Mittwoch, 21. September 2016

Fortsetzung

hey ihr!

es geht weiter.. ich hatte also meine erste nacht bei meiner gastfamilie gut ueberstanden. gegen 8uhr klopften meine gasteltern an meine zimmertuer. sie wuerden nun in die kirche gehen, wie sie es mir gestern auch schon angekuendigt hatten. mein fruehstueck stehe auf dem esstisch. ich machte mich also fertig, benutzte zum duschen einen eimer, weil ich mir nicht sicher war, ob es in ordnung waere, das wasser aus dem hahn zu benutzen (ist okay, wie ich mittlerweile weiss). sehr ungewohnt das kalte wasser, zuhause dusch ich gerne recht heiss, doch inzwischen find ich die kuehle dusche morgens viel erfrischender als es eine warme waere. zum fruehstueck gab es spiegelei mit weissbrot, welches aber suesser ist als toastbrot, z.b. nach dem essen telefonierte ich mit meinen eltern. es war natuerlich sehr schoen mit jemandem von zuhause zu sprechen. danach dann setzte ich mich raus auf die stufen vor dem haus, genoss die aussicht und fing an in meinem reisetagebuch zu schreiben. ein wenig spaeter kam dann erst mein gastvater zurueck und kurz darauf auch meine nach atem ringende gastmutter - der weg hier hoch ist wirklich eine herausforderung. sie begruessten mich ganz lieb, fragten wie ich geschlafen hatte und wie das fruehstueck war. dann fragte mich mein gastvater, ob ich zuschauen wollte, wie hier die waesche gewaschen wird. ich bin natuerlich begeistert mitgegangen. mithilfe des regenwassers, welches immer fleissig gesammelt wird, und einem stueck sehr gut riechender seife, fing er an seine kleidung in einer grossen schuessel zu waschen. ganz so wie ich es auch gemacht haette, es war aber trotzdem cool es gezeigt zu bekommen. nebenbei unterhielten wir uns sehr nett. nach dem waschgang zeigte er mir das system mit dem regenwasser, welches dann also letztendlich aus dem wasserhahn kommt. davon war ich ziemlich beeindruckt. ausserdem zeigte er mir noch die verschiedenen fruechte, die hier wuchsen: ananas, kochbanane, mango, kokos.. also eine menge. als wir wieder ins haus gingen, rief er ~we're finished and ready to eat!~. das essen war auch schon fertig, um 12uhr mittags, also viel zu frueh fuer meine verhaeltnisse. ich habe natuerlich trotzdem mitgegessen. es gab redred, das sind bohnen mit fisch (ich glaube, ich habe bis jetzt in jedem essen fisch gehabt) und kochbananen. ungewohnt, aber nicht schlecht. danach waren wir alle ziemlich voll und comfort legte sich erstmal aufs sofa fuer einen ~power nap~. ich tat es ihr nach und verdaute erstmal. waehrend dessen schrieb ich wieder in meinem reisetagebuch damit ich auch ja nichts vergesse. an diesem tag geschah nicht mehr allzu viel aufregendes.. wir entspannten alle, wie es sich an einem sonntag gehoert. irgendwann gegen abend schrieb ich dann lea, einer anderen freiwilligen, die einen tag vor mir angekommen war und wohl hier in der naehe wohnen wuerde. alice hatte mir ihre nummer gegeben. es stellte sich heraus, dass lea und ich uns sehr gut verstehen und ich heilfroh bin, dass sie auch hier ist. noch besser sogar, wir arbeiten im gleichen kindergarten. abends dann gab es nudeln mit tomatensosse (ja und auch fisch) fuer mich. ich packte eine kleine auswahl an mitbringsel fuer den kindergarten zusammen und ging dann relativ frueh schlafen. natuerlich aufgeregt, da am naechsten tag die arbeit im kindergarten beginnen wuerde.

das projekt, tag 1
und das, also was ich bisher im kindergarten erlebt habe war ..heftig. um kurz nach 7uhr frueh gig ich mit meinen gasteltern los, sie wollten mich zu dem treffpunkt bringen, wo richard und lea mich einsammeln wuerden und anschliessend selbst zur arbeit gehen. der weg dahin, ueber stock und stein, steil abwaerts und an huhnern und ziegen vorbei, dauert ca. 10 minuten und ist sehr verwirrend, allerdings habe ich ihn inzwischen drauf. mit richard und lea steig ich dann in ein taxi ud wir fuhren ca. 5 minuten bis zur schule. dort waren wir auch sofort die attraktion. das vorstellung und die einweisung dauerten mindestens 2 stunden - denn hier wuerde niemand auf die idee kommen sich zu hetzen. ganz passend also zu dem ghanaischen sprichwort ~ihr habt die uhren, wir haben die zeit~! der schulleiter ist sehr nett, auch die lehrer sind sehr hoeflich und wir haben bestimmt zwanzig mal ~you're welcome~ zu hoeren bekommen. allerdings wurden wir auch ziemlich ausgefragt, als wuerden wir hier nun die schule leiten wollen. recht schnell waren lea und ich gut verwirrt, da es staendig nur darum ging, was wir denn unterrichten wuerden. wir wussten beide, dass hier in ghana bereits im kindergarten gelernt wird, aber nicht in welchem ausmass dies stattfindet. uns wuerden alle raeumlichkeiten gezeigt in jede einzelne klasse vorgestellt. die kinder sind sehr hoeflich, zeigen grossen respekt, es wird gewunken, gelaechelt und gekichert. der kindergarten also besteht aus KG1 und KG2. ich bin nun erstmal in KG2, dort sollen die kinder wohl 6-10 jahre alt sein, auch wenn sie viel juenger aussehen. und das seien wohl die kinder, welche vorher noch nie im kindergarten waren und nun ''noch schnell'' auf die schule vorbereitet werden sollten. so ganz habe ich das alles nicht verstanden. lea wurde in KG1 untergebracht, hier sind die 3-5 jaehrigen, welche laut plan meine gruppe sein sollte. das liegt daran, dass lea kurzfristig dem kindergarten zugeordnet wurde, da ihr projekt kurz vor abreise aufgeloest wurde. angeblich soll wohl in einem monat getauscht werden, obwohl wir nicht wissen inwiefern dies sinn machen wuerde.. nun sassen wir also beide in unseren getrennten klassenraeumen. und das war auch das, was bis die naechsten stunden taten: sitzen. die zwei lehrerinnen sind sehr hoeflich zu mir. ich komme allerdings nicht an der vorstellung 'good cop, bad cop' vorbei. warum, werdet ihr gleich erfahren. die kinder sind natuerlich zuckersuess und waren ganz aufgeregt. ausserdem hoerte man hier und da ein gefluestertes ~obruni~, was so viel wie 'weisser mann/weisse frau' bedeutet. ich bekam einen platz angeboten und die nachsten stunden verbrachten die kinder damit ihren namen in ihre hefte zu schreiben. allerdings nur einige. der rest sass auf ihren stuehlen und langweilte sich. die langeweile fuehrte natuerlich mal hier und da zum zank, woraufhin es aerger von einer der lehrerinnen gab. so ging es also einige zeit lang, bis pause war. lea und ich packten meine seifenblasen aus und die kinder drehten durch. und damit meine ich, dass sie sich wahnsinnig freuten. sie sprangen herum, lachten aus voller kehle und wollten auch mal pusten. die aelteren schueler wollten unsere namen erfahren, die kleinen namen uns an die hand. und von ueberall wurde ~obruni~ gerufen und gewunken. nach dieser schoenen erfahrung ging es wieder ans namen schreiben. die lehrerinnen sassen vorne und schwatzten miteinander, telefonierten oder gingen raus. zwischendurch mussten die kinder immer ihre hefte vorzeigen. war es nicht ordentlich genug oder waren sie zu langsam, gab es mit dem stock ein paar schlaege auf die kleinen finger. aber immer nur vom 'bad cop'. das fand ich natuerlich schrecklich und kaum zu ertragen. deshalb fing ich dann auch an herumzugehen und den kindern zu helfen. als problematisch stellte sich heraus, dass sie so gut wie kein englisch sprechen oder verstehen. in der naechsten pause warteten die kinder schon sehnsuechtig auf die seifenblasen und freuten sich wieder enorm. bis ca. 14:15uhr ging es dann wieder an die tische. danach mussten die kinder den klassenraum fegen und wurden dann quasi nach draussen entlassen bis ihre eltern kommen. ich zeigte einer der lehrerinnen meine geschenke ueber die sie sich immerhin sehr zu freuen schien. sie badankte sich viele male und sagte oft ~god bless you~. ausserdem eroeffnete sie mir, dass ich einen tag in der woche bekommen wuerde, in der ich unterrichten koenne was auch immer ich wolle. da gehoere die klasse mir. das nahm ich erstmal so hin, erklaerte sie aber auch, dass wir in deutschland im kindergarten nicht wirklich unterrichten. das hat sie, glaube ich, nicht wirklich geglaubt. es gibt auch einen stundenplan, der mathe, sprache, musik, kunst und sowas wie umweltschutz umfasst (letzteres ist sehr widerspruechlich, da die ghanaer ihren muell wirklich ueberall hinschmeissen).
ihr seht also bzw. ich sage euch, es ist ein weltweiter unterschied zu kindergaerten in deutschland. damit hatte ich natuerlich gerechnet. allerdings war es doch heftig es mit eigenen augen zu sehen und zu erleben. ich war also an diesem tag etwas baff von den eindruecken, genauso lea. es ist sehr beruhigend, dass jemand da ist, der in der gleichen situation steckt und mit dem man sich austauschen kann.

tag 2
nun startete der tatsaechliche unterricht. die kinder freuten sich sehr ueber unsere erneute ankunft. es ging los mit einem gebet und so etwas wie verhaltensregeln. darunter waren sprueche wie ~i don't say i am tired~ oder ~we don't play in KG2~. dann ging es los mit den verschiedenen faechern, darunter mathe und sprache. allerdings verschwammen diese dinge irgendwie, da sie in sprache ueber formen sprach (dreieck, rechteck..) und in mathe dann die namen der formen buchstabiert haben wollte. dazu ging es um gegensaetze. da fragte sie dann ~a chair and a sponge - which one is hard?~ und die kinder sollten es dann gemeinsam beantworten. so ging es stundenlang. immer nach dem gleichen prinzip. als sie (versehentlich) mal andersherum fragte, sagte die kinder es natuerlich falsch auf, da sie sich einfach nur die reihenfolge der antworten gemerkt hatten und nicht den sinn dahinter verstanden.. generell bestand der ganze unterricht nur aus: die lehrerin sagte etwas und die kinder mussten es wiederholen. immer und immer wieder. dabei gab es nur ganz selten mal ein lob bzw. sollten die kinder dann das entsprechende kind loben. aergerte sich die lehrerin gab es wieder schlaege mit dem stock. einmal ging 'good cop' dazwischen. und einmal, die nette lehrerin, welche auch laechelt und oefter mal lobt, war gerade draussen, wurde ein kind geradezu ausgepeitscht. ich dachte, ich wuerde durchdrehen. die zeit zog sich wie kaugummi, es regnete leider stark, sodass wir in den pausen nicht wirklich mit den kindern spielen konnten. die lehrerinnen kuemmerten sich nicht darum, dass ich nur herumsass, wahrscheinlich, weil sie es voellig normal finden. ich muss leider sagen, dass ich wirklich die minuten bis 14:30uhr zaehlte.. ich war geschockt und mir war extrem langweilig. ab und zu half ich den kindern oder fragte sie nach ihren namen. mehr verstanden sie leider nicht, bzw. wollte ich sie auch nicht von ihrer arbeit ablenken, damit sie nicht wieder bestraft wurden.

die zwei tage waren, bis auf die strahlenden kinderaugen, also nicht so schoen.. lea und ich haben schon viel geredet und uns gedanken gemacht. z.b. wuerden wir gerne die klassenraeume erneuern, also neu streichen und neue poster anbringen, schoen gestalten. inwiefern man deren "system" veraendern kann und ob die lehrer ueberhaupt gewillt sind etwas zu veraendern, das wissen wir noch nicht. wir denken auch, dass sich hier niemand dessen bewusst ist, was ja auch verstaendlich ist, da sie es eben nicht anders kennen. an der schule ist halt noch nicht viel passiert, die letzten freiwilligen dort sind auch schon jahre her. niemand scheint sich so wirklich zustaendig zu fuehlen, wenn auch alle sehr nett sind. ich denke auch, dass sie mit uns nicht so wirklich etwas anzufangen wissen. natuerlich waren es auch erst 2 tage und wir muessen auch erstmal mit den kollegen warm werden, vielleicht reagieren sie auch viel positiver als erwartet. trotz geringer ansprueche und obwohl wir es uns so ungefaehr (nur weniger ..schlimm) vorgestellt hatten, war es ein ziemlicher schock. wir werden nun erstmal versuchen anzukommen.. und dann einen schritt nach dem anderen gehen.

nun zu heute: es ist feiertag (founder's day), lea und ich waren heute die stadt erkunden. es war aehnlich wie in der hauptstadt, nur weniger schlimm, aber trotzdem voll und ueberall staende. noch koennen wir uns beide nicht vorstellen 6 monate hier zu bleiben und sind gerade ein bisschen down. ich sag mir immer wieder, dass es am anfang ganz normal ist und versuche die zaehne zusammenzubeissen. immerhin sind wir noch keine woche hier.. ich hoffe, ich kann euch bald wieder schoeneres erzaehlen!

p.s.: hatte gerade den ersten stromausfall! text wird zum glueck immer zwischengespeichert -hallelujah!
p.p.s.: das bilder hochladen funktioniert, dauert aber jaaaahre.. ich muss euch leider nochmal vertroesten, moechte vor der dunkelheit zuhause sein.. bald, versprochen!!

liebe gruesse aus der hitze! roxy

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