Freitag, 7. Oktober 2016

Meine dritte Woche in Ghana

hallo alle miteinander!!

ich habe schon wieder eine menge erlebt und weiß gar nicht wo ich anfangen soll.. aber erstmal: 3 wochen bin ich nun in ghana und die letzte woche verging wirklich wahnsinnig schnell. so ganz allmählich gewöhne ich mich an die gegend hier, daran taxi zu fahren und mich dabei nicht bei den preisen veräppeln zu lassen. langsam aber sicher finde ich meinen alltag..

sonntagabend gab es ein mittelgroßes drama. ihr erinnert euch an den typen, der mich für sich gewinnen wollte? nachdem es erst amüsant war, ist er irgendwann sehr seltsam geworden. ich will hier gar nicht weit ausholen, es kam aber soweit, dass er mir drohte und ich es mit der angst zu tun bekam. in der panik, stand auch der rückflug kurz im raum.. nach einem riesen theater schien sich die situation zu beruhigen. nachdem ich beschlossen hatte ihm nicht mehr zu antworten, stand er doch tatsächlich montag früh vor der schule und fing mich und lea ab. nach einem halben herzinfarkt meinerseits, stellte sich aber heraus, dass er wohl klären wollte, ob wir nun "cool" miteinander seien. alles wirklich unglaublich, aber danach war ruhe. und die moral von der geschicht': gebt eure nummer hier niemals, niemals weiter - egal wem, denn sie wird höchstwahrscheinlich einfach weitergereicht und wenn man pech hat, dann gerät man an eine ganz seltsame gestalt. warum mir das ausgerechnet hier passieren musste..
aber gut, inzwischen hab ich einige schöne erfahrungen machen können, sodass ich jene einfach aussortieren werde..

am montag in der schule also, bewunderten alle den neuen klassenraum. nun am ende der woche sind bereits viele stellen wieder dreckig, aber gut, damit hatten wir gerechnet. als uns die kinder überlassen wurden, machten wir handabdrücke mit ihnen. fanden sie natürlich super, die lehrerinnen waren erst skeptisch, dann begeistert. zum schluss wollten lea und ich noch unsere hände hinzufügen. eine der lehrerinnen meinte dann wir sollen unsere abdrücke doch über die der kinder anbringen, da wir ja über den kindern stehen würden, rangordnung und so.. das sahen wir nun mal gar nicht so. wir erklärten ihr höflich, dass wir da etwas anders denken und uns als teil der gruppe sehen.  das fand sie wiederum seltsam und wollte uns wirklich nötigen es auf ihre weise zu tun. wir widersetzten uns dem aber einfach. nur weil hier noch diese veraltete sichtweise herrscht, müssen wir dies ja nicht unterstützen. die handabdrücke sehen aber fantastisch aus und der raum erschien sofort noch freundlicher. nach der schule konnte ich im internetcafe mit meinem freund und meinen eltern skypen, das war natürlich toll und ich musste nicht mal eine träne verdrücken!

am dienstag zeigten wir den kindern wie man aus origamipapier blumen und hunde falten kann. die lehrerinnen machten sich erst ein wenig lustig darüber, fanden es am ende aber doch wieder "very nice".
die ergebnisse der kinder wurden am nächsten tag aufgehangen. ansonsten kam noch richard vorbei. wir klärten ihn darüber auf, dass wir zu gegebener zeit gern noch das waisenhaus in suhum kennenlernen würden. die kommunikation war mal wieder etwas schwierig, es ist nahezu unmöglich ihm eine klare antwort abzuringen. einerseits wirklich amüsant, andererseits kann einen dies schon mal zur verzweiflung treiben. am ende schien der fall aber klar und er wolle sich der sache annehmen..

am mittwoch dann war nur die jüngste lehrerin da, nur mit ihr ist die atmosphäre wirklich gut, fast schon herzlich. es wurde viel gesungen, wir kneteten, puzzleten und brachten den kindern ein lied bei. wenn etwas zu tun ist, vergehen die stunden wahnsinnig schnell. während des unterrichts, schlafen lea und ich nach wie vor fast ein (was zugebenermaßen auch ein wenig an der hitze liegt). in den pausen wurde wieder viel geknuddelt. nach feierabend ging es in die stadt. ich hatte beschlossen mir ein tablet zu kaufen. das war zwar absolut nicht geplant und ich hatte wirklich gedacht, dass ich in ghana eher wenig mit elektronik zu tun haben werde, aber es stellte sich heraus, dass so ein tablet hier schon ganz praktisch ist. so kann ich nun meine einträge vorschreiben und muss nicht mehr stundenlang im internetcafe sitzen, wo lea und ich übrigens immer unsere mückenstiche herbekommen.
auf unserer suche nach einem vertrauenswürdigen geschäft, trafen wir dann auf wirklich liebe und hilfsbereite menschen. in geschäft nummer eins wollten die jungen männer uns sogar heiraten, ha! und es wurde zweimal losgelaufen um mir zwei verschiedene produkte zeigen zu können. wir zogen aber erstmal weiter,  schließlich wollte ich nicht das erstbeste kaufen. im zweiten laden trafen wir auf jemanden, der sogar letztes jahr in deutschland war. ein cooler typ war das. er zeigte uns höchstpersönlich einen laden und wir versprachen am nächsten tag wiederzukommen, nachdem ich dann eine entscheidung getroffen haben werde.

donnerstag ließen wir die kinder malen. wir wollten, dass sie ausnahmsweise mal keine vorgabe haben und wirklich malen können was immer sie wollen. die lehrer fanden das höchst seltsam. wieder bestanden sie darauf, dass wir die blätter mit "exercise" betiteln, also wie in den schulheften der kinder. und wir erklärten ihnen wieder, dass dies nicht unsere intention ist. die kinder sollen nun einfach spaß haben. man merkt, dass es ihnen sehr schwer fällt es zu akzeptieren, wenn lea und ich dinge auf unsere art und weise angehen. ich verstehe es auch, schließlich kennen sie es nur so und haben es selbst so beigebracht bekommen. wir versuchen uns dem dann aber einfach mit höflichem druck entgegenzusetzen und wer weiß, vielleicht merken Sie dann auch, dass einiges gar nicht mal so schlecht ist..
was die kinder angeht, verlief es erstmal ähnlich wie beim kneten. sie waren völlig perplex, dass wir ihnen keine vorgaben machten. wir teilten blätter und wachsmaler aus und die kinder schauten uns an wie autos. nach und nach trauten sie sich dann etwas zu malen. lea und ich mussten die lehrer immer wieder freundlich darauf hinweisen, dass sie sich raushalten sollten, denn sie fingen immer wieder an irgendwelche anweisungen zu geben. uns ist völlig klar weshalb, dennoch war es schockierend, dass die kinder immer wieder alles wegradierten, in dem glauben, dass ihre bilder nicht gut genug seien. mit der zeit wurde es aber. die lehrerinnen schliefen irgendwann auch an ihrem tisch und das war auch besser so. die kinder hatten feuer gefangen. sie trauten sich immer mehr und irgendwann ließen sie ihrer fantasie wirklich freien lauf. lea und ich freuten uns und die kinder holten sich immer wieder ein lob ab, welches sie so selten zu hören bekommen und doch so dringend benötigen. die zwei jüngsten mädchen kamen aus dem lachen gar nicht mehr heraus und durften endlich mal 'krickel-krakel' malen. es war toll! mit solch einer winzigen kleinigkeit, die geradezu zu simpel scheint, macht man die kinder hier unglaublich glücklich. natürlich wurden die bilder aufgehangen, direkt neben den gefalteten blumen und hunden und werten den raum direkt noch mehr auf!
nach schulschluss liefen wir wieder in die stadt. es wurde das tablet gekauft und anschließend ging es zum ersten mal zum berühmt berüchtigten perlenmarkt - 'beads and crafts market'. fantastischerweise befindet sich dieser quasi direkt vor meiner tür. und worte können kaum beschreiben wie wahnsinnig toll es dort ist. etliche stände mit kleinen und großen perlen, armbänder, ketten, ohrringe, anhänger. ein armband wurde natürlich direkt gekauft. wir könnten aber definitiv unsere koffer allein mit den dingen hier füllen und werden uns wahrscheinlich echt zurückhalten müssen. leider waren wir erst relativ spät dort, sodass schon langsam zusammengepackt wurde. vor allem aber waren wir die einzigen und somit DIE attraktion. wir führten also eine menge gespräche, die männer (es arbeiten kaum frauen dort) waren alle wahnsinnig nett und erzählten uns teilweise wirklich interessante sachen. der markt ist wohl täglich, aber donnerstags sei DER tag. und angeblich soll man hier auch auf viele obrunis treffen! wir sind gespannt und werden auf jeden fall sehr oft hier sein!!

nachdem wir gestern einen so guten tag hatten, wurden wir heute, am freitag, direkt wieder brutal auf den boden der tatsachen gebracht. während unserer zeit mit den kindern, ging es heute mal raus auf einen platz hinter der schule. wir nahmen meinen mitgebrachten ball mit und außerdem ein langes seil, welches wir gestern gekauft hatten. das springseilspringen wurde von der lehrerin direkt wieder als hochleistungsaufgabe bewertet. die meisten kinder konnten es tatsächlich nicht, was nicht verwunderlich ist, wenn man sie nie spielen lässt. erschreckend war jedoch, dass die lehrerin es genauso wenig konnte. sie machte sich trotzdem lustig über die kinder und zeigte sich schockiert darüber, wenn sie es nicht auf anhieb schafften. wir machten ihr klar, dass sie es schon lernen werden. bei den meisten anderen dingen, die wir so mit den kindern machen, wurde es aber von mal zu mal besser. die kinder hatten wieder einen haufen spaß. noch viel schlimmer wurde dann aber die darauffolgende stunde. es wurde viel geschlagen, was sich leider, leider diese woche verstärkt hat. und dass nachdem ich so froh war den zuständen in KG2 entkommen zu sein.. da wir uns jedes mal schockiert darüber zeigen, reagierten sie dieses mal darauf. sie stellten fest, dass die kinder in deutschen schulen ja nicht geschlagen, wussten es also bereits. es war deutlich zu merken, dass sie dies nicht gutheißen und nicht verstehen. außerdem "erklärten" sie uns, dass man die kinder schlagen müsse, weil sie böse seien. ja - genau das waren ihre worte. lea und ich waren so sprachlos, dass wir dem nicht mal etwas entgegensetzen konnten. die lehrerinnen fanden es sehr amüsant. die eine erzählte ihrer kollegin davon, wie lea gestern ein kind tröstete, da es geschlagen wurde. und sie machten sich beide darüber lustig. ich erzähl euch hier keinen mist, das geschieht wirklich. das gab uns dann den rest für heute.. für uns beide ist dieser zustand kaum zu ertragen. uns ist bewusst, dass man hier nicht annähernd so weit wie in deutschland/europa ist und die leute es nur so kennen wie es ihnen selbst ergangen ist. es ist aber nichtsdestotrotz unentschuldbar. die kinder haben null kindheit. für unsere arbeit hier ist es einfach wahnsinnig entmutigend, da man das gefühl hat, dass von jeglichen bemühungen nichts hängen bleibt. deshalb werden wir nicht aufgeben und nun einfach unsere zeit absitzen, keinesfalls. man kann sich nur glaube ich wirklich nicht vorstellen, wie wenig man hier ausrichten kann - es sei denn, man würde wirklich von null anfangen und ein völlig neues system ausrichten. deshalb sind so winzigkeiten wie malen, kneten & co., sowie den kindern aufmerksamkeit schenken, sie zu ermutigen und ihnen zuneigung zu geben, schon eine enorme veränderung - zumindest für den moment.

nun sind wir aber doppelt froh, dass wochenende ist. wir müssen hier mal raus.. morgen geht es endlich zu den 'boti und akaa waterfalls', wir freuen uns und sind gespannt! 

ich denke an euch und hoffe ihr seid wohlauf!
liebste grüße aus koforidua! eure roxy 

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