Dienstag, 20. September 2016

4 Tage in Ghana

ihr lieben,

ich lebe tatsaechlich noch. bitte habt erbarmen, dass ich nicht auf gross-und kleinschreibung achte. sitze in einem winzigen internetcafe und konnte gerade mit ach und krach meinen account freischalten (wegen seltsamer aktivitaet aus ghana, ha). aber von anfang an.. heute ist dienstag, der 20.09., ich bin also seit 4 tagen in ghana. wo soll ich nur anfangen!?

nachdem ich mir am flughafen die augen ausgeheult und an allem geweifelt und wieder nachhause wollte, bin ich schliesslich doch ins flugzeug gestiegen (dank an eltern und freund). beide fluege habe ich gut ueberstanden - jaaa das umsteigen war babyeinfach, ihr hattet alle recht. in istanbul hatte ich einen aufenthalt von ca. zweieinhalb stunden, den ich mit laufen und doesen verbracht habe. in dem flugzeug nach accra sassen wirklich nur 2-3 europaer, ansonsten (wahrscheinlich) einheimische. gegen 19uhr kam ich dann tatsaechlich in accra an. die aufregung stieg. draussen hat es geregnet, war aber unglaublich schwuel. nach ein paar schritten musste ich direkt den nachweis meiner gelbfieberimpfung vorzeigen - hallelujah, dass ich den in weiser voraussicht in mein handgepaeck gepackt hatte. danach ging es zum gepaeckband, naterlich stand ich erstmal am falschen, bis mich ein mitarbeiter drauf aufmerksam gemach hat. nachdem ich allerdings zum dritten mal ~sorry?<~meinte, hat er einfach nur genervt in eine richtung gezeigt. das englisch war einfach echt nicht als dieses zu identifizieren! am richtigen gepaeckband also und 5 minuten spaeter, dachte ich sofort wieder, dass mein gepaeck verloren gegangen ist. ist es natuerlich nicht. heilfroh, dass ich meine sachen hatte, bin ich also richtung exit. an der passkontrolle musste ich fingerabdruecke hinterlassen. dann war ich wirklich draussen. vor dem flughafen viele, viele menschen, die auf andere menschen warteten. sofort wurde ich 10 mal mit ~taxi? taxi?~ angesprochen. ich also hoeflich verneint. ich hatte fest damit gerechnet, dass alice, meine abholung nicht puenktlich sein wuerde und war daher noch einigermassen entspannt und ruhig. nach ca. 15 minuten und hundert weiteren taxifahrern, sprach mich jemand mit meinem namen an. ich folgte alice ueber stock und stein, ueber eine ampel, an der sich niemand dafuer verantwortlich fuehlte anzuhalten, bis wir irgendwann bei ihrem auto waren. da meinte sie dann: ~well, welcome to ghana!~. sie erzaehlte mir, dass sie selbst regelmaessig in deutschland ist und wie sehr sie deutsche autos liebt. wir quatschten ein bisschen und es war echt nett. der verkehr dagegen war unglaublich. es wird grundsaetzlich gehupt, unabhaengig davon, ob es einen grund dafuer gibt oder nicht. stau gab es auch, wobei ich glaube, dass es den irgendwie immer gibt. viel von der gegend konnte ich gar nicht aufnehmen, es war einfach zu heftig alles. nach vielleicht 20 minuten dann, kamen wir am hotel an. auch dort musste ich (wie im flugzeug) irgendetwas fuer das immigration centre ausfuellen. danach kam ich in ein einfaches, aber sauberes zimmer. mit alices handy durfte ich eine sms an meinen freund schreiben (die allerdings nicht ankam, wie sich rausstellte. mittlerweile kenne ich die richtige vorwahl aber..). natuerlich hatte ich in dem ganzen stress noch kein geld gewechselt und alice musste daher aushelfen und mir wasser kaufen. sie meinte, wenn sie wieder in deutschland ist, dann geb ich ihr einfach ein wasser aus. am naechsten morgen solle mich jemand um 9uhr abholen, fuer meine ersten besorgungen, erklaerte sie mir noch. dann war ich allein. zum glueck hatte ich, wieder mal in weiser voraussicht, mein sandwich aus dem flugzeug eingepackt, so konnte ich das nun essen. dabei sind dann die ersten traenen geflossen. also wahrscheinlich ein ziemlich trauriger anblick. irgendwann konnte ich mich wieder fangen, habe mich fertig gemacht (toilette und nicht funktionierende dusche gab es) und bin ins bett gegangen. geschlafen habe ich natuerlich mies. ich habe wirklich versucht mich darauf vorzubereiten, dass die erste nacht im hotel hart werden wuerde. trotzdem traf mich dieses gefuehl von einsamkeit irgendwo im nirgendwo wie ein schlag.

gegen 10uhr am morgen, ich hatte mich ueberhaupt nicht gestresst, da mir bewusst war, dass um 9uhr niemand da sein wuerde, wurde ich von kwamena (maennlich) abgeholt. auf meine frage hin, was nun mit meinem gepaeck passieren wuerde, meinte er, dass wir es 'somewhere' hinpacken. okay, hab ich erstmal so hingenommen. mit dem taxi ging es dann zu irgendeinem amtlich wirkenden gebaeude. in einem wartehaeuschen mit mann wurde meine koffer abgestellt. kwamena erzaehlte mir, dass es hier sicher waere. das war zumindest alles was ich verstanden habe, auch er war sehr schwer zu verstehen. wenn auch sehr nett, das steht ausser frage. zu fuss ging es dann los - und ich kann euch nicht sagen, wie krass das war. es ging durch ein labyrinth von maerkten und staenden, ueberall waren menschen, die verkauft und gerufen haben. ueberall frauen mit schuesseln und koerben auf den koepfen, mittendrin winzige kinder. alle 5 meter wurde fisch (garniert mit fliegen als kostenloses extra) verkauft. es war unfassbar eng, ich hatte so sorge meinen begleiter aus den augen zu verlieren. wenn musik gespielt wurde, dann richtig richtig laut. ab und zu trafen wir auch auf leute mit einem megafon, die entweder etwas politisches verkuendeten oder sangen. staendig wurde man angerempelt oder mit einem verkaufsprodukt angestupst. und alle wege verwinkelt und fuehrten von einem labyrinth ins naechste. nach ewigkeiten kamen wir zu einer wechselstube, fuer meine 200 euro, welche ich in bar mithatte, bekam ich knapp 880 cedis, also eine menge scheine. die leute in der wechselstube sahen mich wie ein auto an (verstaendlich, fuer die ist das ein haufen geld). danach liefen wir wieder eine ewigkeit - die ghanaer legen unglaubliche strecken zurueck, sowas wie mal eben 3 stationen mit dem bus fahren, gibt es halt einfach nicht). im naechsten shop angekommen, bekam ich meine neue ghanaische simkarte. die frau fragte mich, ob ich die nummer moegen wuerde. und ich voellig verwirrt: ~i think it's a beautiful number~. daraufhin musste sie lachen und ich solle meinen aufenthalt in ghana geniessen. wir liefen wieder sehr lang und kreuz und quer. ich hatte kwamena gesagt, dass wir noch ein moskitonetz kaufen muessten. es ging also wieder ins labyrinth. wie er hier wusste wohin wir muessen, ich weiss es nicht. by the way, das moskitonetz ist immer noch unbenuzt (das ist gut!). dann sind wir raus aus dem getuemmel und ans meer gegangen. diesen anblick brauchte ich. es war schoen windig, meine sachen waren naemlich gut durchgeschwitzt. wir tranken cola und sowas wie malzbier in einem cafe und unterhielten uns dabei. die kueste war sehr schoen, wenn man die unfassbaren mengen an muell ignorierte, die dort im sand lagen.
anschliessend holten wir mein gepaeck wieder ab. dem typen im wartehaus sollte ich mit 5 cedi bezahlen und mit dem schweren koffern ging es zur busstation. ich kann mich noch genau erinnern, dass ich mal einen reisebericht von einer freiwilligen las, die meinte, dass ihr accra ueberhaupt nicht gefallen hat. jetzt konnte ich das alles wirklich nachempfinden. accra ist laut, ueberfuellt, dreckig und stinkt. das ist vielleicht nicht besonders nett, aber die wahrheit.

 irgendwann sass ich also in irgendeinem bus irgendwohin. die fahrkarte kostete 11 cedis (unter 3 euro) und fuer mein gepaeck musste ich noch mal 5 zahlen. das wurde dann kuzerhand in den kofferraum gesteckt, welcher zusaetzlich mit den anderen sachen natuerlich nicht mehr zuging. da kam halt eine schnur zu hilfe. es sass dann irgendwann tatsaechlich bombenfest. wir sassen sehr sehr eng aneinander gequetscht, besonders schoen bei ueber 30 grad. kwamena schwor mir, dass der busfahrer wisse wo er mich absetzen sollte. er war ganz lieb und meinte, ich solle anrufen, wenn es irgendwelche probleme gaebe. es ging los. ich rief richard an um bescheid zu geben, dass ich nun im bus sass, damit er wusste wann er mich in koforidua abholen sollte. waehrend der zweistuendigen fahrt nahm ich mein handy in betrieb. als ich merkte, dass whatsapp funktioniert und ich meinem freund schreiben konnte - dessen antwort ich auch wirklich erhielt!! - musste ich vor erleichterung erstmal weinen. somit verbrachte ich die meiste zeit damit, menschen von zuhause zu schreiben und war sooo danlbar darueber. der bus hielt immer wieder an um leute aussteigen zu lassen. irgendwann hielt er dann auch fuer mich. ich war etwas perplex als der busfahrer mich rauswerfen wollte, weil er naemlich doch nicht genau wusste wo. ich hab immer wieder versucht klarzumachen, dass ich nch weniger wusste und mich jemand abholen sollte. ich sollte also richard anrufen. ich kapierte nicht was er mir sagte und kam mein handy kurzerhand an meine sitznachbarin. okay, alles easy, hiess es. ich stieg aus und da kam mir auch schon richard entgegen. hallelujah. und er meinte doch allen ernstes zu mir: ~so, i hope you understand english!?~ und ich dachte mir nur so: aeh ja, aber nicht dass, was ihr hier als englisch bezeichnet! aber auch er ist sehr nett und behauptete felsenfest, dass hier schon eine freiwillige war, die genau so wie ich aussieht. nach ein paar minuten in seinem auto, ging es mit zwei koffern eine art berg herauf. eigentlich trifft es berg wirklich. ganz oben dann steht ein grosses gelbes haus, was ich nun fuer 6 monate mein zuhause nennen darf. wie sich herausstellte, lebten hier richards eltern. eine kleine, gut beleibte frau kam uns entgegen - meine gastmutter comfort. eine sehr, sehr liebe frau wie ich nun mit sicherheit sagen kann. wir stellten uns vor, sie zeigte mir mein zimmer und ich solle erstmal auspacken und ankommen. das haus ist gross, sehr schoen und sauber. ich war total erleichtert. im wohnzimmer dann bekam ich erstmal ein 625ml bier, was sehr lecker war, aber ein bisschen viel auf meinen komplett leeren magen, haha. wir drei unterhielten uns, es war sehr nett und ich fuehlte mich wohl. irgendwann gab es essen (reis mit fisch in etwas tomatigem). lecker und gerade noch so scharf, dass ich es ertragen konnte. richard ging irgendwann, dafuer kam achi, mein gastvater. auch von ihm war ich sofort ein fan. zusammen schauten wir einen ziemlich schlechten nigerianischen film (ja, ein grosser fernseher ist vorhanden). wir stellten uns gegenseitig viele fragen und lernten uns kennen. sie erzaehlten schwaermerisch von ehemaligen freiwilligen (sie hatten schon sehr viele). comfort hat schon mehr von deutschland gesehen als ich - so kann es gehen! einer der vier kinder lebt auch in berlin (mit ihm habe ich mittlerweile telefoniert, sehr lustig). da das haus so weit oben liegt, ist der ausblick uebrigens der wahnsinn. koforidua gefaellt mir sowieso viel, viel besser als accra. sehr gruen und auch viel ruhiger. irgendwann dann zog ich mich in mein zimmer zurueck und schlief erstaunlich gut. ich war so erleichtert in eine scheinbar so tolle gastfamilie gekommen zu sein und konnte erstmal durchatmen.

sooo, ich weiss, ihr seid scharf auf bilder und ich hab auch noch nicht annaehernd zu ende erzaehlt (heute ist schliesslich schon dienstag), aber ich sitze schon seit 2 stunden hier. morgen ist allerdings feiertag und ich werd mein bestes geben meinen bericht fortzusetzen und bilder hochzuladen. ich hoffe, der text ist euch nicht zu lang, ich kann mich einfach nicht kurzfassen - und schon gar nicht bei dem was ich hier erlebe. also danke fuers lesen und bis ganz bald!!

gruesse aus ghana! roxy

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen