafen wir dort (seine Mutter hat einen Stand im craft village). Wir verbrachten dort einige Stunden bis wir schließlich mit gefüllten Rucksäcken die Heimreise antraten.

Am Samstag kamen die drei Enkeltöchter meiner Gasteltern an und sorgen seit dem für ordentlich Wirbel. Sie sind aber ganz lieb und die Jüngste weicht mir kaum noch von der Seite. Ich ging dann mit meinem Gastpapa zu einer Hochzeit, welche in der Kirche stattfand, in der ich schon einmal zur Sonntagspredigt war. Eigentlich fühlte ich mich gar nicht fit, aber ich wollte mir keinesfalls eine ghanaische Hochzeit entgehen lassen. Wie es sich für Ghana gehört, startete diese natürlich nicht um 10 wie angekündigt, sondern eine gute Stunde später. Es erinnerte mich stark an die Predigt damals, es wurde gesungen und unzählige Male gebetet. Das Paar wurde getraut und die Braut legte auch noch eine gesangliche Performance hin. Irgendwann war dann die Trauung vorbei und es sollte an einen anderen Ort zur Party gehen. Ich fühlte mich allerdings total schwach, konnte mich kaum noch auf dem Stuhl halten und beschloss lieber nachhause zu gehen. Zuhause angekommen kam es leckeren jollof rice von außerhalb, welchen meine Gastmutter mitgebracht hatte und anschließend schlief ich ein paar Stunden, was gar nicht so einfach war bei dem ungewohnt vollem Haus. Abends gab es dann Redred (Kochbananen mit Bohnen) und wir verbrachten den Abend alle zusammen im Wohnzimmer. Bald schlief einer nach dem anderen ein und ich ging auch ins Bett.

Heute am Sonntag gab es zum Frühstück “ricewater” und das kann man sich auch so vorstellen: aufgeweichter Reis mit Wasser und ein bisschen Kondensmilch. Schlecht schmeckte es nicht, nur ungewohnt. Danach wurde ein großer Haufen Wäsche gewaschen. Da ich eigentlich nur eine Erkältung habe und mich aber schon seit Tagen ungewöhnlich schwach und schlapp fühle, werde ich morgen wahrscheinlich mit meinem Gastvater mit zu seiner Arbeit fahren (Koforidua Clinic) und mein Blut testen lassen.. Schließlich geht es am Freitag schon wieder auf Reisen und da möchte ich fit sein oder zumindest wissen, ob mir etwas fehlt.

Und nun noch eine große Ankündigung. Wie die meisten von euch ja schon wissen, habe ich mich nach langem hin und her dafür entschlossen früher zurückzukehren. Dies hat verschiedene Gründe, es ist aber alles überhaupt nicht dramatisch und inzwischen kann ich mich auch gut mit dieser Entscheidung abfinden. Einerseits neigen sich meine Geldvorräte nun leider dem Ende. Es war von Anfang an sehr schwierig mir diese Reise zu finanzieren, umso stolzer bin ich, dass ich es trotzdem geschafft und nicht darauf verzichtet habe. Des Weiteren denke ich inzwischen ganz anders über das Thema Freiwilligenarbeit (dazu wird es etwas im Epilog geben) und wie ich auch schon angedeutet hatte, fühle ich mich unter aktuellen Bedingungen nicht nützlich genug. Ich bin mehr als dankbar, dass die Arbeit im Waisenhaus anders verläuft und ich die Möglichkeit bekommen habe, einen Einblick in zwei Projekte zu bekommen. Würde es finanziell anders aussehen, würde ich definitiv meine restliche Zeit mit reisen verbringen oder mich einem sinnvollen Projekt widmen (wie dem Bau der Bücherei, wie es die oben erwähnte Organisation derzeit tut). Auch Lea wird Ghana frühzeitig verlassen, da die Arbeit im Waisenhaus für sie kaum eine Verbesserung darstellt und es für sie noch einmal um einiges schwieriger zu ertragen ist.

Somit werde ich nun am 15.01.2017 abends meinen Flug antreten und am 16.01. morgens im eisigen Berlin ankommen. Wenn ich darüber nachdenke, sind meine Gefühle sehr gemischt. Seit mein Flug umgebucht wurde, werde ich jeden Tag etwas wehmütiger. Natürlich freue ich mich jetzt schon wahnsinnig auf meinen Freund, meine Eltern, meine Freunde, mein Zuhause. Die Liste mit den Dingen auf die ich mich freue, ist lang. Mindestens genauso lang ist aber auch die Liste mit jenen Dingen, die ich in Ghana sehr vermissen werde. Ich habe mich definitiv in dieses Land verliebt. Zugegebenermaßen hatte ich es nicht gedacht. Ich weiß noch genau, wie ich anfangs zu Lea meinte, dass Ghana wohl nicht zu meinen Favoriten wird. Da war ich definitiv zu voreilig. Besonders schwer wird es mir fallen mich von meiner tollen Gastfamilie zu verabschieden. Sie sind mir sehr ans Herz gewachsen und dieses Haus hier sehe es als mein ghanaisches Zuhause an. Generell habe ich mich mittlerweile an so viele Dinge gewöhnt und hab das Gefühl, ich weiß gar nicht mehr so recht wie das berliner Leben so läuft. Ich habe das Gefühl schon viel länger als 3 Monate hier zu sein. Es ist Wahnsinn wie schnell man sich doch an Dinge gewöhnt, obwohl man sich am Anfang fragt wie das nur möglich sein soll. Ich werde die ghanaische Gastfreundschaft unglaublich vermissen. Es wird wahrscheinlich seltsam sein, nun wieder ein stinknormaler Passant auf der Straße zu sein. Schon seit langem bin ich die Obruni-Rufe gewohnt und reagiere darauf als wäre es mein Name. Es wird mir fehlen, dass niemand quer über die Straße schreit, mich begrüßt, fragt wie es mir geht und mir einen tollen Tag wünscht. Davon könnte man sich bei uns wirklich eine Scheibe abschneiden. Auch das Trotro-Fahren wird mir sehr fehlen. Ich liebe diese wackligen und holprigen Fahrten, bei denen man sich diese unglaubliche Natur anschauen kann. Ich könnte noch ewig weitererzählen, was ich alles vermissen werde, aber das würde wohl den Rahmen sprengen. Ich hoffe, dass es kein allzu großer Schock wird in das kalte und trübe Deutschland zurückzukommen, wo ich doch hier Tag für Tag geschwitzt habe und um mich herum alles so grün war. Ich bin noch lange nicht fertig mit Ghana, ich denke, ich werde sehr bald zurückkommen. Es ist schön, wenn man einen weiteren Ort auf der Erde gefunden hat, den man nun ein klein wenig kennt und an dem man sich zuhause fühlt.
Nun ist es also gar nicht mehr lang, einerseits scheint die Zeit zum Ende hin langsamer zu laufen, andererseits vergeht es mir viel zu schnell. Am Freitag werden wir also nochmal die lange Reise in den Norden antreten. Somit wird Donnerstag schon unser letzter Tag im Waisenhaus sein. So kurz zu bleiben war natürlich nicht geplant und den Kindern gegenüber ist es nicht fair. Auch wenn ich fürchte, dass sie es inzwischen gewohnt sind, dass Leute kommen und gehen. Und natürlich kann man auch sie nicht “retten”, aber ich würde es gerne.

Nun, so viel dazu. Ich hoffe, ihr hattet alle einen tollen dritten Advent! Nach wie vor vermisse ich euch, aber nun ist es ja wirklich überhaupt nicht mehr lang bis ich euch knuddeln darf und ihr euch all meine Geschichten noch einmal anhören dürft!

Sonnige Grüße aus Ghana!! Eure Roxy



Fahrt auf dem Pick Up!
 
Bootsfahrt
Ankunft im Paradies!!


..wenn das mal keine Freude ist..!

(die Schuhe!)

Antonia und ich





Donnerstag, 8. Dezember 2016

Start im Waisenhaus

Hallo meine lieben Obrunis,

Nach meinem kilometerlangen Reisebericht, der euch hoffentlich gefallen hat, möchte ich euch nun ein bisschen etwas über meinen neuen Alltag erzählen.

Seit Donnerstag, dem 1. Dezember arbeite ich nun im Waisenhaus. Lea und ich fahren gegen 8 Uhr mit dem Taxi zur Station und steigen dort in ein Trotro nach Suhum. Morgens kommt man gut durch und so sind wir nach 30 Minuten angekommen. Von dort aus laufen wir noch gute 5 Minuten und kommen schließlich am jehova rapha children’s home an.
Der Donnerstag war eher ernüchternd und genauso wie ich es erwartet habe. Vielleicht habe ich mich mittlerweile auch ein winziges bisschen an das ghanaische System gewöhnt, sodass ich nicht erneut (wie damals als ich anfing im Kindergarten zu arbeiten) völlig aus den Wolken fiel. Begrüßt wurden wir nicht so wirklich und herumgeführt oder etwas erklärt schon gar nicht. Zum Glück gibt es ja aber Alina, eine Freiwillige, die auch seit September in Ghana ist. Somit konnte sie uns ein wenig aufklären. Es ist ziemlich unübersichtlich, man weiß nie so recht welches Kind wo hingehört, denn zum Waisenhaus gehört auch eine Schule. Wir befanden uns erstmal in einem riesigen Raum, vergleichbar mit einer Aula. Als wir ankamen, fuhren die Kinder mit Dreirädern und Bobbycars durch den Raum und ich war erstmal ziemlich beeindruckt! Außerdem gibt es auch eine große Tasche mit Spielzeug: ein paar Stofftiere, Bausteine und jegliches Plastikspielzeug. Viele Sachen sind schon kaputt, abgenutzt oder eben einfach Plastikschrott, dennoch ist es super, dass es überhaupt etwas gibt und die Kinder hüten diese Dinge wie Schätze. Wir dürfen dann mit den Kindern auf geflochtenen Matten sitzen, das Spielzeug auspacken und mit ihnen spielen. Fast so wie in einer richtigen Kita. Die Kinder in diesem Raum sind so 1 bis 3 Jahre alt. Es gibt auch Säuglinge, auf die wir allerdings bisher nur einen kurzen Blick erhaschen konnten. Die zuständige Frau in jenem Raum heißt Hannah. Sie sitzt auf einem Stuhl hinter einem großen Tisch, legt sich aber auch gerne mal auf diesen oder auf den Boden. Die meiste Zeit verbringt sie mit essen oder schlafen. Und sie kommandiert sehr gerne, sowohl die Kinder als auch uns. Letztens forderte sie Alina auf ihr eine Tasche zu reichen, die vor ihrer eigenen Nase auf dem Tisch lag. Doch sie war einfach zu faul sich nach vorne zu lehnen und so musste Alina ein Kind absetzen, aufstehen, hinlaufen und ihr die Tasche reichen. Da kann man eigentlich nur den Kopf schütteln und lachen (ich persönlich wäre dieser lächerlichen Aufforderung auch einfach nicht nachgekommen). Sie lässt uns also gerne jegliche Dinge erledigen und genießt ihre Freizeit. Ich finde das eigentlich super, denn je mehr ich zu tun bekomme, umso beschäftigter bin ich eben und das möchte ich sein.
Die Kinder sind alle unglaublich süß. Am ersten Tag waren sie noch sehr zurückhaltend, inzwischen weichen sie uns aber kaum noch von der Seite und genießen die Zuneigung, genau wie unsere Kinder im Kindergarten. Allerdings ist (zum Glück) kaum jemand Waise, wie man eigentlich annimmt. Die meisten Kinder werden nachmittags oder aber am Wochenende von ihren Eltern abgeholt. Wie gesagt, es ist alles sehr verwirrend und undurchsichtig..
Es gibt morgens Frühstück, meistens Reis, und später ein Mittagessen. Jedes Kind hat eine Schüssel. Doch wenn es keine hat, dann fällt auch das Essen aus. Enchi, ein kleiner Junge, der tatsächlich ein Waise ist, saß letztens schweigend neben all den essenden Kindern. Ich fragte also warum er denn nicht mitesse. Die Antwort war, dass er eben keine Schüssel besitze. Und nun stellt man sich natürlich die Frage, woher denn ein Waisenkind auch eine Schüssel haben soll!? Also erklärte ich ihr geduldig, dass ich denke, dass er nichtsdestotrotz etwas essen sollte und man sich auch eine Schüssel leihen könnte. So bekam Enchi also doch noch etwas in den Magen.
Ab und zu wird auch mal die Windel gewechselt, allerdings nur, wenn es sich wirklich nicht mehr vermeiden lässt, denn Windeln sind Mangelware. Ich wechselte also schon Windeln, die wirklich randvoll waren und das nicht nur mit Pipi.. die Kinder sitzen dementsprechend viel zu lange in der vollen Windel, wenn sich niemand darum kümmert. Feuchttücher gibt es natürlich nicht, nur Toilettenpapier und Wasser ist eben auch Mangelware. Jeder, der schon mal eine Windel gewechselt hat, der kann sich wahrscheinlich gerade vorstellen was für eine Herausforderung das ist und vor allem wie ungesund und unangenehm es für die Kinder sein muss.
Die Kinder nehmen alles in den Mund, was ja nicht ungewöhnlich ist. Allerdings schätze ich, dass sie es auch tun,  weil sie hungrig sind und nach einem Ersatz suchen, denn es wird alles ordentlich zerkaut.
Entweder vor oder nach dem Mittagessen schlafen die Kinder. Geweckt werden sie, indem ihnen ein paar mal auf den Rücken oder auf das Bein gehauen wird oder indem sie einfach an einem Arm hochgerissen und hingestellt werden. Eine wirklich brutale Art jemanden zu wecken, vor allem ein Kleinkind. Aber die Kinder sind es gewohnt und weinen tut hier niemand.
Bezüglich all dieser Dinge muss ich oft daran denken worüber man in berliner Kitas diskutiert.. natürlich sind es völlig verschiedene Welten und nicht miteinander vergleichbar, aber eben trotzdem komplett schockierend.

Die Zeit am Donnerstag verging sehr schnell, am Freitag war dann ein Feiertag und wir gingen zum Friseur (meine Haare sind jetzt pink!). Dann stand ja schon das Wochenende vor der Tür. Ursprünglich hatten wir geplant auch mal am Wochenende ins Waisenhaus zu fahren, denn wir nahmen ja an, dass die Kinder immer dort sein würden. Aber so verbrachten wir das Wochenende erstmal zuhause.
Der Montag war zufriedenstellend. Wir hatten ein bisschen etwas zu tun, hauptsächlich um die Kinder kümmern und nach dem Mittag abwaschen und solche Dinge. So gegen 14:30 Uhr wird dann übrigens “zu gemacht”, zumindest dieser Raum und wir werden entlassen. Bisher passte es zeitlich eigentlich ganz gut, da wir ja noch die Fahrt vor uns haben (oft mit Stau) und immer noch etwas in der Stadt zu tun hatten. Der Dienstag zog sich ein bisschen mehr, mit den Kindern hatten wir aber trotzdem viel Spaß (und Seifenblasen waren wieder mal der Hit). Am Mittwoch waren dann Wahlen in Ghana und alle waren befreit von Arbeit und Schule. Schon seit Ewigkeiten sind die Ghanaer sehr aufgeregt und seit Tagen wurde über nichts anderes mehr gesprochen. Bisher gibt es noch keine Wahlergebnisse und alle hoffen auf friedvolles Verhalten..

Heute, am Donnerstag, ging es nun wieder ins Waisenhaus. Alina war auch wieder da, nachdem sie aufgrund von Malaria ein paar Tage zuhause geblieben war. Zur Mittagszeit gab es mal wieder eine kleine Diskussion.. Eines der Kinder hätte etwas von seiner Portion Reis übrig gelassen, da es offensichtlich satt war. Da ich das Essen keinesfalls wegwerfen wollte und mir auch sicher war innerhalb von Sekunden einen Abnehmer dafür zu finden, gab ich es also einem anderen Kind. Als Hannah, “die Waisenhausmutter”, es mitbekam, schimpfte sie und sagte, dass dieses Kind schon gegessen habe. Daraufhin sagte ich ihr, dass mir dies schon bewusst ist, aber er offensichtlich noch hungrig ist. Doch sie nahm ihm die Schüssel weg, ging wieder zu Kind Nummer eins und nötigte es weiter zu essen, obwohl es wirklich mehr als satt war und daraufhin sogar weinte. Ich sagte ihr, dass sie das Kind doch nicht zwingen sollte und was tat sie als sie schließlich auch merkte, dass es sinnlos ist? Ja, sie warf das Essen auf den Boden, anstatt es dem Jungen zu geben. Da fehlen einem doch die Worte.

Das Wochenende nun verbringen Lea, Antonia (die Freiwillige aus Koforidua, die wir in Cape Coast kennenlernten) und ich in der Volta Region. In meinem Reisebericht hatte ich erwähnt, dass wir von einem Besitzer einer eco lodge auf eine Party bei sich eingeladen wurden. Somit fahren wir schon morgen gegen Mittag vom Waisenhaus aus los. Ich werde euch nächste Woche natürlich wissen lassen wie es dort war!
Genießt die Vorweihnachtszeit und trinkt einen Glühwein für mich mit! Bei mir sind es aktuell läppische 33 Grad!
Eure Roxy


P.s.: Leider ist es nicht erlaubt Fotos vom Waisenhaus und den Kindern zu machen. Aus Kinderschutzgründen finde ich es sehr gut, allerdings hätte ich euch sehr gern die kleinen Knirpse gezeigt! 

Montag, 5. Dezember 2016

18 Tage quer durch Ghana

Ihr Lieben!!

Endlich komme ich zu einem Update! Seit Dienstag, dem 29.11. bin ich wieder daheim in Koforidua.
Aber fangen wir mal ganz von vorn an.. ich gebe mir Mühe, dass es zwar detailliert, aber nicht zu langatmig wird – aber viel wird es so oder so, denn solch eine Reise kann man unmöglich in wenigen Sätzen zusammenfassen. Also macht euch einen schönen Tee, holt euch etwas zu naschen (vielleicht Spekulatius oder Lebkuchen?) und viel Spaß beim Lesen!


Tamale, Mole Nationalpark, Larabanga 

Am Samstag, den 12. November stürzten wir uns endlich in unser Ghana-Reiseabenteuer. In aller Herrgottsfrühe traf Lea bei mir ein, denn ich durfte noch ein paar meiner Sachen in ihrem gigantischen Reiserucksack verstauen. Meine Gastmutter gab uns noch ein paar liebe Worte mit auf den Weg und ließ mich versprechen, mich alle paar Tage zu melden. Mit dem Taxi ging es dann zur Trotro-Station. Das Trotro  Richtung Accra war schnell gefüllt und so fuhren wir um 7:30 Uhr los. Die Fahrt war so kurvenreich, dass mir ziemlich übel wurde und ich vorsichtshalber schon eine Tüte in der Hand hielt – doch es ging nochmal gut. Um 9 Uhr kamen wir in Accra an. Unser Freund Ayo vom Perlenmarkt hatte uns noch am Abend zuvor Bustickets organisiert. Sein Bruder in Accra hatte diese für uns gekauft, heißt also sogar das Geld für uns ausgelegt (65 Cedi pro Person). Ihn trafen wir dann an der Station der “O.A. travels” Reisebusse, wir gaben ihm sein Geld und er uns die Tickets – wieder einmal wahnsinnig nett! Es hieß, man müsse zwei Stunden vor Abfahrt dort sein, etwas was wir direkt sehr verwunderlich für Ghana fanden. Aber natürlich wollten wir nichts riskieren.. tja, letztendlich warteten wir satte drei Stunden in einem Warteraum mit viel zu lautem Fernseher und es interessierte sich niemand dafür, ob man vorher da war, wir hätten auch 5 Minuten vor Abfahrt eintreffen können. Aber gut, immerhin fuhr unser Bus nach Tamale fast pünktlich um kurz nach 12 Uhr los. Acht Stunden sollte die Fahrt dauern, zumindest hatten wir das mehrmals so gesagt bekommen. Der viele Platz im Bus war ein Luxus und kein Vergleich zu einem Trotro. Allerdings lieben die Ghanaer es ja sehr laut und so lief die ganze Fahrt über entweder ohrenbetäubende Musik oder ein Film, bei dem (vorzugsweise eine Frau) durchweg geschlagen wird und alle Menschen im Bus sich lachend die Bäuche hielten. Wie durch ein Wunder konnten wir trotzdem ein bisschen schlafen. Irgendwann gab es eine kurze Pinkelpause für die Männer. Als ich auch schnell meine Blase entleeren wollte, hieß es, dass ginge jetzt nicht, aber es gäbe bald eine richtige Pause. Diese “baldige” Pause traf dann nach ganzen 5 Stunden ein. Wir waren in Kumasi, Leute stiegen ein und aus, wir durften endlich auf Toilette und kauften uns außerdem fried rice.
Wie gesagt, wir rechneten mit ungefähr acht Stunden Fahrt, letztendlich waren es zwölf! So kamen wir also kurz nach Mitternacht in Tamale, im Norden Ghanas, an. Wir hatten uns zwar eine Unterkunft herausgesucht, wussten aber natürlich nicht wo genau diese war. Wir wurden aufgegabelt von drei jungen Männern – und das war ein Glück! Sie waren alle wahnsinnig lieb, klapperten mit uns drei Hotels ab, die alle belegt waren, da es irgendeine Veranstaltung gab. Allmählich wurde es zeitlich knapp, denn wir wussten, dass unser Bus zum Mole Nationalpark sehr früh fahren würde. Schließlich fanden wir etwas, die netten Männer verhandelten ein bisschen, da wir uns ja nur kurz erholen wollten. So schliefen Lea und ich für anderthalb Stunden, dann mussten wir schon wieder aufstehen. Und diese wahnsinnig lieben Menschen haben auf uns gewartet um uns zur Busstation zu bringen. Mit dem Motorbike (das Fahrzeug im Norden) ging es zur Station, sie suchten uns den richtigen Bus, sagten dem Fahrer, dass er auf uns Acht geben solle und verabschiedeten sich schließlich. Wir waren so dankbar über ihre Hilfe und wollten ihnen als Dank ein wenig Geld zustecken. Das lehnten sie aber freundlich ab und gaben uns stattdessen ihre Nummern, für den Fall, dass wir noch einmal in Tamale stranden. Ich bin immer noch ganz hin und weg von dieser selbstlosen Hilfsbereitschaft. Um 6:30 Uhr fuhr unser Bus los, es gab einen kurzen Zwischenstopp in Damango und in Larabanga hielt der Bus für uns und wir sollten mit einem Taxi weiterfahren. Wir wurden auch direkt von einem Mitarbeiter des Mole Nationalparks eingesammelt. Um 10 Uhr kamen wir im Nationalpark an. Unser Drei-Bett-Zimmer war sehr hübsch und im Bad gab es sogar eine Badewanne! Wir ruhten uns ein bisschen aus und erkundeten die Gegend, bevor es um 15:30 Uhr zur Jeep-Safari ging. Zusammen mit einem sehr netten älteren niederländischen Ehepaar und einem Guide, erlebten wir eine tolle und aufregende Fahrt. Einmal stiegen wir sogar ab, da unser Guide meinte “I can smell elephants!”. Wir waren natürlich Feuer und Flamme und kämpften uns einige Minuten durch den Dschungel. Doch leider vergebens, laut unserem Guide waren es wohl junge Elefanten, die ziemlich schnell seien und die wir nicht einholen könnten. Nun ja, dafür sahen wir Affen, Wasserböcke und einige andere Tiere. Allein die Fahrt oben auf dem Dach eines Jeeps hat so viel Spaß gemacht, dazu noch diese atemberaubende Natur und die freien Tiere. Zum Abendessen gönnten wir uns eine überteuerte Pizza und einen Salat und teilten. Den nächsten Morgen starteten wir um 7 Uhr mit einer Safari zu Fuß. Das ist auf jeden Fall empfehlenswert, da es noch einmal eine ganz andere Erfahrung ist. Es war noch nicht allzu heiß, es ging über Stock und Stein und mitten durch den Busch. Es war sehr aufregend und hat unglaublich viel Spaß gemacht. Einmal sahen wir im Sand die Spur einer enormen Schlange, das war schon ein wenig beängstigend. Direkt vor unseren Nasen und dort wo einige Mitarbeiter wohnen, liefen Affen umher. Der Guide erzählte uns etwas beeindruckendes: die Affen hatten gelernt an der Tür zu klopfen, das haben sie sich bei den Mitarbeitern abgeschaut. Daher soll man auf das Klopfen hin immer eine Frage stellen, denn sonst flitzt der Affe hinein und schnappt sich was ihm gefällt. Ist das nicht verrückt!? Doch auch bei dieser Safari leider, leider keine Elefanten in Sicht. Nach der Safari wurde gefrühstückt und um 12 Uhr wurden wir von zwei netten Guides mit dem Motorbike nach Larabanga gebracht. Nachdem ich anfangs ein wenig Angst hatte, liebe ich das Motorbikefahren inzwischen! Das Angebot mal selbst zu fahren, lehnte ich allerdings ab, das war mir doch zu heikel! In Larabanga besichtigten wir die älteste Moschee Ghanas und eine der ältesten in ganz Westafrika (15. Jahrhundert). Unser Guide war ein junger Kerl, sehr freundlich und seine kleine Führung war wirklich toll. Die Moschee durfte man nicht betreten, etwas was ich sehr angemessen fand, denn sie ist für die einheimischen gläubigen Menschen hier und soll keine (vollkommene) Touristenattraktion sein. Wir unterhielten uns wieder mit vielen Menschen, jeder begrüßte uns freundlich und hieß uns willkommen. Unsere Motorbike-Fahrer hatten auf uns gewartet und so ging es wieder nach Mole. Dort erfuhren wir, dass genau zu dem Zeitpunkt als wir in Larabanga waren, mehrere Elefanten ganz gemütlich ums Wasserloch umherspazierten – was für ein Pech! Wir aßen eine Kleinigkeit und genehmigten uns dann eine Auszeit im Pool (Luxus!). Danach unterhielten wir uns ewig mit Daniel, einem Mitarbeiter und einer Deutschen, die gerade allein unterwegs war. Es ist immer wieder interessant und tut gut sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Genauso interessant ist es aber auch zu erfahren was ein Ghanaer zu alldem sagt. Irgendwann gab es Abendessen und dann saßen wir noch ein wenig mit Daniel zusammen. Bald ging es dann ins Bett, denn am nächsten Morgen sollte die Reise weitergehen.


Wa, Wechiau hippo sanctuary

Um 6 Uhr brachten uns die altbekannten Guides mit den Motorbikes nach Larabanga. Dort sollte um 7 Uhr unser Bus nach Wa abfahren. Wir trafen auf einen jungen Mann, der uns ein bisschen etwas über Larabanga und die Menschen hier erzählte und uns außerdem zu einer Frau brachte, die uns ein fantastisches Frühstück machte. Am Straßenrand und mit Kind auf dem Rücken, machte sie uns eggbread und schwarzen Tee, es war super lecker. Außerdem trafen wir auf eine ältere Frau, Niederländerin, welche auch im Mole Nationalpark war und mit der ich mich ein wenig unterhielt. Sie war schon in Namibia, Malawi, Äthiopien und nun in Ghana – und all das allein und mit dem Fahrrad! Ich fand sie von Kopf bis Fuß wahnsinnig beeindruckend und denke, dass ich sie immer mit diesem Frühstück in Larabanga und ihrem Fahrrad in Erinnerung behalten werde.
Um 7:50 Uhr kam dann auch endlich mal unser Bus. Unsere Niederländerin wollte man wegen des Fahrrads erst nicht mitnehmen, da unter anderem schon ein Motorrad im Bus untergebracht wurde. Letztendlich klappte es aber doch. Irgendwann mussten Lea und ich wahnsinnig dringend auf Toilette (Tee treibt!), also hielt der Bus für uns und wir verschwanden schnell im Busch. Die Passagiere lächelten alle und fanden es wohl einfach nur niedlich, da es uns so unangenehm war, dass alle auf uns warten mussten. Bald darauf stieg die Niederländerin aus, wir verabschiedeten uns kurz und sie meinte, dass man sich ja vielleicht noch einmal wiedersieht.. In Wa angekommen ging es dann mit dem Trotro nach Wechiau. Und das war nicht nur meine schlimmste Fahrt in Ghana, sondern die schlimmste meines Lebens! Die “Straßen” waren eine Katastrophe, sandig und staubig, wir wurden alle wirklich nur hin und her geschleudert und quasi bis an die Decke geworfen. Endlich angekommen, wurden wir wieder einmal zur tourist info gebracht (ich weiß nicht was wir ohne all diese helfenden Menschen machen würden). Dort meldeten wir uns für eine Nacht und eine Kanufahrt an. Da es später keine Möglichkeit mehr geben würde etwas zu essen zu besorgen, kauften wir uns Reis mit Nudeln in Tüten und Brot, so wie die Kinder es in der Schule immer essen. Dort trafen wir sogar auf einen tauben Mann, der sich wahnsinnig freute als ich ihm auf Gebärdensprache danken konnte, dabei war die Freude ganz meinerseits! Mit einer Art Motorbike mit Ladefläche, wir saßen also auf Holzplatten im Anhänger, ging es zum Wechiau hippo sanctuary. Die Fahrt dauerte lang, war sehr staubig, hinterließ blaue Flecken, machte aber auch Spaß. Auf dem Weg winkten uns viele Menschen und freuten sich Obrunis zu sehen. Kurz gesagt: die Unterkunft war sehr süß gemacht, allerdings wimmelte es wirklich überall von Tieren. Die Kanufahrt war zweimal nicht möglich, da weder Guide noch Boot aufzutreiben waren. So standen wir also am See, sahen aus der Ferne mehrere Nilpferde und ärgerten uns, dass wir nicht näher an sie herankamen. Dafür konnten wir nach Burkina Faso herüberschauen, das war schon verrückt. Somit hatten wir aber auch kein Netz mehr (an dieser Stelle möchte ich meinem Freund nochmal sagen: es tut mir wirklich Leid, dass du dir solche Sorgen gemacht hast!). Wir waren wirklich irgendwo im nirgendwo. Wir bekamen auch eine Menge Mückenstiche ab. Und somit waren wir froh als die Nacht vorbei war und wir wieder abgeholt wurden, auch wenn die Landschaft wirklich traumhaft war. Obwohl die Fluss-Safari ausgefallen war, spendeten wir dieses Geld, da diese kleine Gemeinschaft sich wirklich etwas aufgebaut hat und alle sehr bemüht und lieb waren.


Techiman, Nkoranza, Boabeng-Fiema – monkey sanctuary

Es folgte wieder die Horror-Strecke nach Wa und von dort aus ging es viereinhalb Stunden nach Techiman. Nach weiteren 40 Minuten kamen wir in Nkoranza an. Unsere Unterkunft war das Projekt “operation hand in hand”, ein Zuhause für behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ich glaube, es ist der schönste Ort und das liebevollste Zuhause für benachteiligte Menschen in ganz Ghana. Gegründet von Niederländern, leben hier viele Menschen zusammen, es ist wie ein kleines Dorf. Es gibt richtige Spielgeräte, Ergo- und Physiotherapie, ein tolles Programm, welches auf die verschiedensten Bedürfnisse eingeht und die Menschen fördert. Alle wirken sehr, sehr glücklich. Ich hätte niemals gedacht, dass ich so einen Ort in Ghana antreffe und es ist fantastisch, dass es ihn gibt. Wir wurden auch herumgeführt und sahen wo all die tollen Sachen wie Schmuck, Taschen und vieles mehr hergestellt wurde. Die Menschen lieben wirklich ihre Arbeit, sodass Lea und ich guten Gewissens eine Menge Geld in dem Shop ließen und dafür sehr schöne Andenken bekamen. Unsere Unterkunft war ein kleines liebevoll ausgestattes Häuschen mit Outdoor-Dusche, wir fühlten uns pudelwohl. Zum Abendessen gab es leckere Spaghetti mit Gemüsesauce und frischen Tomaten. Und wen trafen wir dort? Richtig, unsere Niederländerin! Völlig überrascht von diesem Schicksal, saßen wir noch ein wenig zusammen und verbrachten einen schönen Abend. Am nächsten Morgen gab es ein schönes Frühstück, bevor wir uns auf den Weg nach Boabeng-Fiema, zum Affenreservat machten. Es gab zwei Arten Affen, die einen waren eher nicht so menschenfreundlich, blieben aber auch auf ihren Bäumen. Die anderen kamen sofort zu uns, wir fütterten sie mit Bananen und Erdnüssen und sie sprangen uns auch gern mal auf die Schultern! Es war wahnsinnig süß und machte super viel Spaß. Auch der Guide war wieder mal super und es gibt sogar einen Affenfriedhof. Genau wie im Mole Nationalpark, geht es den Tieren hier sehr gut. Anschließend schauten wir im Souvenirshop vorbei und da hätten wir am liebsten ALLES gekauft! Der Besitzer, Joseph, war ganz lieb, sagte uns immer wieder, dass er uns mit dem Preis entgegenkommen werde, da wir Freiwillige sind. Wir hatten jedoch einfach nicht genug Geld dabei und wollten am nächsten Tag nochmal wiederkommen. Er bot uns jedoch an uns die Sachen abends vorbeizubringen, da er in der Nähe unserer Unterkunft wohnt. Und so ging es wieder zurück nach Nkoranza, wir wuschen ein paar Klamotten, hatten ein leckeres Abendessen und bekamen dann unsere Einkäufe geliefert. Wirklich sehr lieb, nicht nur das vorbeibringen, sondern auch der reduzierte Preis. Am nächsten Tag gab es noch einmal ein ausgiebiges Frühstück und gegen Mittag ging es für uns schweren Herzens weiter. Es ist wirklich ein toller Ort!


Kumasi, Lake Bosumtwi

Nach ein paar Stunden kamen wir in Kumasi an, der zweitgrößten Stadt Ghanas und Hauptstadt der Ashanti Region. Unter kamen wir in einem einfachen guesthouse mit Doppelbett und geteiltem Bad. Steven, der junge Hüpfer von der Rezeption, wollte lieber “Suprimo” genannt werden und war sehr lustig. Direkt unter dem Hotel gab es ein Restaurant mit Bar, dort gab es ein Abendessen für uns. Am nächsten Morgen war Samstag, eine Woche waren wir nun schon unterwegs und die Zeit verging wie im Flug! Wir machten uns auf die Suche nach einem Frühstück. Wieder einmal wurden wir von zwei jungen Männern begleitet, sodass wir erneut lecker eggbread und Tee bekamen. Außerdem führten sie uns noch zum national cultural centre. Dort trafen wir uns mit Daniel vom Mole Nationalpark, er hatte beschlossen sich unserem Aufenthalt in Kumasi anzuschließen. Das Kulturzentrum war groß und es gab viel zu sehen und zu kaufen, sodass wieder so einiges in unsere Taschen wanderte. Das Laufen durch die Stadt war ähnlich wie in Accra oder Koforidua – es ist laut, voll, undurchsichtig und die Männer halten einen gerne mal am Arm fest. Ohne Daniel wären wir völlig verloren gewesen. Es ging zum Manhyia Palace, dem Sitz des Königs der Ashanti. Es gab einen kleinen Film, ein Museum und eine sehr interessante Führung. Weiter sollte es zum Kejetia market gehen, ein sehr bekannter Markt, den man wohl gesehen haben sollte. Doch dieser wird ausgerechnet jetzt umgebaut, sodass leider leider nur eine einzige Baustelle zu sehen war. So ging es also zurück zum Hotel, wir waren auch ziemlich kaputt, so eine Stadt schafft einen immer ganz schön. Es gab Abendessen und wir tranken noch etwas zusammen. Daniel ging wieder zurück zu einem Freund, bei dem er übernachtete und wir ins Bett.
Das nächste Frühstück war wirklich cool: die Frau vom Vortag war nicht mehr da, sodass wir ein bisschen verloren durch die Straßen liefen. Letztendlich landeten wir bei einer Familie im Hof. Wir sollten lediglich die Zutaten kaufen und bekamen dann ein Omelette mit Brot und Tee. Ich kaufte einem Mann namens Derek, eine hübsche Tasche ab, während seine Schwester das Frühstück zubereitete. Es war ein richtig tolles Erlebnis! Sowas ist hier völlig normal, die Menschen hier sind einfach so offen. Schließlich wurden wir drei sogar noch von Derek zur Trotro-Station gebracht. Nächster Stopp war Lake Bosumtwi, ein See, der in einem Meteoritenkrater liegt. Mit dem Trotro ging es nach Kuntanase und von dort aus mit einem Taxi nach Abono. Am Lake Point Guesthouse angekommen, welches übrigens wunderschön war, erholten wir uns kurz. Dann ging es zum See, der quasi vor der Tür lag. Himmel und See verschwammen ineinander, ein toller Anblick. Mit dem Tretboot gab es für jeden einzeln eine 30 minütige Tour. Daniel blieb an Land, so wie die meisten Ghanaer kann er nicht schwimmen und fürchtet das Wasser auch ein wenig. Später gab es für jeden eine Kokosnuss und gegen 18 Uhr dann Abendessen, für mich chicken masala mit Nudeln, sehr lecker. Wir tranken noch etwas und gingen schließlich in unser hübsches Drei-Bett-Zimmer zum schlafen.


Takoradi, Beyin, Nzulezo 

Am nächsten Tag ging es wieder nach Kumasi und es gab Tee, Bananen und Brot zum Frühstück. Wir verabschiedeten uns von Daniel, er musste wieder nach Mole zur Arbeit und wir stiegen in den Reisebus nach Takoradi. Während der Fahrt gab es einen Gottesdienst, der natürlich direkt vor unserer Nase stattfinden musste. Der Pastor war in seinem Element und schrie durchgängig (ja, er schrie wirklich). Es war unglaublich anstrengend. Endlich, nach 6 Stunden, kamen wir in Takoradi an. Dort erfuhren wir, dass kein Trotro mehr nach Beyin fuhr, da es zu spät war (“zu spät” ist in Ghana so ab 18 Uhr). Also ging es stattdessen nach Essiama und von dort aus dann mit dem Taxi nach Beyin. Gegen 20 Uhr waren wir endlich da, wahnsinnig müde und kaputt. Unsere Unterkunft war zwar am Strand, aber sonst eine Katastrophe. Empfangen wurden wir von einem netten, aber gut zugedröhntem Rastafari, der uns zu seinem bonfire (Lagerfeuer) führte und uns einen Klecks Reis anbot. Dort trafen wir auch auf ein paar andere Freiwillige. Wir waren allerdings einfach nur kaputt und wollten bald ins Bett. In unserer Hütte befanden sich zwei Holzgestelle, welche man eigentlich nicht Bett nennen konnte, der Boden wäre gemütlicher gewesen. Das Highlight war aber, dass es kein Wasser gab. Und damit meine ich nicht, dass es kein fließendes Wasser gab, denn das hatten wir schon öfter während unserer Reise und mit Eimern ist das alles gar kein Problem. Doch es gab null Wasser. Ein einziges Päckchen Wasser war noch aufzutreiben und so hatte jeder 250 ml zum Zähne putzen und um sich wenigstens ein mini bisschen zu waschen. Ihr glaubt nicht wie es einen zur Verzweiflung treibt, wenn man sich nach einer langen Reise einfach nur ein halbwegs bequemes Bett und Wasser wünscht und beides nicht vorhanden ist. Die Nacht war schlimm, schlafen war kaum möglich. Am nächsten Morgen ging es mit dem Rastafari, einem weiteren ghanaischen Besucher und einem Guide zur anderthalbstündigen Bootstour nach Nzulezo, dem Stelzendorf. Die Fahrt war schön, der Guide erzählte einiges und die Aussicht der Wahnsinn. Das Stelzendorf an sich war ganz interessant zu sehen, die Menschen hatten sich einiges aufgebaut, seit ein paar Jahren gab es auch Strom und auch eine Schule war vorhanden. Es machte den Anschein, als würde es den Menschen hier recht gut gehen, was schön ist, trotzdem wurden wir aber genötigt zu spenden. Wir hatten das Gefühl, dass wir schon Orte gesehen hatten, an denen es nötiger gewesen wäre. Aber gut, die Menschen wollen verständlicherweise vom Tourismus profitieren. Nachdem wir also alles gesehen hatten, ging es mit dem Boot wieder zurück. Zurück am Strand gab es dann ein altbekanntes Frühstück: eggbread (ja, es gibt kaum ein anderes Frühstück hier.. wenn man kein Fan von Ei ist wird’s schwierig), dazu aber trommelte jemand und es war die Atmosphäre, die die schreckliche letzte Nacht wieder ein bisschen wett machte. Trotzdem waren wir froh weiterziehen zu können und nahmen uns vor bei der nächsten Unterkunft lieber ein paar Taler mehr auszugeben. Der Rastafari fand uns aber super, umarmte uns und erklärte uns ganz genau wie wir zu unserem nächsten Ziel kommen.


Busua & Butre

Mit dem Taxi ging es zu einem nahgelegenen Ort und von dort aus mit einem Trotro nach Agona. Weiter wieder mit einem Taxi zu unserem Zielort Busua. Wir entschieden uns für das alaska beach resort, was eine super Entscheidung war. Der Strand war wunderschön, sodass wir direkt in unsere Bikinis sprangen und anschließend ins Meer. Die Wellen waren sehr stark, richtig schwimmen war nicht möglich, aber es machte unglaublich viel Spaß. Wir hatten eine Hütte mit Doppelbett, einfach, aber sauber und hübsch. Später dann wurde Wäsche gewaschen und zum Abendbrot gab es Burger, Pommes und Savannah (Apfelwein). Der nächste Tag startete mit french toast und Tee. Dann ging es mit dem Taxi nach Butre, ein Fischerdorf. Dort tranken wir eine Sprite, liefen am Meer entlang und über eine interessant aussehende Brücke. Der Rückweg war ein wenig komplizierter, ein Taxi war weit und breit nicht aufzutreiben, also ging es mit einem sehr (!) vollen Trotro bis zu einer Hauptstraße. Dann liefen wir ein Stück bis uns dann quasi ein privates Trotro mitnahm (immerhin saß eine weitere Frau mit drin). Es war ein lustiger Typ und wir mussten ihm nicht mal etwas zahlen. Wieder in Busua kauften wir ein Stück Stoff, ließen es ein wenig umnähen und hatten so eine Art Strandtuch. Wir warfen uns wieder in die Wellen. Später liehen wir zwei Surfbretter aus, einfach nur zum Spaß (allein darauf stehen ist ja eine Kunst!). Auf einmal waren auch schon 3 Stunden um, so viel Freude hatten wir damit! Es gab Abendessen, für jeden ein Bier und einen Spaziergang am Strand.


Cape three points & Cape Coast

Am nächsten Tag zogen wir weiter. Unsere Reise neigte sich nun schon langsam aber sicher dem Ende..
Wir gönnten uns ein Taxi, da es sonst ein großer Umweg gewesen wäre. Unser Ziel: Cape three points – der südlichste Punkt Ghanas. Der Weg war unglaublich holprig, Lea und mir war richtig übel. Doch es hat sich mehr als gelohnt.
Escape three points ist ein Paradies!! Gegründet von einem ghanaisch-kanadischen Mann, unterstützt von seinem dänischen Manager Peter und dem immer gut gelauntem ghanaischen Mitarbeiter Francis ist dieser Ort ein echter Geheimtipp. Es ist eine eco lodge, es gibt also beispielsweise Solarenergie und eine Kompost-Toilette. Die Häuser sind einfach nur ein Traum. Wir durften uns im “Anansi House” einquartieren, es gab ein Doppelbett, Sofa (!), Tisch, Regal und eben die Kompost-Toilette und eine Eimerdusche, alles sehr liebevoll eingerichtet. Es mag vielleicht seltsam klingen, aber für uns war es der pure Luxus bzw. einfach unserem Geschmack entsprechend und genau richtig für uns. Wir lernten viele neue Leute kennen, darunter eine Horde Freiwillige. Außerdem den Schweizer Raphael, der schon an vielen verschiedenen Orten gelebt hat, die Belgierin Odile, die derzeit für ein Projekt in Benin lebt und den Engländer Dougal und dessen Freunde, der uns auch direkt in seine eigene eco lodge in der Volta Region einlud. Ich fühlte mich dort wahnsinnig wohl. Alle sind so liebe und gutmütige Menschen und man konnte sich toll unterhalten. Mit Raphael ging es nachmittags zum bekannten Leuchtturm. Wir konnten am Strand entlanglaufen, mussten einen Dschungel durchqueren (und fanden fast auf Anhieb den richtigen Weg). Wir trafen auf Kinder, die darum baten, dass wir Fotos von ihnen machen. An einem kleinen Info-Häuschen zahlten wir je 5 Cedi und waren 5 Minuten später am südlichsten Punkt Ghanas angekommen. Die Sicht, die sich uns bot, lässt sich nicht in Worte fassen. Für weitere 5 Cedi ging es den Leuchtturm hinauf. Und dort standen wir einfach einige Minuten schweigend und versuchten uns diesen Anblick einzuprägen. Auf unserem Rückweg trafen wir wieder auf einen Rastafari, der auch ein paar Hütten bewirtetet und er lud uns für den nächsten Tag zum Lunch ein. Wieder im Escape three points angekommen gab es Abendessen: Spaghetti mit Gemüsesauce und es war einfach nur zum niederknien köstlich. Es gibt hier übrigens immer auch ein vegetarisches Tagesgericht, was in Ghana eine absolute Seltenheit ist. Lea hat als Vegetarierin wirklich ihre Schwierigkeiten, wenn sie etwas auf der Straße essen möchte, aber auch in Restaurants. Wir aßen also mit Raphael und Odile zusammen, tranken dann noch einen Cocktail, quatschten und gingen irgendwann ins Bett und schliefen himmlisch. Morgens um 6 Uhr wurden wir dann von Raphael geweckt, denn es waren neue Schildkröten geschlüpft! Völlig verschlafen aber aufgeregt, stolperten wir also zu dem Gehege, in dem ein paar gut geschützte Kisten untergebracht waren. Zusammen mit anderen Neugierigen bekamen wir schließlich das okay die winzigen Schildkröten ins Meer zu entlassen. Es war sehr aufregend, es wurden viele Fotos gemacht (ich habe sogar ein zuckersüßes Video machen können). Es war ein perfekter Start in den Tag. Zusammen mit anderen Freiwilligen frühstückten wir, dann ging es direkt an den Strand. Wir badeten, lasen und sonnten uns – und ich holte mir den ersten Sonnenbrand meines Lebens! Lea hat es aber natürlich viel schlimmer erwischt, die ghanaische Sonne ist nicht zu unterschätzen.. Gegen 13 Uhr ging es zusammen mit Raphael zum Rastafari zum Lunch. Es gab Kokosnuss-Reis mit Gemüse und es war unglaublich lecker. Der Rastafari ist ein verkorkster Typ, aber es war sehr amüsant. Nach dem Lunch legten wir uns wieder an den Strand, nun natürlich in den Schatten. Zum Abendessen gab es grilled chicken mit lemongrass-rice, wieder unfassbar lecker, wirklich. Anschließend wurde noch etwas getrunken, ich wurde sogar zu einer Shisha eingeladen und mit Dougal und seinen Freunden saßen wir dann noch am Strand beim Lagerfeuer und gingen erst spät ins Bett – wobei unser Bett für diese Nacht die Liegen am Strand darstellten, es war einfach sehr einladend bei Meeresrauschen und dem Licht des Leuchtturms einzuschlafen.
Um 6 Uhr morgens kamen dann zwei Trotros um uns einzusammeln. So hieß es Abschied nehmen von Raphael & Co.  und diesem himmlischen Ort..
last stop: Cape Coast! Zusammen mit Odile ging es erst nach Agona, dann nach Takoradi und letztendlich nach Cape Coast. Ein Taxi brachte uns zum Oasis beach resort – und wir staunten nicht schlecht! Zugegebenermaßen ist der Strand nicht annähernd so schön wie in Busua oder Cape three points, was sicherlich daran liegt, dass hier viel mehr Menschen sind und der Strand somit leider recht vermüllt ist. Aber die Unterkunft ist sehr beeindruckend. Besitzer ist ein Deutsch-Türke, der mittlerweile seit 12 Jahren in Ghana lebt. Da es hier immer sehr gut besucht ist, war nur noch ein Schlafsaal mit vielen Etagenbetten zu haben. Allerdings war selbst dieses Zimmer mehr als in Ordnung und man kann so schnell neue Bekanntschaften machen. Mit Odile aßen wir eine Kleinigkeit und holten dann auf den Liegen ein bisschen Schlaf nach. Am Nachmittag mussten wir uns schweren Herzens von Odile verabschieden, sie musste weiter nach Accra um dann wieder zurück nach Benin zu fahren. Lea und ich wollten ins Meer, die Wellen waren aber wirklich so stark, dass es schon gefährlich wurde und so eine Welle, die gegen den Rücken schlug sehr schmerzhaft war. Dafür trafen wir auf zwei andere Freiwillige mit denen wir zu Abend aßen (Steinofenpizza!!) etwas tranken, quatschten und dann in Hängematten die Sterne betrachteten.
Am nächsten Morgen ließen wir uns viel Zeit (auch hier gibt es Freiluft-Duschen!) und machten uns dann auf den Weg zum Cape Coast castle, der Sklavenburg, 5 Minuten vom Oasis entfernt. Dort zahlten wir Eintritt, durften das Museum besuchen und bekamen eine Führung. Es war interessant, aber einfach nur schrecklich und bedrückend. Beispielsweise wurden in einem leeren Raum ohne Licht bis zu 200 Menschen zusammengepfercht, für ganze 3 Monate. Fäkalien gingen ihnen bis zu den Knien. Lea und ich mussten mit den Tränen kämpfen und konnten nicht fassen, dass es Besucher gab, die filmten oder Selfies im Bunker machten. Und wer mich kennt, der denkt sich jetzt wahrscheinlich schon, dass ich jenen Leuten natürlich ein paar Takte zu diesem Verhalten erzählt habe..
Natürlich gab es auch hier wieder viele Shops und wir ließen wieder einiges an Geld zurück. Ursprünglich wollten wir noch nach Winneba an den Strand, jedoch beschlossen wir uns den Stress zu sparen und dort lieber mal am Wochenende hinzugehen. Die anderen Freiwilligen waren nun leider abgereist, sodass wir wieder zu zweit waren. Wir trafen aber bald auf drei österreichische Mädels, davon eine Freiwillige und doch tatsächlich auch aus Koforidua. Ärgerlich ist, dass sie nun bald abreist und sie aber 2 Monate lang, genau wie Lea und ich, sehr einsam war. Nun ja, so verbrachten wir aber einen schönen Abend zusammen mit ihnen und Ali, dem Besitzer des Hotels. Es wurde viel gelacht, aber auch philosophiert. Und wieder einmal tat es gut sich auszutauschen und über die Schwierigkeiten hier zu sprechen. Ich fand es aber auch interessant von den Eindrücken der Freundinnen, die zu Besuch waren, zu erfahren. So unterhielten wir uns lange und es ging erst sehr spät ins Bett. Den ganzen nächsten Tag verbrachten Lea und ich in der Hängematte und holten ein wenig Schlaf nach, während die anderen die Sklavenburg besichtigten. Abends gab es dann ein Spezialgericht nur für uns: Calamari! Sehr lecker war es. Auch dieser Abend war wieder sehr nett. Es war der letzte Abend unserer Reise.
Am nächsten Morgen gab es noch ein letztes Frühstück, dann verabschiedeten wir uns von den Mädels und von Ali. Wir haben ja vor Silvester hier zu verbringen, also werden wir schon bald wieder zurück sein. Mit den inzwischen wirklich prall gefüllten Rucksäcken ging es zu einer Station, an der nur Fordbusse fahren. So war die Fahrt nach Accra schnell und sehr angenehm. In Accra dann mussten wir allerdings ewig warten bis das Trotro nach Koforidua losfuhr und es dauerte nochmal eine kleine Ewigkeit bis wir den schrecklichen Verkehr in Accra hinter uns lassen konnten.
Gegen 17 Uhr kamen wir dann nach 18 Tagen Reise wieder “zuhause” in Koforidua an. Ich wurde direkt von einem meiner Nachbarsjungen entdeckt und sehr süß begrüßt. Und auch die Frau, bei der ich immer mein Guthaben kaufe, strahlte mich an und sagte “welcome back!”. Auch meine Gasteltern freuten sich, dass ich wieder zurück bin und ich erzählte natürlich ein bisschen etwas. Es war schön wieder so aufgenommen zu werden und ein bisschen fühlte es sich tatsächlich wie “nachhause kommen” an.

Als sich die Reise dem Ende neigte, hatte ich keine allzu große Lust wieder zurückzukommen. Wir erlebten ein völlig anderes Ghana – eben so, wie es Reisende erfahren und dann davon schwärmen wie toll dieses Land ist. Es war schön dem Alltag zu entfliehen und die schwierige Zeit im Kindergarten hinter uns zu lassen. Wir erlebten den Norden Ghanas völlig anders als den Süden und waren erstaunt darüber, dass es in einem und demselben Land doch so große Unterschiede gibt. Die Menschen im Norden sind ruhiger, viel weniger aufdringlich und wenn sie dich willkommen heißen, dann meinen sie es auch so, aus tiefstem Herzen. Ich habe oft beobachteten können, dass Mütter ganz anders mit ihren Kindern umgehen, sie sind wirklich liebevoll. Sogar die Sprache klingt weicher und sanfter. Im Norden ist besonders der Islam vertreten, mit dem ich mich auch viel besser identifizieren kann. Trotzdem wird niemand genötigt sich dem Glauben anzuschließen, es wird alles akzeptiert, ganz anders als im Süden, in dem man möglichst schnell Christ werden soll. Natürlich waren wir nicht lang genug da um es wirklich beurteilen zu können, aber das sind meine Erfahrungen und Erlebnisse. Ich denke, ich bevorzuge den Norden Ghanas definitiv, auch wenn ich mittlerweile schon ein paar Eigenheiten des Südens liebgewonnen habe. Auf unserer Reise konnten wir aber tatsächlich wahrnehmen wie wir uns wieder dem Süden näherten, es ist erstaunlich.
Es war anstrengend, die vielen Stunden im Trotro, das Gepäck, die Menschen, die einen bedrängten, das Heimweh.. Doch das gehört nun mal dazu und unsere Reise war auf jeden Fall Gold wert und zwar genauso wie sie war. Nach einer miesen Unterkunft trafen wir auf eine wunderschöne. Wir hatten stets helfende Hände um uns herum, wir führten tolle Gespräche, trafen auf interessante und bewundernswerte Menschen. Ich habe mich immer willkommen gefühlt. Ich glaube ja gerne an das Schicksal und ich denke, dass alles seine Gründe hatte. Ich bin wahnsinnig dankbar für diese Zeit und denke, dass ich wieder einiges dazugelernt habe. Jetzt nach der Reise fühle ich mich Ghana viel mehr verbunden und darüber bin ich sehr froh.

Natürlich wollte ich wenigstens einige Bilder für euch hochladen.. nachdem ich nun stundenlang (!!!) Fotos hochgeladen habe, waren sie plötzlich alle wie von Geisterhand verschwunden (ich habe getobt!). Es tut mir wahnsinnig Leid, aber aus diesem Grund müsst ihr euch nun gedulden.. Vielleicht versuche ich es demnächst noch einmal, wenn ich viel Zeit und eine Menge Geduld habe. Ansonsten allerspätestens, wenn ich wieder auf deutschem Boden bin!

Update: Fotos!! Haben ein super Internetcafe gefunden!

Ich hoffe ihr genießt die Adventszeit!
Fühlt euch gedrückt!!




Jeep-Safari


Moschee in Larabanga
Fruehstueck in Larabanga
Wechiau (Blick auf Burkina Faso)
Mona-Aeffchen


Lake Bosumtwi

Auf dem Weg ins Stelzendorf
beeindruckend klares Wasser
Nzulezo
Busua
Butre

Cape three points


Aussicht vom Leuchtturm
tiny turtle!
Cape Coast mit Blick auf die Sklavenburg
Cape Coast bei Sonnenuntergang