Sonntag, 30. Oktober 2016

Akaa Waterfalls

Die “akaa falls” rufen!

Wie geplant, sind Lea und ich um 9:30 Uhr losgezogen. In der Stadt angekommen mussten wir nun erstmal die richtige Trotro Station finden, bevor wir das richtige Trotro finden konnten. Wie immer fragten wir uns durch und wurden letztendlich wieder einmal von einem Mann zu unserem Bus gebracht. Wie immer bedankten wir uns,  doch dieses Mal verlangte der Typ als Gegenleistung Geld dafür. Da dies so nicht vereinbart war, er uns nicht besonders notdürftig vorkam, aber vor allem aus dem Grund wie er nach Geld verlangte, verweigerten wir es. Meckernd zog er letztlich von dannen. Nach einer unglaublich hitzigen Stunde, da der Bus ja erst losfährt, wenn alle Plätze besetzt sind, ging es dann endlich los. Wir hatten einem von beiden, also dem Fahrer oder seinem Made (das ist der, der immer Passagiere und Geld einsammelt) gesagt, dass wir zu den akaa waterfalls möchten. Durch unseren Reiseführer wussten wir, dass jene Wasserfälle ein paar Kilometer vor den boti falls sein sollen. Als wir dann die Gegend wiedererkannten und aus der Ferne das Schild mit der Aufschrift “welcome to boti waterfalls” sahen, wurde uns schnell klar, dass wir wohl an unserem Ziel vorbeigefahren sind. Daraufhin gab es ein riesiges Drama im Trotro und wir sind uns nicht ganz sicher, ob die Leute unseretwegen verärgert waren oder ob sie sich über Fahrer und/oder Made aufregten. Aber wohl eher letzteres, denn wir hielten an und ein freundlicher Passagier entschuldigte sich mehrmals für die Unannehmlichkeiten und sagte uns, dass wir einfach ein kleines Stückchen zurückfahren müssen. Wir nahmen es natürlich mit Humor und so liefen wir erstmal los, bis uns irgendwann ein Trotro einsammelte.

Dann liefen wir eine ruhige Straße mit sehr einfachen Behausungen entlang. Ein verblichenes Schild sagte uns, dass wir angekommen sind. Wir trafen auf einen älteren Herren, der jeweils 15 Cedi von uns einsammelte und uns den Weg zu den Wasserfällen beschrieb. Es war überhaupt nicht touristisch und sehr ruhig, ganz anders als bei den boti falls. Außerdem waren wir weit und breit die einzigen Besucher. Wir liefen ein paar Minuten durchs Grüne und schließlich ein paar Treppen hinunter. Und da waren sie – schön und laut und wahnsinnig idyllisch. Wir fanden es super die einzigen zu sein und auch, dass man keinen Guide benötigte. So standen wir dort also ein paar Minuten, wurden ordentlich nass und genossen diesen Anblick. Irgendwann konnten wir uns dann wieder losreißen und machten uns auf den Rückweg. Da kam mir übrigens eine riesengroße Echse entgegen, erstmal nichts besonderes, die hatte aber so einen Affenzahn drauf, die hätte mich fast umgenietet! Auf unserem Weg zur Hauptstraße kauften wir uns eine kleine Nascherei bei einer jungen Frau. Sogenannte “fatballs” (ja, ich finde den Namen auch erschreckend, haha), das sind faustgroße frittierte süße Teigbälle und sie erinnern uns ein bisschen an Quarkbällchen. Für zwei fatballs wollte die Frau gerade mal lächerliche 50 Pesewas und so gaben wir ihr einen 2-Cedi-Schein, worüber sie sich wahnsinnig freute und uns dreimal “god bless you” hinterher rief, sehr süß. An der Straße suchten wir uns ein schattiges Plätzchen. An der Ecke saßen Männer und Frauen beisammen, hörten Radio, quatschten, kochten und wuschen Wäsche. Kleine Kinder turnten um sie herum. Es war toll dies zu beobachten. Schon mehrmals hatte ich mir gewünscht hier in Ghana in einem Dorf zu leben. Mein Zuhause hier ist super und ich kann mich überhaupt nicht beschweren, es ist eben sehr luxuriös. Aber es würde mich schon reizen mal das Leben im Dorf zu erfahren. Dort lebt man einfach enger beieinander und kann so seine Umgebung, vor allem aber die Menschen besser kennenlernen. Ich könnte mir vorstellen, dass es einem so leichter fällt sich einzuleben. Sicherlich hat es so seine Tücken, denn dort kann auch schon mal eine Woche der Strom fehlen oder es kommt kein einziger Tropfen aus dem Wasserhahn. Aber eine Erfahrung wert ist es ganz bestimmt.

Lea und ich saßen also am Straßenrand, aßen unsere fatballs und warteten auf ein Trotro. Nach einer halben Stunde ungefähr kam sogar das von unserer Hinfahrt – es war nur bereits voll. In Deutschland hätte man also gesagt, dass es einem Leid tue, aber hier leider keine Plätze mehr frei sind. Nicht in Ghana! Man rückte einfach noch näher zusammen, da es bei 33 Grad ja nichts schöneres gibt und der Made setzte sich einfach kurzerhand mehr oder weniger auf meinen Schoß! Es war also äußerst ungemütlich, wir waren aber natürlich dankbar mitfahren zu können. Nach knapp 40 Minuten kamen wir wieder in Koforidua an und liefen nachhause.
Mein Gastvater ist wieder mal für ein paar Tage in Accra unterwegs und auch meine Gastmutter war auf einer Feier gewesen und hatte mir deshalb am Abend zuvor aufgetragen, dass ich mir Spaghetti kochen sollte, wenn ich nachhause komme. Sie kam dann doch schon kurz nach mir zurück und begrüßte mich, wie jeden Tag, mit “ I’m so tired!” Das kann ich total nachvollziehen (es ist die Hitze!). Nachdem wir kurz gequatscht hatten, war sie auch schon auf dem Sessel eingeschlafen und so bekochte ich sie ausnahmsweise mal. Ich verwöhnter Obruni hab natürlich viel zu viel Wasser aufgesetzt und schämte mich direkt, aber meine Gastmutter lachte nur. So fand der Abend also mit Spaghetti und Stew seinen Ausklang.
Ich vermisse Gemüse!! Das Essen hier ist zwar lecker, aber eben nicht besonders vielfältig.. und auch nicht besonders gesund oder ausgewogen. Gerade die Kinder essen wahnsinnig viel “Schrott”. Aber über sowas macht sich hier eben keiner Gedanken und das meiste an gesunden Nahrungsmitteln ist eben auch ordentlich teuer..

Der Sonntag war einfach nur völlig ruhig. Wäsche waschen war die Aktivität des Tages. Nach so vielen Tagen völliger Erholung, bräuchte ich nun eine geladene Woche! Schade nur, dass es in der Schule mit genau dem gleichen Schneckentempo weitergeht. Ja, ich wollte ein bisschen ghanaische Gelassenheit, aber ich merke wirklich, dass ich dafür nicht geschaffen bin, haha. Ich bete dafür, dass es im Waisenhaus anders wird. Aber zuerst kommt unsere Reise und die wird bestimmt nicht langweilig!
Ich hoffe, das mein klappriges Handy noch ein bisschen hält, es spinnt schon eine ganze Weile herum und Anrufe kann ich schon lange nicht mehr entgegennehmen. Ich will es vermeiden mir hier auch noch ein Handy kaufen zu müssen (nach dem Tablet, was ja auch schon ungeplant war und mein Geldbeutel sagt nun ausdrücklich “nein”). Deshalb drückt die Daumen, dass es bis Dezember hält, dann enthält mein Paket von Zuhause hoffentlich auch ein altes Handy..

Ich denke viel an euch (zu viel Zeit..)! Ihr dürft übrigens auch gern mal etwas kommentieren oder Fragen stellen!

Fühlt euch gedrückt und schickt mir ein bisschen kühle Luft, bitte!
Eure Roxy

Weg zu den Wasserfällen


auch so leben hier menschen 

Freitag, 28. Oktober 2016

Woche 6 (Kinder sind nicht böse & das erste Mal Krankenhaus)

Meine lieben Obrunis!

Ich schreibe wieder einmal um euch auf den neuesten Stand zu bringen..

Der Montag startete recht ruhig.. im Kindergarten dauert es montags immer ein wenig bis es losgeht. Wenn Lea und ich den Raum betreten, dann rufen uns die Kinder und freuen sich ganz süß. Übrigens nennen uns die meisten inzwischen bei unseren Namen, wobei ich manchmal  auch ‘Lea' bin, oder einfach ‘Lea Roxy' oder auch gern ‘Roski’, haha. Nachdem ja die eine Lehrerin letztens ihre Tochter mitgebracht hatte, brachte die andere nun ihren Sohn mit – fragt mich nicht warum. Später verschwand sie auch mit ihm und ließ sich nicht mehr blicken. Nun ja. Nach der zweiten Pause spielten wir mit den Kindern Memory. Es war wieder einmal sehr wild und anstrengend, aber die Kinder sind richtig, richtig gut geworden bezüglich der englischen Begriffe! Plötzlich wurden wir dann von der Lehrerin unterbrochen. Sie sprach die Kinder an und hielt ihnen offenbar eine Rede. Die Kinder wurden ganz kleinlaut und antworteten immer im Chor. Dann klärte uns die Lehrerin auf: Godslove hat ihren Eltern wohl erzählt, dass die Lehrer sie geschlagen und ihr außerdem etwas ins Ohr gesteckt hätten.. Sie fand es offensichtlich nicht in Ordnung, dass solch eine Information an die Öffentlichkeit gedrungen ist und meinte an uns gewandt, dass das Mädchen nicht wisse was es da sagt. Nun gut, etwas ins Ohr gesteckt hat ihr wohl eher ein Kind, aber das Schlagen entspricht ja vollkommen der Wahrheit.. Leider wissen wir nicht was sie den Kindern eingebläut hat. Ich habe wieder einmal mit mir gerungen, ob ich mich einmische. Aber noch sind es hier drei Wochen und Lea und ich wollen all unsere Gedanken lieber am Ende loswerden. Nun ja. Anschließend gingen wir mit den Kindern wieder auf den Hof und verbrachten dort die restliche Zeit.
Dann ging es los in die Stadt. Dort waren wir richtig erfolgreich. Lea fand ein paar neue Schuhe, wir kauften Seife für unsere Wäsche, ich fand endlich ein dünnes Handtuch (trocknet schneller, müffelt dann hoffentlich nicht) und dann holten wir unsere Hosen bei der Schneiderin ab. Als wir ankamen, strahlte sie und sagte ganz stolz, dass sie fast fertig ist. Uns wurden Plätze angeboten und wir warteten doch noch gute 30 Minuten, was aber nach der Hektik in der Stadt ganz angenehm war. Die Hosen sehen fantastisch aus und wurden wirklich gut verarbeitet. Zuhause angekommen merkte ich aber, dass meine doch ein wenig weit ist und daher werden wir am Mittwoch nochmal hingehen und ich werde sie bitten meine Hose enger zu machen. Denn der Stoff ist viel zu schön um nicht komplett zufrieden damit zu sein!
Achso und leider bin auch ich vor einer Erkältung nicht verschont geblieben.. Meine Reiseapotheke beinhaltet leider nichts dagegen, da ich tatsächlich dachte, ein Schnupfen wäre das letzte was ich mir hier einfange. Zum Glück hilft Lea mir aus und passenderweise ist sie auch ein Fan der Homöopathie. Bei 30 Grad ist so eine Erkältung nochmal deutlich unangenehmer, aber das wird schon.

Dienstags hatten wir erstaunlich viel zu tun im Unterricht – und mit viel meine ich, dass wir ganze zwei Aufgaben in die Hefte der Kinder schreiben durften! Wir waren dankbar. Unsere Zeit sollte dann in der letzten Stunde kommen. Allerdings bekam ich auf einmal ziemliche Bauchschmerzen und da ich verhindern wollte die Schul'toilette' zu benutzen, entschieden wir uns zu gehen. Tja, Pustekuchen – ich musste die Toilette (= Loch im Boden) benutzen, wenn ihr versteht was ich meine. Dieses Erlebnis möchte ich gerne aus meinem Gedächtnis löschen. Lea war ganz süß und wollte mich sogar meinen Berg hoch begleiten. Aber dann ging es erstmal wieder. Glücklicherweise wollten wir sowieso den Nachmittag mit Wäsche waschen verbringen, der Berg war groß wegen unseres Ausflugs am Wochenende. Die Sonne knallte, der Himmel war blau, also perfekt für einen ausgiebigen Waschgang! Ich hatte wirklich Spaß dran, ich finde es immer noch sehr meditativ. Als ich fertig war, waren die ersten Sachen schon wieder trocken – so gefällt mir das! Irgendwann kam meine Gastmutter und ich erzählte ihr warum ich schon so früh daheim war. Sie stellte mir gleich mal ein paar Fragen – ganz die Krankenschwester eben. Glück für mich, da fühlt man sich, krank in Afrika, nicht ganz so verloren.

Mittwoch: da weiß ich gar nicht so recht wo ich anfangen soll.. Ihr erinnert euch an den Vorfall mit Godslove? Es wurde wieder heiß diskutiert. Sogar ihre ältere Schwester wurde herbeigerufen, ausgefragt und angeschrien. Lea und ich verstanden natürlich kaum etwas außer “hospital” und “two years old”. Es stellte sich heraus, dass es ein Gespräch zwischen Godsloves Eltern, Lehrern und Schulleiter geben würde, dass das Mädchen wegen ihres Ohrs wohl ins Krankenhaus solle und dass sie angeblich erst 2 Jahre alt wäre. Etwas was nie und nimmer stimmen kann, da bin ich mir hundertprozentig sicher. Wir wissen auch nicht, inwiefern dies momentan eine Rolle spielen würde, die Lehrerin meinte nur “we don’t take 2 years olds”. Es schien einfach ein guter Anlass um die Kleine aus der Gruppe zu werfen. Und dann war es soweit, endlich entschied ich mich dafür mich einzumischen. Ich fragte also was genau denn das Problem sei. Loretta, die jüngere der Lehrerinnen, berichtete nochmal von der Ungeheuerlichkeit, dass Godslove ihren Eltern von der Behandlung hier erzählt hatte. Ich versuchte ihnen vorsichtig klarzumachen, dass das Schlagen durchaus der Wahrheit entspreche und dass ihr wahrscheinlich ein Kind etwas ins Ohr gesteckt hatte und sie da vielleicht versehentlich etwas durcheinander gebracht hatte. Daraufhin meinten alle Lehrerinnen doch tatsächlich und allen ernstes, dass sie die Kinder nicht schlagen würden. Lea und ich dachten wirklich wir spinnen. Ich fragte wie sie es sonst nennen würden. Da erklärten sie wie selbstverständlich, dass der Stock ja wohl nicht wehtun würde und sie ja schließlich das Gesicht auslassen würden, am Rest des Körpers tue es ja nicht weh. Mein Puls war irgendwo bei 180 und am liebsten hätte ich sie gefragt, ob wir mal an ihr ausprobieren wollen, ob es wehtut! Stattdessen erklärte ich, dass es den Kindern sehr wohl wehtut (ihnen etwas von der Demütigung zu erzählen wäre vollkommen sinnlos gewesen) und es nicht nötig ist und es sehr schwach ist, wenn man zu solchen Mitteln greift. Natürlich fanden sie das gar nicht gut. Eine von ihnen meinte trotzig, dass die deutschen Kinder ja auch nicht so “böse” und “schlecht” sind. Mit viel Geduld erwiderten wir, dass Kinder allgemein nicht böse sind und es bei uns auch ohne Zuschlagen funktioniert. Da meinte sie doch tatsächlich, dass dies nicht stimmen würde. Ich war mit meinem Latein am Ende. Dann erklärte sie noch, dass man die Kinder disziplinieren müsse und dass wäre der richtige Weg. Achso und während unserer Diskussion lachten sie immer wieder lauthals und höhnisch, völlig unverständlich. Dann auf einmal ging es mit dem Unterricht los, offensichtlich wollten sie diesem Gespräch aus dem Weg gehen. Wirklich sehr schade diese Sichtweise. Ich kann nur wiederholen, dass ich verstehe, dass wir in einem Entwicklungsland sind und es nicht annähernd mit Deutschland vergleichbar ist. Aber wie man so denken kann, ist mir ein Rätsel und ich kann es nicht entschuldigen.
Donnerstag und Freitag haben wir nun frei, da die älteren Schüler irgendeine Sportveranstaltung haben und der Kindergarten geschlossen ist. Lea und ich nutzen dann den Vormittag für den Perlenmarkt und wollen danach vielleicht mal unsere anstehende Reise ein bisschen genauer planen. Freitag wollen wir dann nach Aburi fahren, dort soll es einen tollen Holzmarkt und obendrein noch einen botanischen Garten geben. Und Samstag würden wir gern noch zu den 'akaa waterfalls' fahren um die Wasserfälle noch während der Regenzeit zu bewundern. So ist der Plan – mal schauen was Ghana daraus macht!
Nachmittags waren wir wieder bei der Schneiderin, sie machte mir meine Hosen ein Stückchen enger, während Lea und ich in einem Spot eine Fanta tranken. Zahlen musste ich nichts fürs umnähen, ich sollte ihr lediglich eine Cola mitbringen.
Da ja Erkältung und Magenprobleme nicht genug sind, habe ich nun allem Anschein nach auch noch eine Bindehautentzündung. Verwunderlich ist es nicht, denn ich habe schon einige unserer Kinder mit einem matschigen Auge herumlaufen sehen.. Nun ja. Zum Glück habe ich meine Gastmutter, die mich morgen früh mit zu ihrer Arbeit nimmt, also ins Krankenhaus. Hoffen wir, dass es schnell vorübergeht!

Der Donnerstag startete also für mich mit dem Krankenhaus.. In der Nacht war ich ungefähr zehnmal aufgewacht und hatte gemerkt wie mein Auge immer dicker wurde. Als ich dann morgens aufstand und in den Spiegel schaute, traf mich fast der Schlag. Das rechte Auge war kaum noch zu öffnen, ich kam mir vor wie ein Pirat. Meine Gastmama bestätigte, dass wir handeln müssen und so ging es um kurz nach 7 Uhr mit meinen Gasteltern und Lea als moralische Unterstützung in Richtung Stadt. Im Krankenhaus angekommen, führte uns meine Gastmutter zur Abteilung “eye clinic”. Sie redete mit vielen Leuten, ich lernte die Schwester meines Gastvaters kennen, die auch Krankenschwester ist und Lea und ich sollten uns hinsetzen und warten. Es war unglaublich voll, obwohl es noch so früh war. Meine Gastmutter erklärte mir, dass sie verhindern will, dass ich ins System aufgenommen werde, da es dann unter anderem um einiges teurer werden würde. Dann flossen kurz die Tränen, da sie plötzlich meinte, ich würde mich ja auch so fiebrig anfühlen. Ich war einfach überfordert und ängstlich und wollte nachhause und nicht krank in Ghana sein. Nach kurzer Wartezeit musste ich einen kleinen Sehtest machen, bei dem ich mit meinem matschigen Auge natürlich nicht allzuviel erkennen konnte. Dann wurde ich in ein Behandlungszimmer gebracht. Eine Ärztin sah sich mit einem Gerät meine Augen an. Sie war nicht besonders gesprächig und so musste ich ihr jedes Wort aus der Nase ziehen. Letztendlich stellte eher ich die Diagnose als sie, sie stimmte mir aber immerhin zu. Dann hieß es, dass ich wohl eine Wimper im Auge hätte und sie diese entfernen wolle. Das wunderte mich, weil ich der Meinung war, dass so eine kleine Wimper gerade das kleinste meiner Probleme ist und die schon irgendwann von selbst ihren Weg nach draußen findet. Dafür müsse sie etwas sterilisieren und ich solle ungefähr 45 Minuten warten. Nun gut. Sogar früher als gedacht rief sie mich wieder zu sich. In einem anderen Raum sollte ich mich auf eine Liege legen. Und jetzt kommt’s: sie wollte nicht eine Wimper aus dem Auge entfernen, sondern mir welche ausreißen! Und so zupfte sie einige von meinen wertvollen Wimpern aus – sehr unangenehm übrigens. Den Sinn habe ich nicht ganz oder eher überhaupt nicht verstanden. Ich bekam ein Rezept für Augentropfen und Salbe. Um einige Wimpern ärmer wurde ich entlassen. Ich telefonierte noch kurz mit Gastmama, die sagte, ich solle mich nicht sorgen und außerdem viel trinken. Ich schämte mich ein wenig, da ich so eine Obruni-Vorzugsbehandlung bekam und die ganzen armen Leute hier stundenlang warten mussten.. dennoch war ich natürlich unglaublich erleichtert und meiner Gastmutter sehr dankbar. In der Apotheke bekam ich für 17 Cedi meine Medikamente und der nette Apotheker erklärte mir nochmals genau die Anwendung. Nun ging es mir ein wenig besser. Es ist nicht meine erste Bindehautentzündung, aber ich sage euch: in einem völlig fremden Land kommt einem die kleinste Krankheit viel dramatischer vor!
Mit schlechter Sicht meinerseits erschien uns der Perlenmarkt nun ein wenig sinnlos und so ging es mit Lea zu mir nachhause. Ich nahm meine Augentropfen, wir entspannten auf dem Sofa und planten unsere große Reise. Das nahm auch ordentlich Zeit in Anspruch und war gar nicht mal so einfach, trotz super Reiseführer und Internet. Wir glauben aber, dass wir uns bestmöglich informiert haben und sind natürlich offen für spontane Planänderungen während der Reise. Obwohl es noch eine Weile hin ist, sind wir jetzt schon aufgeregt!
Am Freitag, wollten wir ja ursprünglich nach Aburi. Aber da ich mit meinen entzündeten Augen lieber nichts riskieren möchte - und schon gar nicht staubige Trotro-Fahrten - verschieben wir diesen Ausflug und werden lieber einen Lesemarathon einlegen.

Nun ist schon wieder Freitag und die Woche verging ziemlich flott. Ich hatte bis um 7 Uhr morgens ausgeschlafen (ja, das ist hier tatsächlich ausschlafen), bin dann in aller Ruhe aufgestanden und habe mich daran gemacht Bettlaken, Kissenbezüge und meinen Schlafsack zu waschen. Das war mal wieder sehr schweißtreibende Arbeit. Aber auch die Sonne leistete wieder ganze Arbeit und nach kurzer Zeit war alles schon wieder trocken. Gegen halb 12 Uhr schaute dann Lea vorbei, bevor sie ins Internetcafé zum Skypen ging. Der Freitag war also seeeehr ruhig. Mal ist das in Ordnung und ich wollte ja auch meine Augen auskurieren, aber manchmal ist es auch ein wenig nervig, da die Möglichkeiten hier so begrenzt sind. Da vermisst man dann schon das gute alte Berlin, wo einem einiges mehr einfallen würde bzw. es einfach mehr zu tun gäbe. Nun ja. Wie gesagt, wollen wir am Samstag wahrscheinlich zu den akaa waterfalls und dann kommt sicherlich wieder ein wenig Action ins Spiel.
Nächste Woche dann müssen wir mal in der Schule bekanntgeben, dass unsere Zeit dort bald vorüber ist. Ich hab keine Ahnung wie der Schulleiter und die Lehrer reagieren werden. Vielleicht bedauern sie unsere Entscheidung und werden nicht nachvollziehen können warum wir gehen, vielleicht werden sie aber auch beleidigt sein. Einerseits tut es mir wirklich Leid, da wir die ersten Freiwilligen seit 3 Jahren sind und nun nach 2 Monaten schon wieder gehen. Andererseits hat man es uns auch alles andere als leicht gemacht und zu interessieren schien sich ja niemand für uns. Und gerade wenn ich dann mal Berichte von anderen Freiwilligen lese, welche so wahnsinnig herzlich aufgenommen wurden, Arbeit bekamen und auch wirklich ein Austausch stattfand, dann finde ich es doch schon sehr schade und es bestätigt mir noch einmal, dass ich so keine 6 Monate verbringen möchte..
Achso, meine Augen sehen schon um einiges besser aus, es wird also:)

Ach, Ich vermisse euch alle sehr. Und teilweise habe ich das Gefühl eure Gesichter gar nicht mehr zu kennen (ist natürlich Quatsch, aber es kommt mir schon so lang vor)!
Heute bin ich 6 Wochen in Ghana – ganze Sommerferien!
Grüße aus dem 32 Grad heißen Koforidua!
Eure Roxy

p.s.: mein Blog wurde schon 1501 mal aufgerufen! Ich freue mich wahnsinnig, dass ihr so an meinem Leben hier teilnehmt!!
Und hier endlich ein Bild meiner Gasteltern - frisch herausgeputzt für die Arbeit!

Gastpapa und Gastmama:) 

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Paradies Ada Foah

Wenn das Paradies ruft..

Wie es sich gehört, möchte ich euch natürlich auch an meinem Wochenende teilhaben lassen. Lea und ich fanden, dass es nach 5 Wochen an der Zeit war endlich ans Meer zu fahren. Wir entschieden uns für Ada Foah, für den Ort, wo der Volta-Fluss ins Meer mündet. Meine Gasteltern hatten mir gesagt wie wir am besten fahren sollten und zusammen mit Lea wurden einige Hostels ausgesucht. Samstags um 7:30 Uhr ging es los. Als Proviant hatte meine Gastmutter für Lea und mich Pancakes gemacht – lecker!! Wegen unseres Gepäcks gönnten wir uns ein Taxi zur Trotro Station. Wie immer fragten wir einen Fahrer wo genau unser Trotro abfährt. Die allerdings schauten uns alle an wie Autos. Den Ort hätten sie noch nie gehört. Nun gut, also fragte ich nach dem Ort, an dem wir wohl umsteigen mussten. Aaah ja, kein Problem! Wieder einmal wurden wir direkt bis zu unserem Bus gebracht. Für 13 Cedi pro Nase ging es also zuerst nach Tema. Nach ungefähr zweieinhalb Stunden waren wir da. Auch hier wurden wir wieder wie selbstverständlich zum nächsten Trotro gebracht. Noch einmal 9 Cedi und anderthalb Stunden. Dann hieß es “last stop!” und wir waren auch die letzten im Bus. Da wir mal wieder völlig verloren aussahen (und Obrunis sind), wurden wir direkt wieder angesprochen. Ob wir zum ‘maranatha beach club' wollen wurden wir gefragt. Ganz begeistert nickten wir und der Mann zeigte zu einem Motorrad, grinste und meinte “have a seat”. Lea und ich schauten uns an und mussten lachen. Das war einfach schon wieder so typisch Ghana! Minimal ängstlich stiegen wir auf, die Fahrt war aber super und auch n6icht lang. Wir fuhren zum Fluss und von dort aus ging es in ein kleines Boot, so aufregend alles! Der gleiche Mann eröffnete uns, dass die Fahrt gut 45 Minuten dauern würde und auch stolze 15 Cedi kostet. Nun gut, schließlich paddelte er auch ganz allein bei praller Sonne. Die Fahrt war ein Highlight. Mit den Händen glitten wir durchs Wasser und genossen die wahnsinnig schöne Landschaft. Unser Kapitän erzählte vom Ort und von sich selbst und stellte uns natürlich auch ein paar Fragen. Nachdem geklärt war, dass ich leeeider bereits in festen Händen bin, fragte er mich, ob es in Ordnung wäre, wenn Lea ihm ihre Nummer gäbe. Warum er mich fragte und nicht sie selbst? Weil ich die Ältere bin, haha! So konnte ich Lea immerhin aus dieser Situation retten indem ich behauptete, dass ich dies wohl nicht verantworten könnte. Nun ja, wir mussten alle schmunzeln. Auf unserer Fahrt kamen uns ein paar zuckersüße Senioren in einem Motorboot entgegen. Sie winkten uns ganz lieb und wir dachten uns, dass sie mit ihren typischen Hüten wohl schon einige Safaris mitgemacht haben – toll!

Schließlich kamen wir an. Und waren im Paradies. Und sahen eine Menge Obrunis. Sammy, ein Hotelmitarbeiter empfang uns sehr freundlich. Wir zahlten für eine Nacht (50 Cedi für ein Doppelzimmer mit luxuriösem Zementboden), eine Frau zeigte uns unsere Bambushütte und sagte uns obendrein wie sehr sie unsere Haare liebte. Nun wollten wir nur noch in unsere Badesachen schlüpfen und uns in die Wellen stürzen! Und die hatten es wirklich in sich! Wir wurden mehrmals umgeworfen, hatten aber wahnsinnig Spaß dabei und freuten uns wie kleine Kinder. Ihr müsst es euch so vorstellen, dass auf der einen Seite der Volta-Fluss ist, dann kommt das Festland mit Hostel, Dorf & Co. und auf der anderen Seite ist das Meer. Anschließend ging es also in den Fluss. Es war herrlich und wir planschten ewig und quatschten dabei. Nachdem wir schon ganz schrumpelig waren, legten wir uns in den Sand und nach 30 Minuten hatte ich braune Beine. Wir wollten gegen Abend in ein Restaurant aus unserem Reiseführer, welches ungefähr 40 Minuten zu Fuß entfernt sein sollte. Wir dachten uns, dass wir so noch etwas vom Ort sehen würden und außerdem hatte das Menü im Hostel relativ stolze Preise. Tja.. irgendwie hatten wir aber in unserer Euphorie nicht ganz so viel nachgedacht und liefen los als es bereits dämmerte. Wir liefen am Strand entlang, hatten aber natürlich keine Ahnung an welcher Stelle wir in Richtung Stadt einbiegen mussten. Nach anstrengenden 40 Minuten (im Sand laufen hat es ja bekanntlich in sich), war weit und breit nichts in Sicht. Inzwischen war es dunkel und erst jetzt wurde uns so wirklich bewusst, dass wir nicht allzu scharf darauf waren in völliger Dunkelheit wieder zurückzulaufen.. Nachdem wir uns erst aufgeregt und dann darüber gelacht hatten, kehrten wir um und liefen mit unserer Taschenlampe zurück zum Hostel. Wir hatten also einen 80 minütigen, sandigen Spaziergang! Mittlerweile sehr hungrig und super durstig, bestellte ich Reis mit Salat und Lea ein paar Spaghetti. Auf das Essen warteten wir dann nochmal anderthalb Stunden (wir verwöhnten Obrunis in Deutschland kennen sowas ja gar nicht. Aber hier wird über einem Feuerchen gekocht und bei mehreren Gerichten dauert es nunmal seine Zeit) Zwischendurch hatten wir fünfmal Stromausfall. Unser Abendessen dann war lecker. Unser Kapitän von vorhin gesellte sich zu uns und wir tranken ein Bier zusammen. Obwohl die Nacht noch jung war, war Lea ziemlich müde und auch ich war gut erschöpft von diesem Tag. So beschlossen wir also ins Bett zu gehen. Schlafen war aber schier unmöglich, da die Musik immer lauter wurde. Erst wirklich spät fanden wir in den Schlaf, was mit Meeresrauschen auch viel besser ging. Gegen halb sieben waren wir dann auch schon wieder wach. Übrigens gab es richtige Toiletten und eben Eimerduschen. Wir wollten es uns aber nicht entgehen lassen uns im Fluss zu baden – wann bietet sich denn mal so eine Chance!? Es war ein wenig kalt, aber wir fanden es super! Dann gab es Frühstück, für mich Omelette mit Toast und für Lea einen großen Ananas-Pancake und dazu Tee. Nach dieser Stärkung warfen wir uns erstmal in die Hängematten und passend dazu schlürften wir eine Kokosnuss – wie im Paradies eben. Es ging noch einmal ins Meer und ganz allmählich machten wir uns dann auf den Rückweg, schließlich brauchten wir ja ein paar Stunden.

Es startete Versuch Nummer 2 in die Stadt zu gelangen. Einerseits wollten wir kein weiteres Geld für die Bootsfahrt ausgeben und andererseits nach wie vor etwas vom Ort sehen. Dieses Mal entschieden wir uns direkt am Fluss entlang zu laufen um eine bessere Orientierung zu haben. Und es war ein einziges Abenteuer! Wir liefen direkt durchs Dorf, an Hütten und Ziegen und Menschen und kleinen Läden vorbei. Es war wie eine winzige eigene Stadt. Die Kinder freuten sich, riefen ‘Obruni’ und winkten. Die Erwachsenen halfen uns jedes Mal weiter, im Sinne von “da kommt ihr nicht lang, lasst mich euch den Weg zeigen!” Einmal wurden wir sogar von einem Mann in einem Boot auf die andere Seite gebracht um uns einen Umweg zu ersparen. Die Menschen waren der Wahnsinn, wirklich. Wir liefen gute anderthalb Stunden, barfuß und nass geschwitzt – wir fühlten uns wie Menschen bei einer survival tour. Irgendwann kamen wir nicht mehr wirklich weiter (waren unserem Ziel aber sehr nah) und fragten eine ältere Frau wo die Trotro Station ist. Sie verstand aber immer nur “coco”. Also hielt sie kurzerhand den nächsten an, der vorbei lief und der Auserwählte brachte uns wirklich bis zu unserem Trotro. Und das war ein echtes Glück, denn es war das einzige (!) auf dem riesigen Parkplatz und dazu auch noch kurz vor Abfahrt. Lustigerweise saßen dort auch schon Obrunis und zwar die selben, die wir schon auf unserer Hinfahrt kennengelernt hatten. Wir waren also völlig kaputt, aber zufrieden. Dieser Bus wurde übrigens immer voller, der Fahrer war der Meinung, dass immer noch jemand hineinpassen würde – kuschelig ist das Stichwort. In Tema angekommen hieß es, dass heute kein Trotro direkt nach Koforidua fahre, da es sonntags ist. Wie müssten erst nach Madina. Nun gut. 30 Minuten später und für 3 Cedi (die der Fahrer erst nicht annehmen wollte, da ich ihm das Geld mit meiner linken Hand geben wollte), waren wir in Madina. Es ging kurz auf die öffentliche Toilette (Augen zu und durch) und dann fanden wir diesmal ganz allein den Bus nach Koforidua. Die Fahrt ging sogar deutlich schneller als auf unserem Hinweg. Gegen 18 Uhr kam ich dann völlig übermüdet daheim an. Ich erzählte meiner Gastmutter von der Reise, bekam Kochbananen mit Stew und nach einem Austausch mit meinen Liebsten in Berlin ging es ins Bett. Zusammenfassend war unser Ausflug ans Meer ein voller Erfolg! Auch, wenn die Reise anstrengend war, konnten wir Kraft tanken, sind wieder auf tolle Menschen getroffen und haben ein wenig mehr von Ghana gesehen. Ada Foah ist mehr als sehenswert!!

volta river

Strand auf der Seite vom Volta-Fluss 
Meer, Meer und noch mehr Meer 

Unsere Hütte 



Freitag, 21. Oktober 2016

Zwischen Fußball und fruit bread

Neue Woche, neuer Bericht..

Zu eurer Info: ich schreibe jeden Tag und füge es am Ende als Wochenbericht für euch zusammen:)

am Montag startete eine neue Arbeitswoche. Die Stunden im Kindergarten waren wieder einmal ziemlich deprimierend. Während des Unterrichts saßen Lea und ich draußen vor dem Klassenraum und philosophierten mal wieder weshalb hier alles so läuft wie es nunmal läuft. In den Pausen wurde dann wieder Kraft getankt mit jeweils mindestens zwei Kindern auf dem Schoß. Das sind jedes Mal schöne Momente und wir wünschten sie könnten komplett für den ganzen blöden Rest entschädigen.. Später falteten wir wieder mit den Kindern. Der Hitze wegen hatte ich, ohne es wirklich zu merken, einen Fächer gefaltet. Prompt wollten fünfzehn Kinder auch einen haben, sodass wir schließlich am Ende alle mit unseren bunten Fächern durch die Gegend liefen. Die Kinder hatten wieder einmal viel Spaß.
Nachmittags liefen Lea und ich in die Stadt und gingen zum Supermarkt. Außerdem kauften wir Obst an unserem Lieblingsstand – ich meine heißgeliebte Papaya und Mandarinen. Dann ging es relativ früh nachhause, wir waren beide total kaputt und Lea hatte ja auch noch mit ihrer Erkältung zu kämpfen..

Der Dienstag startete für mich dann früher als gewöhnlich. Um kurz nach 7 Uhr verließ ich mit meinen Gasteltern zusammen das Haus. Meine Gastmutter wollte mir zeigen wo wir schöne Stoffe herbekommen und wo ihre Schneiderin arbeitet. Sich den Weg durch die labyrinth-artigen Gänge zu merken war wirklich nicht so einfach! Im Anschluss traf ich mich wie gewöhnlich mit Lea und es ging zur Schule. Gleicher Ablauf: langweilen, in der Pause mit den Kindern kuscheln. Von unseren Mandarinen hatten wir nicht allzu viel, da Ohenewah und Antoanette fleißig mitaßen. Ich hatte extra noch eine Tüte Wasser mitgenommen. Und tatsächlich, obwohl wir die Kinder nicht verstehen, schien Ohenewah mich danach zu fragen. Als ich die Tüte rausholte, wurde sie ganz aufgeregt und zog auch direkt alles weg, das arme Kind.. Lea und ich saßen wieder vor dem Klassenraum, da es dort angenehmer war. Aus irgendeinem Grund wurde dann unsere Zeit mit den Kindern gestrichen. Vielleicht dachte die Lehrerin, dass wir keine Lust hätten, da wir draußen saßen. Aber da hätte man ja mal auch einfach kommunizieren können!? Nachdem es vorher auch noch einen schlimmen Vorfall mit dem Stock gab, hatten wir schon wieder genug. Und so verabschiedeten wir uns einfach schon um 13 Uhr, was eh niemanden sonderlich interessierte. Am nächsten Tag werden wir aber wieder auf unsere Zeit mit den Kindern bestehen. Für die restlichen Wochen lassen wir uns dies nicht auch noch nehmen!
Es ging wieder in die Stadt. Glücklicherweise fand ich den Stoffladen wieder und wir besorgten uns drei verschiedene bunte Stoffe. Dann ging es zur Schneiderin und wir gaben jeweils zwei Hosen in Auftrag. Für Stoff und Verarbeitung zahlen wir dann umgerechnet gerade mal knapp 6 € pro Hose. Nächste Woche sollen sie fertig sein, wir sind gespannt!

Mitte der Woche.. wie immer saßen wir auf unseren Plastikstühlen im Klassenraum, als wir von draußen Streit hörten. Plötzlich stürzte eine der älteren Schülerinnen in unsere Klasse und versteckte sich schluchzend hinter eine unserer Lehrerinnen. Sie flüchtete vor ihrer Mutter, die ihr Sekunden zuvor mit der Faust mitten ins Gesicht geschlagen hatte..! Es wurde laut und die Lehrerinnen diskutierten mit der Mutter. Das arme Mädchen war völlig verängstigt und wie es schien wurde ihr dann noch eine Standpauke von der Lehrerin gehalten. Gerne hätte ich gewusst worum es ging um mich dann einmischen zu können. Es war wieder mal ein Schockmoment für Lea und mich.
Später zeigte ich den Kindern wie es aussieht, wenn man Muster in ein gefaltetes Blatt Papier schneidet und es dann öffnet. Sie sind so auf Leistungen getrimmt, dass sie mir nur die zufällig entstandenen Formen entgegenschrien (circle, triangle..). Darauf wollt ich überhaupt nicht hinaus, sondern ihnen nur etwas neues zeigen woran sie sich erfreuen können.. aber gut. Es entstand dann auch eher ein großer Schnipselhaufen, denn schneiden können sie noch nicht wirklich. Sie hatten aber trotzdem ihren Spaß und das ist ja die Hauptsache.
In der Pause dann hörte ich den kleinen Prosper auf einmal fürchterlich weinen und eine Traube an Kindern stand um ihn herum. Ich stürzte also hin und rechnete schon mit dem schlimmsten. Zum Glück war es “nur” eine kleine Schürfwunde unter dem Auge. Aber er weinte ganz doll und keiner der Erwachsenen interessierte sich auch nur minimal dafür. Also tröstete ich ihn erstmal eine ganze Weile und schließlich packten Lea und ich ein Pflaster drauf. Das fand er dann sehr aufregend und konnte auch schon wieder lächeln. Überhaupt haben die Kinder hier viele Wunden, die nur schlecht oder gar nicht verheilen, da sich eben auch niemand drum kümmert.. Ansonsten futterte Ohenewah noch den Großteil meiner Papaya auf und es wurden wieder viele Kinder geknuddelt.
Nachmittags ging es dann ins Internetcafé und es wurde geskyped. Dabei flossen bei Lea und mir ein paar Tränen, weil es eben alles nicht so einfach ist und wir natürlich unsere Liebsten vermissen.. Und wenn wir dann daran denken, dass wir noch bis März hierbleiben sollen, dann würden wir schon gern ins nächste Flugzeug steigen.. Nun werden wir aber erstmal noch die letzten Wochen im Kindergarten durchhalten. Übrigens weiß ich jetzt schon, dass ich die Kinder sehr vermissen werde und sie alle am liebsten mitnehmen würde! Dann wollen wir natürlich unsere zweiwöchige Reise genießen und ein bisschen Kraft tanken. Und schließlich mit neuem Mut mit der Arbeit im Waisenhaus starten. Die Einstellung der Mitarbeiter dort wird wahrscheinlich, leider, ähnlich sein. Wir hoffen aber sehr, dass wir dort mehr zu tun haben werden. Apropos: morgen, am Donnerstag, wollen wir mit Ken (Oberhaupt der Organisation) dem Waisenhaus einen Besuch abstatten. Wir haben großes Glück, dass Ken gerade zufällig in Ghana ist und sich dieser Sache angenommen hat. Richard hingegen war leider gar nicht zuverlässig. Wir sind auf jeden Fall gespannt und ich werde natürlich berichten!

Donnerstag: es gab ein großes Fußballspiel zwischen einigen Klassen, auch einige unserer Kleinen waren dabei. Die Lehrer liefen mit ihren Stöcken durch die Gegend und fühlten sich dabei wieder mal ganz großartig. Die Kinder hatten aber wahnsinnig viel Freude am Spiel und daran mal keinen Unterricht zu haben. Lea und ich standen am Rand und schauten zu. Nach 2 Minuten kam eine Lehrerin und scheuchte ein Kind los uns Stühle zu holen, obwohl wir sagten, dass es wirklich nicht nötig ist. Aber hier in Ghana ist es ein Unding Erwachsene stehen zulassen, es wird einem immer und überall sofort ein Platz angeboten. Wir hatten Kinder auf dem Schoß und es war eine ganz nette Atmosphäre. Nach kurzer Zeit war die kleine Mauld auf mir eingeschlafen – entweder bin ich eine unglaublich gemütliche Schlafgelegenheit oder einfach nur sehr einschläfernd, haha! Aber ich freu mich jedes Mal, wenn die Kinder sich erholen können und kurzzeitig jemanden haben, der sie nicht wegschickt. In der Pause packte ich eine Tüte Brot aus. Kurz dazu: am Tag zuvor waren Lea und ich hoffnungsvoll in eine ‘bread factory’ marschiert. Leider war es relativ ernüchternd, wir kauften aber ein ‘fruit bread’. Was da wirklich drin ist, konnten wir nicht herausfinden und auch die Verkäuferin war überfragt. Nun ja, es schmeckt aber ganz gut. Da es aber eine ganze Menge war, beschlossen wir es während der Pausen in der Schule zu essen. Diese Rechnung hatten wir aber ohne die Kinder gemacht! Am Ende wurde das komplette Brot leer und eine Menge Kinder liefen mit einer Scheibe durch die Gegend und freuten sich wie verrückt. Sie schmatzten und lachten dabei – ein toller Anblick! Später dann mussten wir feststellen, dass sämtliche Kanister mit Regenwasser leer waren. Und dass nachdem quasi den ganzen Tag Sport auf dem Programm stand. Meine Extra-Tüte Wasser wurde von den Kindern schon geleert und sogar meine eigene Flasche Wasser, von der ich abgegeben hatte, war bereits leer. Also gingen wir hinüber zu einem Laden und kauften ein paar Tüten Wasser. Als die Kinder das Wasser sahen, freuten sie sich als wäre Weihnachten vorverlegt worden. Es wurde ganz vorbildlich brüderlich geteilt, obwohl sie wirklich alle unglaublich durstig waren. Da bekommt man es wirklich am eigenen Leib zu spüren, wie es ist, wenn so etwas einfaches wie Wasser einfach nicht immer zur Verfügung steht. Und natürlich muss man sofort daran denken, wieviel Wasser wir in Deutschland verschwenden.. Man bekommt hier ein ganz anderes Verständnis dafür. Wenn man miterlebt wie es ist, wenn die Kinder einfach nichts trinken können, weil es nichts gibt oder Lea und ich am Ende des Schultages beten, dass es noch Wasser gibt, damit wir uns nach dem Toilettengang die Hände waschen können.
Dann wurde noch ein bisschen auf dem Hof gespielt bis Lea und ich uns auf den Weg machten. Die Kinder wachsen uns jeden Tag mehr ans Herz und es wird uns so schwer fallen sie bald hier zurückzulassen..
Dann trafen wir uns mit Ken und fuhren nach Suhum ins Waisenhaus. Ken ist super nett, konnte unsere Probleme nachvollziehen und wir hatten wirklich Glück, dass er uns geholfen hat. Außerdem war es angenehm, dass wir alles auf Deutsch klären konnten. Im ‘jehova rapha children’s home' trafen wir auf zwei andere Freiwillige, die uns auch direkt vom Feiern bekannt vorkamen. Mit Ken zusammen sprachen wir mit einer Mitarbeiterin. Diese schien zwar nicht überschwänglich begeistert, aber auch nicht komplett desinteressiert. Die flexiblen Arbeitszeiten, die Lea und ich uns wünschen, seien wohl kein Problem. Außerdem können uns wohl auch gern um die Babys kümmern (das Jüngste ist aktuell gerade mal 3 Wochen alt..!), dafür schlägt ja mein Herz! Toll ist es natürlich auch, dass wir dann zu dritt (die eine Freiwillige arbeitet eigentlich in der Schule des Waisenhauses) dort sind und so vielleicht mehr unternehmen oder sogar erreichen können. Wir haben also ein gutes Bauchgefühl! Wir haben wieder neuen Mut geschöpft und so fällt es uns auch leichter noch die knapp drei Wochen im Kindergarten auszuhalten.

Fußball!!
Die Lehrer..
fruit bread für alle!

Nun ist es schon wieder Freitag.. so richtigen Unterricht gab es heute nicht, hier ist eben kein Tag wie der andere! Die Kinder ließen wieder haufenweise malerische Kunstwerke entstehen und wir spielten ein wenig auf dem Hof. Ich genieße es immer richtig mit den Kindern und kann dabei gut Kraft tanken. Wobei man auch sagen muss, dass Kuscheln bei 30 Grad auch nicht sooo angenehm ist..! Gegen 13 Uhr wurde dann der Kindergartentag auch offiziell beendet.
Lea und ich gerieten wieder einmal in den Regen. Daraufhin gönnten wir uns ein Getränk im Spot und besprachen unseren Ausflug am Wochenende. Es ist soweit.. nach 5 Wochen geht es endlich ans Meer! Morgen früh wollen wir nach ‘Ada Foah' fahren und dort eine Nacht im Hotel verbringen. Betet, dass es am Wochenende ausnahmsweise mal nicht regnet (zumindest nicht dort)!!
Als ich später nachhause kam, traf ich zeitgleich mit meiner Gastmutter ein. Sie eröffnete mir, dass es keinen Strom gäbe, der sei nämlich “leer”. Hier in Ghana oder zumindest hier bei uns, lässt mein Gastvater jede Woche eine Chipkarte mit 40 Cedi aufladen. Ist das Guthaben aufgebraucht, gibt’s eben auch keinen Strom mehr. Interessantes System und wieder etwas dazugelernt! Während wir also auf Licht warteten, stand ich mit meiner Gastmutter auf der Terrasse, wir schauten uns den Sonnenuntergang an und sie erzählte mir eine Menge. Wie sie zu dem Haus gekommen war, von Nachbarn und ihren Reisen in Deutschland. Und nun an meine Lieben in Berlin, haltet euch fest: meine Gastmutter war doch tatsächlich im guten alten Spandau! Und liebt es dort! Ist es nicht Wahnsinn wie klein die Welt doch ist!? Wir hatten auf jeden Fall eine ganz tolle Unterhaltung.
Nun bin ich wieder mal sehr müde, musste schon zweimal auf Spinnenjagd gehen und freue mich auf morgen. Um 7:30 Uhr geht’s schon los. Ich werde euch dann sicherlich im Laufe der nächsten Woche davon berichten, mit hoffentlich ein paar tollen Fotos!

Ich vermisse euch!!
p.s.: Die Fotos dieser Woche gibt es dann in ein paar Tagen, im Moment reicht mein Internet dafür nicht mehr aus.. 

Montag, 17. Oktober 2016

Feiern wie die Ghanaer!

Ihr Lieben!

Nach meinem Beitrag zur letzten Woche, möchte ich nur mal schnell vom Wochenende erzählen..
Am Samstag wollte Lea gegen Mittag zu mir kommen. Als es soweit war, wollte ich sie von der Hauptstraße unten abholen. Natürlich musste es ausgerechnet da anfangen zu regnen. Ich war gerade losgelaufen, da hörte ich etwas hinter mir. Es stellte sich heraus, dass mir unser Hund gefolgt ist – er dachte wohl wir würden spazieren gehen. Er lief immer ein wenig vor und drehte sich dann zu mir um und wartete. Das war echt niedlich und ich musste lachen. Allerdings hatte ich natürlich Sorge, dass er mir irgendwann davonläuft. Also ging ich wieder zurück, in der Hoffnung, er würde mir auch diesmal folgen. Tatsächlich! Ich stellte mich vors Tor und rief ihn und wie selbstverständlich kam er angelaufen und ging ganz brav zurück auf den Hof. Sehr vorbildlich. Nun also Versuch Nummer 2.. nach wenigen Metern fing es an heftiger zu regnen. Und dann goss es wie verrückt. Ich schlitterte quasi den Berg hinunter. Zum Unterstellen gab es natürlich weit und breit nichts. Nach 2 Minuten war ich nass bis auf die Unterhose. Schließlich ließ mich ein Nachbar in sein Haus. Er war nett,  wollte aber wieder mal meine Kontaktdaten und dass ich ihn mit nach Deutschland nehme. Nun ja, irgendwann wurde der Regen schwächer und ich wagte mich hinaus – schließlich stand Lea nicht mehr allzu weit ebenso unter und wartete auf mich. Auch sie war klatschnass. Das fing ja gut an! Eine der Freiwilligen von den Wasserfällen schrieb mir dann, dass das Festival wohl nicht so spannend sei und sie aber abends feiern gehen wollten. Nun gut, Lea und ich wollten aber trotzdem mal beim Festival vorbeischauen.
Gegen 16:30 Uhr gingen wir los, liefen in die Stadt und als wir nicht mehr allzu weit von der trotro station entfernt waren, wurden wir von Louis abgefangen (er hatte uns mal Material für die Schule besorgt und unterstützt wohl allgemein Freiwillige und deren Projekte, wir haben noch nicht ganz rausbekommen was er genau tut). Trotz unserer Proteste fuhr er uns mit seinem Auto zur Station, suchte das richtige trotro und zahlte sogar unsere Fahrkarten, sehr aufmerksam mal wieder. Nach knapp 40 Minuten waren wir dann in Suhum. Die Straßen dort waren wahnsinnig voll. Überall Musik und tanzende Menschen. Wir waren uns aber nicht sicher, ob das jetzt das Festival war oder es einfach die Samstagabend-Atmosphäre ist. Also quatschte ich kurzerhand einen Typen an. Er sagte uns, dass das Festival an der trotro station wäre, es aber erst später losginge. Dort angekommen gab es eine Bühne und ein paar DJs. Also beschloss Eric, unser Begleiter, dass wir erst einmal etwas trinken gehen. In der Bar war es voll und unfassbar laut, man hat wirklich sein eigenes Wort nicht mehr verstanden. Es gab also das Bier namens ‘club’ und Eric warnte mich niemandem meine Nummer zu geben – danke für den Tipp, haha! Ich fragte ihn nach dem Club, in dem wir uns mit den anderen Freiwilligen treffen wollten und er brachte uns hin. Ich rief durch und eine gute Stunde später kamen erst die zwei Mädels und irgendwann auch die anderen Freiwilligen, sodass wir irgendwann knapp 30 Obrunis waren! Der Club war sozusagen im Freien, mit einer Bar, Tischen und Stühlen und einer kleinen abgeschirmten Ecke – das war die Toilette. Zum Glück trafen wir jedes Mal auf hilfsbereite Leute, welche die anderen wegscheuchten, wenn wir mal für kleine Obrunis mussten. Die Musik war unnormal laut, ab und an bekanntes, viele gecoverte Songs, ein bisschen karibisch. Es wurde gequatscht, getrunken und viel getanzt. Es war sehr lustig. Unglaublich waren aber die Männer dort. Ich hatte ja schon oft gehört und gelesen, dass die feierwütigen Ghanaer ausgesprochen aufdringlich werden können. Aber das war der Wahnsinn. Keine 5 Minuten vergingen, ohne dass wir mindestens einen Mann von einem von uns verscheuchen mussten. Sie wollten quatschen, unsere Nummern haben und scheuten sich auch nicht davor uns mal an den Allerwertesten zu fassen. Zum Glück waren wir so viele und alle sehr aufmerksam, wir passten also gegenseitig wirklich aufeinander auf. Einmal mussten wir zu viert auf einen Typen einreden, damit er mich in Ruhe ließ. Da kam uns dann schließlich ein anderer Ghanaer, der irgendwie mit zu den Freiwilligen gehört, zur Hilfe.. Irgendwann hatten wir dann genug, auch von den Männern, und machten uns auf den Rückweg. Das war dann nochmal eine Tortur. Die knapp 30 Obrunis waren zu viel für die Menschen auf der Straße! Wir wurden angefasst und herumgezerrt. Wir mussten uns tatsächlich alle bei den Händen halten! Irgendwann wurde ich auch wirklich ungehalten, weil es einfach zu viel und zu heftig wurde. Der erwähnte Ghanaer klärte Lea und mir freundlicherweise ein trotro, dafür waren wir ihm sehr dankbar. Wir verabschiedeten uns und stiegen ein. Ein paar Durchgeknallte knutschten doch tatsächlich die Scheiben des Busses, haha. Bis es dann losging dauerte es nochmal ewig. Inzwischen waren wir wirklich müde und kaputt und genervt und wollten einfach nur ins Bett. Gegen 3 Uhr waren wir dann bei mir zuhause. Dort begrüßte uns mein Gastvater, der selbst noch unterwegs bei einer Hoteleröffnung war. Völlig erschöpft fielen Lea und ich ins Bett.

Nach wenigen Stunden Schlaf und einer Handwäsche meinerseits, warteten wir auf die Friseuse, die wieder mal um 13 Uhr statt um 10 Uhr kam. Und sie hatte für uns beide blondes Kunsthaar mit anstatt wie angefordert dunkelbraun für mich. Nun gut, überrascht waren wir darüber nicht. Und sie ist auch wirklich nett und flink, also was soll’s. Erst war Lea dran, während ich ‘Tom und Jerry’ im Fernsehen schaute. Ihr stehen die vielen Zöpfe übrigens wahnsinnig gut. Lea machte sich dann auf den Heimweg und ich war dran. Dann gab es nur noch Kochbananen mit Reis und Salat für mich und dann ging es früh ins Bett.

Soviel dazu.. das Feiern mit den anderen Freiwilligen hat wirklich Spaß gemacht. Wir haben wieder viele nette, lustige und hilfsbereite Ghanaer kennengelernt, aber auch ebenso wie man sich als Frischfleisch so fühlt! Allzu oft muss ich das nicht haben, ab und an ist vollkommen in Ordnung. Auf jeden Fall ist es angebracht mit einer größeren Gruppe unterwegs zu sein.

Nun starte ich in meine 5. Woche. Morgen wollen wir endlich mal schauen wie es mit dem Kleidung schneidern hier abläuft und werden der Schneiderin meiner Gastmutter einen Besuch abstatten.

Ich wünsche euch allen eine schöne, nicht allzu kalte Woche (wir können gern mal tauschen!). Hütet euch vor einer Erkältung! Lea hat’s erwischt und sie hat eine Schnupfnase.. sicherlich werd ich dann auch nicht verschont bleiben. Komischerweise haben wir mit allem gerechnet, nur nicht damit in Ghana einen Schnupfen zu bekommen, haha. Aber solange es nur das ist..!

Ich denke ganz viel an euch. Grüße aus Koforidua!

Samstag, 15. Oktober 2016

4 Wochen!!

Am Montag versuchte ich erneut mein Glück beim immigration service um mein Visum zu verlängern. Und was soll ich sagen.. in Ghana muss man einfach allzeit bereit sein für jegliche Überraschungen! Nachdem ich mich beim ersten Versuch so sehr über die unhöflichen Frauen aufgeregt hatte, trafen wir dieses Mal auf Männer. Sie hießen uns sofort willkommen. Außerdem fragten sie, ob wir vergeben seien, denn anderenfalls wollen Sie uns sofort heiraten! Es war aber alles sehr nett und sehr lustig, es gab eine Menge zu lachen. Das Prozedere war dann ganz unkompliziert. Und morgen kann ich meinen Reisepass dann schon wieder abholen. Bin froh, dass wir nun noch so eine gute Erfahrung machen konnten!
Auf dem Rückweg, traf ich wieder meine kleine Freundin aus meiner Nachbarschaft. Da ich nach dem Fußmarsch innerlich am Vertrocknen war (Lea und ich legen täglich unglaubliche Strecken zurück, sind ganz stolz auf uns), trank ich gerade eine Tüte Wasser. Wie jeden Tag kam die Kleine angerannt, aufgeregt ‘sister Roxy’ rufend. Nachdem ich mich erkundigt hatte wie es ihr ginge, fragte sie mich, wieder unglaublich höflich, ob sie einen Schluck von meinem Wasser habe könne. Natürlich gab ich ihr den ganzen Rest. Ich muss unbedingt mal ein Foto machen, sie ist so süß. Und ich werde mich auf jeden Fall mal nach einer kleinen Aufmerksamkeit für sie umsehen..
Übrigens scheinen 90% der Kinder im Kindergarten aktuell krank zu sein.. sind alle am Husten und Schniefen. Es wäre also nahezu ein Wunder, wenn Lea und ich uns nicht anstecken. Denn Hände wäscht hier keiner. Ich versuche die Kinder gerade daran zu gewöhnen sich beim Husten die Hand vor den Mund zu halten. Nun ja, solange es nur eine Erkältung ist..

Am Dienstag im Kindergarten hatte der Schulleiter es endlich geschafft Plakate zu besorgen und wir fingen an sie zu gestalten: Lea zeichnete ein Kind und beschriftete die Körperteile. Ich zeichnete verschiedene Früchte auf. Die Lehrerinnen waren begeistert. Später dann wurde wieder ‘Memory’ gespielt. Die Kinder werden immer besser! Dabei ging ich wieder die englischen Begriffe mit ihnen durch. Beim nächsten Mal wollen wir die Wörter aufschreiben und mit ihnen zusammen in aller Ruhe buchstabieren. Es ist nämlich so.. die (meisten) Kinder können das Alphabet, allerdings nur, wenn sie es akkurat von A bis Z aufsagen. Sie lernen also nur auswendig wie es klingt, erkennen aber einzelne Buchstaben nicht. Es liegt natürlich daran, wie die Lehrer es unterrichten. Und dies ist so ziemlich immer einfach nur unlogisch bzw. einfach verkehrt. Wenn wir zaghaft versuchen die Lehrer darauf aufmerksam zu machen, verstehen sie uns/es entweder nicht oder sagen nur unwirsch “they can’t do it, they can’t do it”. So wie wir die Kinder einschätzen, könnten sie sehr wohl so einiges, wenn man ihnen mal gut zusprechen und ihnen Dinge anständig erklären würde. Nun gut, wir zumindest geben unser bestes..
Nach Schulschluss waren Lea und ich in einem Spot in der Stadt, tranken eine Cola und warteten darauf, mein Visum abholen zu können. Wir trafen wieder auf die netten Officers. Mein Visum ist nun bis Mitte Januar gültig und kostete 150 cedis.  Nächsten Monat dann das gleiche Spiel für Lea!

Am Mittwoch arbeiteten wir weiter an unseren Plakaten. Das sorgt immer für großen Wirbel: in den Pausen kommen viele Kinder aus anderen Klassen vorbei, bestaunen die Zeichnungen und klatschen für uns, sehr süß! Wie vorgenommen, übte ich später mit den Kindern mithilfe von den Memory-Bildern die Buchstaben. Die englischen Begriffe hatten sie schon richtig gut drauf, und dass von den wenigen Malen üben. Ich schrieb also die Wörter auf ein Stück Papier und legte das Bild dazu. Beim Buchstabieren rannten sie immer wieder nach vorn an die Wand und suchten nach dem richtigen Buchstaben – unser aufgemaltes Alphabet auf Augenhöhe der Kinder zahlt sich also aus!  Auch hier lernten sie schnell und hatten dabei eine Menge Spaß. Das ist wirklich toll, zeigt aber wieder wie unfähig, desinteressiert und faul die Lehrer doch leider sind.. denn die Kinder können und wollen!
Während des Unterrichts kam der Stock wieder einmal viel zu oft zum Einsatz. Dabei wird es immer willkürlicher. Bei Lea und mir ist das Fass fast voll und wir fürchten, dass es bald aus uns herausbricht. Und ich fürchte, dass wir dann auch nicht mehr höflich sein können. Oft überlege ich mir wirklich, den Stock einfach zu verstecken oder noch besser zu verbrennen. Aber sie werden so schnell einen neuen haben, so schnell werd ich gar nicht gucken können. Es müsste halt im Kopf “klick” machen..
Später gingen wir noch mit den Kindern auf den Hof. Das ist super, weil sie so mal den Hof für sich haben, ohne die älteren Schüler. Eine der Jüngsten, Ohenewah, war auf dem Tisch eingeschlafen. Ich wollte der Lehrerin klarmachen, dass sie ruhig hier weiterschlafen könne, sie scheuchte das arme Kind aber brutal aus dem Klassenraum. Das fand ich schon wieder so unmöglich. Also nahm ich sie einfach auf den Arm, setzte mich mit ihr auf den Hof in den Schatten und ließ sie in meinen Armen weiterschlafen, während Lea mit den anderen spielte. Wir hatten übrigens am Dienstag versucht mit ihnen ‘Fangen’ zu spielen. Wir erklärten es mit wenigen Worten und machten es ihnen vor.  Sie nickten eifrig, verstanden aber kein Wort. Leider konnten wir auch nicht die Lehrerin zum Übersetzen bitten, denn sie musste natürlich telefonieren. Aber das werden wir schon noch hinbekommen.

Donnerstag.. im Kindergarten wurde wieder eine Menge gekuschelt. Während der Pause ist ein Kind auf meinem Schoß eingeschlafen, diesmal Antoanette, überraschenderweise durfte sie dann während des Unterrichts weiterschlafen. Ansonsten malten wir mit den Kindern, wir ließen sie aber auch frei spielen, was sie besonders genossen. Die Zeit mit den Kindern ist toll, aber wahnsinnig anstrengend. Nach wie vor, hören sie nun mal nicht auf uns, sind extrem aufgedreht und alle 2 Minuten muss man zwei Kinder auseinanderzerren, damit sie sich nicht die Köpfe einschlagen. Wenn die Lehrerin telefoniert, dann schreit sie alle paar Minuten “keep quiet” in den Raum um dann ins Telefon zu schreien. Vor die Tür zu gehen wäre viel zu einfach. Außerdem bringt sie seit ein paar Tagen immer ihre Tochter mit zur Arbeit. Sie ist 2 Jahre alt, niedlich – und rotzfrech. Sie ärgert die Kinder, wird aber von allen wie eine Prinzessin behandelt. Nun ja..
Nach Feierabend ging es wieder zum Perlenmarkt. Da wir diesmal früher da waren, waren noch ein paar Leute mehr da, die rush hour scheint aber tatsächlich gegen Vormittag zu sein. Hoffe, das können wir bald mal erleben! Für uns beide gab es ein neues Fußband vom gleichen Mann, der uns letzte Woche schon unsere Armbänder verkaufte. Dieses Mal bekamen wir schon den Freundschaftspreis! Kurz darauf quatschten wir mit einem anderen Verkäufer von letzter Woche, der ganz enttäuscht war, dass wir uns noch nicht bei ihm gemeldet hatten. Wie es scheint, werden wir ihn aber am Wochenende auf einem Festival sehen und wir glauben, dass er ein wirklich lieber Kerl ist. Es folgten noch eine Menge Gespräche. Es ist schier unmöglich nicht angesprochen zu werden und jeder möchte, dass man wenigstens mal einen Blick auf seinen Stand wirft. Es macht aber sehr viel Spaß und es entstehen immer wieder lustige Unterhaltungen. Ich entdeckte eine Tasche in die ich mich sofort verliebte und nachdem ich ein wenig gehandelt hatte, war sie mein! Außerdem hatten Lea und ich ja tolle Rucksäcke gesehen. Unser neuer Freund, Isaac, wird uns dann scheinbar bald ganz individuelle Rucksäcke schneidern. Wir werden uns nächste Woche mal nach Stoffen umsehen. Ansonsten haben wir noch wahnsinnig schöne afrikanische Masken und überhaupt viel schöne Deko entdeckt – ich muss mich wirklich zusammenreißen nicht jetzt schon alles zu kaufen!

Freitag, 14. Oktober: seit 4 Wochen bin ich nun in Ghana!! Einerseits ist es Wahnsinn, dass ich schon so lange hier sein soll, andererseits ist es doch erst so eine kurze Zeit.. Die Woche an sich vergeht nun relativ schnell. Allmählich finde ich so meinen Weg wie ich mit Dingen/Situationen umgehe. Vieles nehmen Lea und ich jetzt mit mehr Gelassenheit. Und wenn der zwanzigste Mann uns auffordert ihn mit nach Deutschland zu nehmen dann nicken wir einfach oder ich sag ihm ganz trocken, dass er es sich gerne in meinem Koffer gemütlich machen kann. Ich gewöhne mich daran, dass die Ampeln überhaupt keinen Sinn ergeben und sich keiner daran hält. Ich winke automatisch, wenn Kinder “Obruni” rufen und geb dem Taxifahrer nicht mehr Cedis als angebracht sind. An der Straßenecke kaufe ich Kochbananen-Chips.
Es gibt aber auch Momente, in denen einem schlagartig wieder bewusst wird wo man hier ist.. Die kleine Ohenewah suchte in der Pause ganz heimlich in den Rucksäcken der anderen Kinder nach etwas Wasser. Normalerweise kommt ihre große Schwester in den Pausen vorbei und gibt ihr etwas zu trinken. Heute war diese aber offensichtlich nicht da. Ich beobachtete es also zufällig und so gaben Lea und ich ihr selbstverständlich Wasser von uns, was die Kleine ganz schüchtern, aber gierig trank. Außerdem unterhielten wir uns mit einem jungen Lehrer. Wir sprachen darüber wie schwierig es für uns ist das System hier zu akzeptieren. Zum Thema Schlagen meinte er, dass die Schläge die Kinder schon nicht umbringen werden. Da hab ich ihm einen ziemlichen Vortrag gehalten. Aber es ist einfach sinnlos. Es wird nicht verstanden – wie auch, wenn man nichts anders kennt – man interessiert sich aber auch nicht dafür. Wir werden belächelt als hätten sie Mitleid mit uns, weil wir unsere Kinder lieben und respektieren. Später wurde Ohenewah wieder schläfrig auf meinem Arm. Die Lehrerin sah mich an, als wäre es etwas abnormales ein Kind in den Schlaf zu schaukeln, es zu halten, es zu beschützen. Oder etwas, was Lea vorhin erleben musste.. In ihrer Gastfamilie lebt noch ein Mädchen, sie wurde quasi aufgenommen, muss sich aber auch um den kompletten Haushalt kümmern. Der Gastvater hatte das Mädchen vorhin dann einfach aus ihrem Zimmer ausgesperrt, nur weil sie nicht dort war, sondern noch mit Lea zusammen spielte. Sie sollte dann im Flur auf dem Boden schlafen. Könnt ihr euch das vorstellen? Lea lässt sie nun in ihrem Bett schlafen. Es sind solche Dinge, die ich nicht verstehe und weder akzeptieren kann, noch will. Es macht mich wahnsinnig traurig, dass die Menschen hier so miteinander umgehen, ich fühle mich machtlos, würde aber gerne alle Kinder beschützen und ihnen zeigen, dass sie wichtig und wertvoll sind.

Umso mehr brauchen wir nun wieder ein gutes Erlebnis und freuen uns auf das Festival mit den anderen Obrunis! Es soll in Suhum stattfinden, ca. 30 Minuten von hier. Dort befindet sich übrigens auch das Waisenhaus, in welches wir wechseln werden. Lea wird dann bei mir übernachten damit niemand allein nachhause muss. Meine Gastmutter hat mir sogar die Nummer eines Taxifahrers gegeben, sehr lieb! Sonntag kommt dann wieder die Friseuse und macht uns beide die Haare, diesmal traut sich auch Lea.

Die Regenzeit nähert sich allmählich dem Ende und die Sonne wird noch erbarmungsloser.. unvorstellbar, dass es bei euch schon kalt sein soll!
Ich wollt mich übrigens mal bei euch allen bedanken, die so engen Kontakt zu mir halten! Es freut mich riesig und erleichtert vieles! Also danke dafür und fühlt euch ganz doll gedrückt!!


Neuzugang Rosemond
(sonst immer am Lachen!)

Gabriel, Emmanuel, Anita & Somuah
Ohenewah hält ein Schläfchen 
Perlenmarkt:
diese tollen Masken verkauft zwar jemand anderes,
Isaac wollte aber unbedingt mit aufs Foto! 


Sonntag, 9. Oktober 2016

Umbrella Rock & Boti Waterfalls

akwaaba!

Akwaaba heißt herzlich willkommen:) Solltet ihr jemals in Ghana sein, werdet ihr merken, dass so ziemlich jeder möchte, dass ihr seine Sprache sprecht oder es zumindest lernt. Es kommt mehrmals täglich vor, dass Menschen einen auf Twi ansprechen. Selbst, wenn ihr dann sagt, dass ihr doch bitte auf Englisch kommunizieren möchtet, dann wird das gern mal ignoriert und man wird einfach eine gute Minute mit unbekannten Wörtern überschüttet. Oft ist es einfach nur lustig. Beim hundertsten Mal ist es dann anstrengend, dann nämlich, wenn es einem regelrecht aufgezwungen wird. Man sei nun in Ghana und da müsse man die Sprache beherrschen – und dies bitte innerhalb einer Woche! Klar interessiere ich mich dafür und möchte gerne ein paar Brocken Twi lernen, man beachte aber, dass Englisch die offizielle Amtssprache ist. Und: nur mit Twi kommt man in Ghana nicht weit – schließlich sind hier 46 Sprachen vertreten! Nun gut, das mal am Rande..

Wie angekündigt, nahmen Lea und ich heute unseren ersten Ausflug in Angriff. Um 9Uhr trafen wir uns an unserem üblichen Treffpunkt. Dem Taxifahrer sagten wir, dass er uns doch bitte zur ‘trotro main station' bringen soll. Dort angekommen, trafen wir auf ein paar dieser Kleinbusse – die Frage war nur, welches uns auch an unser Ziel bringen würde. Wir fragten einen Busfahrer, welches Trotro zu den ‘boti waterfalls' fahren würde. Dieser lachte sich erstmal scheckig, zusammen mit seinen Kollegen und wir verstanden nur Bahnhof. Wie so oft hier, wurde dann aber jemand beauftragt uns zum richtigen Bus zu bringen. Wir verließen also die Straße und folgten einem Mann. Wir waren verwirrt und auf meine Frage, wo er uns denn hinbringe, winkte er nur in eine Richtung. Nun gut.. wir liefen ein paar Minuten durch enge Gassen und kamen dann zu einem richtigen Platz mit wirklich vielen Trotros. Er führte uns zu einem Bus auf dem auch tatsächlich unser Ziel geschrieben stand. Zwischendurch wollten uns etliche Taxifahrer für sich gewinnen und mir wurde sogar ein Heiratsantrag gemacht. Der Mann zeigte uns gleich noch wo wir unser Ticket kaufen können und wir zahlten jeder 4 Cedi, also läppische 90 cent. Wir bedankten uns ganz oft bei dem netten Mann und stiegen in unser Trotro. Das muss man den Ghanaern wirklich lassen: wenn man Hilfe braucht, dann wird einem auch sofort geholfen! Da ist sich niemand zu schade, alle sind sehr aufmerksam und scheuen auch keine Mühe.

Im Trotro waren es gefühlte 100 Grad. Die Busse fahren aber erst los, wenn sie voll sind, wir mussten also noch gute 15 Minuten warten (was eher kurz ist). Dann begann die abenteuerliche Fahrt. Holprig ist gar kein Ausdruck. Wer noch nicht wach war, der wurde es spätestens während der Fahrt – der Millionen Schlaglöcher sei dank! Wir fuhren ca. 30 Minuten und wurden dann bei einem Schild mit der Aufschrift ‘boti falls' abgesetzt. Wir zahlten jeder 20 cedi (4,50€) Eintritt – und waren weit und breit die einzigen Besucher. Ein Guide erzählte uns etwas zur Geschichte der Wasserfälle und dann mussten wir ungefähr 20 Minuten warten. Und dann.. kamen auf einmal 6 Obrunis um die Ecke! Lea und ich stürzten uns auf sie wie ausgehungerte Löwen, haha. So froh waren wir endlich mal auf Gleichgesinnte zu treffen. Es waren vier Mädels und ein Typ einer großen Organisation, welche mit insgesamt 56 (!!) Freiwilligen auf einer Hochburg in Swedru wohnen, in der eastern region Ghanas. Dazu noch eine Engländerin, die sowas von cool ist, dass es einem die Sprache verschlagen hat. Und es war ein Genuss mal wieder richtiges Englisch zu hören (dazu steh ich ziemlich auf british english)! Sie hatte einen ganz lieben Ghanaer im Schlepptau, welcher uns noch sehr behilflich sein würde.

Dann ging es los, 45 Minuten wandern zum berühmten ‘umbrella rock'. Unser Guide war übrigens ein total cooler Typ. Der Weg hatte es wirklich in sich, eine richtige Kletterpartie, teilweise etwas gefährlich, mitten durch unberührte Natur. Wir mussten sogar barfuß einen Fluss durchqueren. Der Wald war wunderschön. Wir hingegen schwitzten so sehr, dass es aussah, als hätten wir eine erfrischende Dusche genommen. Ich wusste nicht, dass es überhaupt möglich ist so sehr zu schwitzen. Doch für den Ausblick, der sich anschließend bot, würde ich es immer wieder ertragen! Worte können es wirklich nicht beschreiben und ich glaube, nicht einmal meine Bilder können das gleiche Gefühl erzeugen, welches beim wahrhaftigem Anblick entsteht. Wir ruhten uns also auf dem Felsen aus, genossen die Aussicht und tauschten uns über unsere bisherigen Erfahrungen aus. Eines der Mädchen, auch aus Berlin, ist ein genauso verrückter ‘Harry Potter’ Fan wie ich – ist das zu fassen!? Nach vielen Fotos traten wir den Rückweg an. Nach der gleichen anstrengenden Strecke und zusätzlich 250 Stufen kamen wir nun bei den Wasserfällen an. Wir hatten erstens Glück, dass wir während der Regenzeit hier waren und zweitens noch mehr Glück, dass es die Nacht zuvor heftig geregnet hatte. Die Wasserfälle waren unglaublich. Obwohl die Strömung ganz schön stark war, ist diese irre coole Engländerin kurzerhand ins Wasser gehüpft, haha. Wir hätten alle ewig dort stehen können und einfach nur das Wasser und die Natur genießen können. Schweren Herzens ging es aber irgendwann die vielen Stufen wieder herauf. Damit war die Tour beendet. Wie ihr wisst, gibt es noch die ‘akaa falls’, welche nicht weit von dort aus sein sollen. Die werden wir uns definitiv auch noch ansehen, fürs erste jedoch waren wir wahnsinnig zufrieden und wahnsinnig kaputt. Wir beschlossen alle gemeinsam zu uns nach Koforidua zu fahren. Dank unserem Ghanaer bekamen wir nicht nur rasch ein Trotro, indem wir alle Platz fanden, sondern auch ein lecker streetfood. Und schließlich setzten wir uns in einen sogenannten ‘spot’, also eine Bar/Pub und tranken ghanaisches Bier. Es war wirklich sehr nett. Gegen 18Uhr, machten sich die anderen auf den Weg zu ihrem Hostel und wir uns auf den Weg nachhause. Natürlich wurden Nummern ausgetauscht und wir nahmen uns vor, uns bald gegenseitig zu besuchen, etwas zu unternehmen und vielleicht sogar zusammen zu reisen.
Ihr seht also, unser erster Ausflug war ein voller Erfolg!!

Heute am Sonntag wurde wieder Wäsche gewaschen. Aktuell regnet es wieder wie aus Kübeln - zum Glück gibt es auch einen überdachten Platz für die Wäsche! Meine Gastmutter ist vorhin aus beruflichen Gründen weggefahren und wird erst am Donnerstag wieder zurückkommen. Sie hat mir aber meinen kompletten Speiseplan bis dahin vorbereitet und erklärt - sehr süß. Und mein Gastvater ist ja zum Glück auch noch da. Gestern startete ich in meine vierte Woche.. Wahnsinn. Die Zeit vergeht nun schneller, was mir im Moment sehr gut gefällt. Morgen werd ich dann hoffentlich, gnädigerweise, mein Visum verlängern dürfen - drückt mir die Daumen!

Bis ganz bald und Grüße aus dem Regen! Fühlt euch gedrückt!



steil bergab, wobei das noch harmlos war! 

umbrella rock 
die unglaubliche aussicht 
                             

boti waterfalls! 

Freitag, 7. Oktober 2016

Foto-Nachschub!!

die kinder unserer gruppe und ich

beim puzzlen


die streichaktion

der klassenraum vorher..



..und nachher 





















handabdrücke!!







erschöpft von der vielen aufregung..
et voilà..!